Marktbericht für Edelmetalle

Erstmals seit Mitte Mai zeigt der Platinpreis wieder aufwärts. Auch Gold und Silber haben in der vergangenen Woche zugelegt. Nur dem Palladiumpreis scheint die Orientierung zu fehlen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Platin durchbricht Abwärtstrend


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Grundstimmung weiterhin positiv

Wachsende Zweifel an einer US-Leitzinserhöhung noch im laufenden Jahr unterstützen derzeit den Goldpreis: Am vergangenen Donnerstag legte das Metall bis auf 1.190,60 Dollar je Unze zu, den höchsten Stand seit Ende Juni. Preistreibend wirkten erneut enttäuschende US-Konjunkturdaten. Die am Mittwoch veröffentlichten Einzelhandelsumsätze im September lagen genauso unter den Erwartungen wie die Produzentenpreise.

Auch wenn über den Prognosen liegende Inflationsdaten den Preis am Donnerstag schließlich wieder unter Druck setzten, bleibt die Grundstimmung positiv. Während die physische Investmentnachfrage weiterhin unterdurchschnittlich ist, verzeichneten ETFs deutliche Zuwächse: Mit 7,7 Tonnen verbuchte der SPDR Gold Trust am Mittwoch die höchsten Zuflüsse seit Februar – am Donnerstag legte er nochmal um fünf Tonnen zu.

Mit seinem jüngsten Anstieg hat der Goldpreis erstmals seit Mai diesen Jahres den 200-Tage-Durchschnitt durchbrochen, der aktuell bei 1.176 US-Dollar/oz liegt. Grundsätzlich ist dies ein Zeichen für einen weiteren Preisanstieg. Signifikante Widerstände liegen in diesem Fall bei 1.208 US-Dollar/oz (Hoch vom 18. Juni) und dann bei 1.232 US-Dollar/oz (Hoch vom 18. Mai).

Mehr als diese Charttechnik werden jedoch weiterhin US-Konjunkturdaten, beziehungsweise deren Bedeutung für den Zeitpunkt der Leitzinserhöhung, die Entwicklung des Goldpreises beeinflussen. Enttäuschend ausgefallende Daten, die auf eine Verschiebung hindeuten, werden die Notierung unterstützen. Umgekehrt werden über den Erwartungen liegende Daten – die eine Zinserhöhung im laufenden Jahr wahrscheinlicher machen – den Preis unter Druck setzen.

China hat unterdessen seine Goldreserven im September um 480.000 Unzen (14,9 Tonnen) auf nun 54,93 Millionen Unzen aufgestockt. Die Volksrepublik setzt damit ihre Käufe ungeachtet des gestiegenen Preises in ähnlicher Größenordnung wie in den Vormonaten fort (August: 16,2 Tonnen, Juli: 19 Tonnen).

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Gold: 12.10.-18.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.190,63 1.042,77 33,53
Tief 1.138,40 1.011,30 32,51

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Silber: Silber „glänzt“

Nicht nur Gold profitierte von den schwachen Daten aus den USA. Auch Silber konnte im Zuge der enttäuschenden Wirtschaftszahlen und damit einhergehenden, schwindenden Wahrscheinlichkeit einer Leitzinserhöhung mit steigenden Kursen glänzen. Von den fünf stimmberechtigten Fed Boardmembers haben sich bereits zwei öffentlich dafür ausgesprochen, in diesem Jahr keine Erhöhung mehr vorzunehmen, so dass die Einschätzung des Marktes bestätigt wurden.

Der steigende Preis wurde von Investoren für Gewinnmitnahmen und erneute Ausstiege aus den ETFs genutzt. Diese befinden sich nach dreimonatigen Abflüssen nun auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren. Diese Woche richten sich die Blicke auf die EZB Sitzung am Donnerstag. Weitere Hinweise hinsichtlich einer weiteren Ausweitung der geldpolitischen Lockerung werden erwartet.

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Silber: 12.10.-18.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,26 14,28 459,14
Tief 15,60 13,70 440,61

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Platin: Raus aus dem Downtrend-Kanal

Im Laufe der letzten Woche konnte Platin aus dem seit Mitte Mai vorherrschenden Downtrend-Kanal ausbrechen und ist weiterhin mit Rückenwind unterwegs: Zum ersten Mal seit einem Monat handeln wir wieder über den 1.000 US-Dollar/oz. Dabei zog das Metall der Entwicklung im Gold nach und durchbrach dabei relativ schnell technische Widerstände (960 US-Dollar/oz und der 200 Tage „moving average“ bei 973 US-Dollar/oz).

Der erste Schrecken über den Abgasskandal scheint vom Markt womöglich überwunden. Spannend ist jedoch weiterhin, was er mittel- und langfristig für die Diesel- und somit Platinnachfrage bedeutet. Zum ersten Mal in drei Monaten stiegen in China auch wieder die Autoverkäufe, was – auch wenn sie sich auf dem tiefsten Stand seit 2012 befinden – ein kleiner Lichtblick ist.

Wir sehen in Deutschland weiterhin eine zurückhaltende Nachfrage seitens Industrie und auch die unverändert niedrige Schwammprämie ist ein Indiz für die ausreichende physische Verfügbarkeit im Markt. In Südafrika verhandelt Sibanye eine Übernahme von Aquarius Platinum. Sollte das unterbreitete Angebot über 294 Millionen USD angenommen werden, würde Sibyane zum weltweit fünftgrößten PGM Produzenten aufsteigen. Diese Woche gilt es für Platin sich über den 1.000 US-Dollar/oz zu etablieren – auf nächste Hürden trifft es bei 1.025 US-Dollar/oz und 1.050 US-Dollar/oz.

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Platin: 12.10.-18.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.030,00 905,57 29,11
Tief 972,74 846,87 27,23

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Palladium: Geht die Rallye weiter?

Nachdem wir mit Kursen von deutlich über 700 US-Dollar/oz in die Woche gestartet waren, fielen die Preise dann gleich am Dienstag bis auf das Low der Woche bei 681 US-Dollar/oz. Seitdem hat es sich in einer Range um die 700 US-Dollar/oz eingependelt (690 US-Dollar/oz – 705 US-Dollar/oz) und scheint noch unentschlossen, ob es den Weg nach oben weiterverfolgt.

Zwei Faktoren spielen bei dieser Frage eine entscheidende Rolle: Zum einen bleibt abzuwarten, ob aufgrund des Emissionsskandals nun mehr Benzinfahrzeuge verkauft werden. Dies würde den Preis entsprechend weiter nach oben treiben. Zum anderen sind die chinesische Wirtschaft und deren weitere Entwicklung entscheidend. Offen ist auch die Frage, ob die Senkung der Umsatzsteuer auf Kleinwagen langfristig wirklich mehr Käufer bringen wird. Wir konnten in den letzten Tagen einen leichten Nachfrageanstieg nach Palladiumschwamm beobachten. Bisher fand Palladium bei 690 US-Dollar/oz gute Unterstützung. Auf diesem Level handeln wir heute Morgen, nachdem sich der Preis in der Frühe etwas nach unten korrigiert hat.

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Palladium: 12.10.-18.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 720,25 634,00 20,38
Tief 675,72 588,00 18,90

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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Rhodium zieht an, hohe Umsätze im Ruthenium

Der Rhodiumpreis konnte in den letzten Tagen etwas zulegen. Während sich Investoren zurückhielten, sahen wir im Zuge von gefestigten Platinpreisen auch mehr industrielle Nachfrage nach Rhodium. Entsprechend deutlich höher war das Handelsvolumen im Vergleich zur Vorwoche.

Bei vergleichsweise hohen Umsätzen mit den Ruthenium verarbeitenden Industrien (Elektrochemie- und Chemieindustrie), ist der Preis annähernd unverändert.

Im Iridium ist weiterhin keine Veränderung der Marktlage zu verzeichnen: gute Nachfrage trifft auf beschränkte Verfügbarkeit. Entsprechend hat sich im Preisumfeld nichts getan.

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12.10.-18.10.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 740,00 37,00 475,00
Brief 840,00 45,00 575,00
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