Nachsorge von Deponien
Kommunen sind dazu verpflichtet, Deponien 30 Jahre lang zu betreuen. Doch manchmal wird die Nachsorge zum Problem, wie ein aktuelles Beispiel zeigt. Der Betreiber muss einen Deponieabschnitt umziehen. Das Beispiel soll Schule machen - für den Umzug einer ganzen Deponie.
Umzug einer ganzen Deponie
Ein nicht alltägliches Projekt beschäftigt derzeit den Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (A.R.T.): Ein Abschnitt der fast 40 Jahre alten Deponie Mertesdorf zieht um. Insgesamt müssen rund 150.000 Kubikmeter Hausmüll und Gewerbeabfall ausgegraben und an sicherer Stelle wieder abgelagert werden.
Die Maßnahme ist notwendig, weil eine Kontamination des Grundwassers nicht vollständig ausgeschlossen werden konnte, sagt Landrat und A.R.T.- Verbandvorsteher Günther Schartz. Die Ursache seien unzureichende Sicherungsmaßnahmen in der Vergangenheit. Denn als die Deponie in Mertesdorf 1978 eröffnet wurde, reichte es laut Zweckverband aus, vorhandene Quellen mit Schotter und Folie abzudecken und das Wasser abzuleiten. Zudem wurde der Abfall einzig mittels Kompaktoren verdichtet. Das führte in der Folge dazu, dass Wasser in den Abfall eindringen und Schadstoffe lösen konnte.
Aufladen, transportieren, einbauen
Mit der Umlagerung des alten Müll hat der Zweckverband schon im Juni begonnen. Dabei sind drei Bagger, ein Kompaktor und Raupen sowie sechs Lkw und zusätzlich noch Walzen im Einsatz. Das Prozedere gleicht laut A.R.T. einer Bodenabtragung: aufladen, transportieren, einbauen.
Rein rechtlich seien für das Vorhaben in erster Linie das Abfallrecht (Plangenehmigung nach Paragraf 35 Absatz 3 KrWG), das Bundes-Immisionsschutzgesetz und das Wasserrecht zu beachten. Darüber hinaus ist das Baurecht zu beachten, weil der Kompostplatz im EVZ verlegt werden musste. Der neue Deponieabschnitt im Entsorgungs- und Verwertungszentrum Mertesdorf (EVZ) ist nach dem neuesten Stand der Technik, also DA 4b, abgedichtet.
Wichtigstes Ziel bei der Umlagerung: Die Geruchsbelästigung soll möglichst gering bleiben. Daher trägt der A.R.T. das Material schichtenweise ab. Wie sich schon früh heraustellte, „gab es wegen des hohen Zersetzungsgrades der Abfälle nahezu keine Geruchsbelästigungen“.
Als weitaus schwieriger beurteilen die Verantwortlichen, am alten wie am neuen Deponiestandort den Normalbetrieb aufrechtzuerhalten. „Es gibt eine klare Trennung zwischen Schwarz- und Weißbereich, die zu beachten und einzuhalten ist“, heißt es seitens der A.R.T. So dürften nur autorisierte Personen den Schwarzbereich betreten.
Kaum Rohstoffe enthalten
Die Verantwortlichen in Trier betrachten das Konzept als nachhaltige und kostengünstige Lösung. Ihren Angaben zufolge hätte die Behandlung der alten Abfälle in einer Müllverbrennungsanlage ein Vielfaches gekostet. Denn was der Zweckverband zu Tage fördert, enthält kaum Rohstoffe.
Der größte Teil der Abfälle ist bereits zersetzt. Lediglich Autoreifen und große Metallteile werden aussortiert und verwertet. Darüber hinaus gibt es Kunststoffe. Diese aber zu separieren „ist energetisch aufwendiger, als ihr Einsatz in einer Verbrennungsanlage als Energiequelle bringen würde“, betont der A.R.T. Zudem würden durch die Separierung und Verbrennung deutliche Mehrkosten im Projekt entstehen.
Insgesamt hat der Zweckverband in die Maßnahme 5,2 Millionen Euro investiert, die Kosten für den neuen Kompostplatz einberechnet. Das klingt nach viel Geld, aber: „Durch die Maßnahme können wir zusätzlich rund 3,4 Millionen Euro sparen, da die gesetzlich vorgeschriebene 30-jährige Nachsorge und die Oberflächenabdichtung für den alten Abschnitt entfallen“, erläutert Landrat Schartz. Hingegen blieben die Kosten für den neuen Abschnitt konstant, da hier schon Abfälle deponiert wurden.
Umzug einer ganzen Deponie
Die Umlagerung des Abfalls in den neuen Deponieabschnitts soll Anfang 2016 abgeschlossen sein. Gerade noch rechtzeitig, wie es scheint. Laut A.R.T. haben Freimessungen des freigelegten Untergrunds ergeben, „dass in einer Tiefe von 50 bis 80 Zentimetern keine Beeinflussung mehr durch den vormals abgelagerten Abfall festzustellen ist“.
Nun plant der Zweckverband den Umzug einer ganzen Deponie. Genauer handelt sich um die Mülldeponie Saarburg. Dort haben die Verantwortlichen ähnliche Probleme wie in Mertesdorf entdeckt. Auch hier drohen giftige Stoffe aus dem Deponiekörper das Grundwasser zu verunreinigen.
In Saarburg wurden bis 1995 rund 300.000 Kubikmeter Abfall abgelagert. Der soll in den nächsten Jahren ebenfalls in das Entsorgungs- und Verwertungszentrum umziehen. Die Sanierung soll Schätzungen zufolge rund 15 Millionen Euro kosten.