Bilanz für 2014

Höhere Umsätze, höhere Recyclingquote, aber erstmals rote Zahlen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb München ist dennoch zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2014. Auslaufende Verträge könnten dem AWM jedoch weitere Einnahmeausfälle bescheren.

AWM erzielt höhere Recyclingquote


Der Abfallwirtschaftsbetrieb München hat 2014 erstmals einen Verlust gemacht. Wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht, verbucht der Münchner Eigenbetrieb einen Jahresfehlbetrag von 817.000 Euro. Im Jahr 2013 war das Ergebnis noch positiv und betrug 513.000 Euro.

Den Rückgang begründet der AWM unter anderem mit der vorgenommenen Gebührensenkung um 17,3 Prozent beziehungsweise 22,018 Millionen Euro zum 1. Januar 2013. Außerdem seien die Einnahmen aus der Altpapierverwertung um 2,555 Millionen Euro zurückgegangen. Ferner sind auch die Erlöse aus der Energiegutschrift aus der Abfallverbrennung um 3,147 Millionen Euro gefallen.

Darüber hinaus verbucht der AWM höhere Aufwendungen für das Personal. Insgesamt sind die Personalaufwendungen um 3,596 Millionen Euro auf insgesamt 76,4 Millionen Euro geklettert. Der Anstieg resultiere vor allem aus der Anpassung der Besoldung bei den Beamten (+ 2,95 Prozent zum 1.1.2014), aus der Tariferhöhung für die Tarifbeschäftigten (+ 2 Prozent zum 1.4.2014) und aus Neueinstellungen, heißt es im Geschäftsbericht.

Fokus auf Bioabfall

Gestiegen sind auch die Umsatzerlöse. Trotz Gebührensenkung seien die Erlöse auf insgesamt 185,87 Millionen Euro gestiegen, so der AWM. Das entspricht einem Plus von 3,674 Millionen Euro. Die Haupteinnahmequellen waren die Erlöse aus der Haus- und Gewerbemüllentsorgung. Sie erhöhten sich um 1,13 Prozent beziehungsweise 1,231 Millionen Euro. Die höheren Einnahmen begründet der AWM mit Neuanschlüssen von Wohngebieten. Auch die Altkleidersammlung sorgte für einen Anstieg des Umsatzes.

Von seinem erklärten Ziel, eine Recyclingquote von 65 Prozent zu erzielen, ist der AWM allerdings noch ein Stück entfernt. Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 54,6 Prozent – nach 53,9 Prozent im Jahr 2013. Im vergangenen Jahr sei es darum gegangen, Maßnahmen zur Erreichung der gesetzlich vorgegebenen Recyclingquote von 65 Prozent umzusetzen und anzustoßen, erklärt der AWM. Dazu habe man verschiedene Stoffströme daraufhin untersucht, ob und wie mehr des betreffenden Wertstoffs gesammelt und hochwertig stofflich verwertet werden kann. Im Fokus stand dabei, Wege zur vermehrten Abschöpfung und Verwertung von Bioabfällen zu untersuchen.

Fast energieautarker Wertstoffhof

Insgesamt hat der AWM im vergangenen Jahr 431.203 Mg Restmüll, Papier- und Bioabfall aus 809.799 Münchner Haushalte eingesammelt. Außerdem wurden 78.548 Mg Abfälle inkl. Elektronikschrott und Problemabfälle auf den Wertstoffhöfen gesammelt. Der AWM verfügt über 10 Wertstoffhöfe, die im Stadtgebiet verteilt sind, sowie über 2 Wertstoffhöfe plus. Das „plus“ steht unter anderem dafür, dass der Wertstoffhof auch für Kleingewerbebetriebe geöffnet ist.

Den zweiten Wertstoffhof plus hat der AWM im September 2014 eingeweiht. Neben der kostenlosen Anlieferung von haushaltsüblichen Wertstoffen und Sperrmüll können dort nun auch größere Mengen gegen Gebühr abgegeben werden. Insgesamt hat der Wertstoffhof eine Fläche von 7.000 m² – laut AWM die Größe eines Fußballfeldes im UEFA-Cup.

Zu der innovativen Bauweise des Wertstoffhofes gehören eine Dachkonstruktion mit Fotovoltaikmodulen, eine Brauchwasseraufbereitung mittels Solarthermie, eine Grundwasserwärmepumpe zur Wärmeerzeugung und ein als Biotop geplanter Löschwasserteich, der das Wasser von den Dachflächen aufnimmt. Die Gebäude bestehen aus recycelbaren Baustoffen, ferner wird der gesamte Wertstoffhof mit energiesparenden LED-Leuchtmitteln beleuchtet. „Dank dieser Maßnahmen ist es gelungen, einen fast energieautarken Wertstoffhof mit Modellcharakter in den Bereichen Ökologie, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu konzipieren“, so der AWM. Für die Nutzer bietet der neue Wertstoffhof außerdem Rollwägen, um den Transport vom Auto zu den Containern zu erleichtern, und eine modern ausgestattete Problemstoffannahme.

Von September bis Ende 2014 verbuchte der AWM pro Monat rund 13.000 Abfallanlieferungen. Beide neuen Wertstoffhöfe plus schlugen mit Baukosten von insgesamt rund 19 Millionen Euro zu Buche.

Höherer Fehlbetrag erwartet

Eher verhalten ist der wirtschaftliche Ausblick für das laufende Jahr und die kommenden Jahre. Für das laufende Jahr rechnet der AWM mit einem Anstieg des Jahresfehlbetrags. Ein Vergleich der Ergebnisse im Zeitablauf ist jedoch nur eingeschränkt möglich, weil sich insbesondere Ergebnisdefizite der Gebührenkalkulation in mehreren Geschäftsjahren auswirken, heißt es im Geschäftsbericht.

Für die mittlere Frist plant der AWM neben dem Bau eines dritten Wertstoffhofes plus die Errichtung eines zusätzlichen Bürogebäudes, um die Zersplitterung der Belegschaft zu beenden und die Kosten für die Anmietung zusätzlicher Büroflächen zu vermeiden. Betrieblich will sich das Unternehmen auf die kontinuierliche Steigerung der Effizienz in der Logistik und die Erhöhung der Recyclingquote konzentrieren. Alle Maßnahmen hätten das Ziel, die Marktposition des AWM zu stärken.

Doch es drohen auch Einnahmeausfälle. Bei den Fremdmüllanlieferungen stehe man derzeit mit dem Landkreis München in Verhandlungen über eine Verlängerung der bestehenden Zweckvereinbarung, deren Ausgang unbestimmt ist, so der AWM. Hinzu komme, dass die Anlieferungen der Landkreise Miesbach und Starnberg am 31.12.2015 bzw. am 01.04.2017 enden. Das werde bedeuten, dass die Einnahmen aus diesem Geschäftsfeld in den nächsten Jahren zurückgehen werden.

Mehr zum Thema
Premiere: Erster wiederaufbereiteter LED-Scheinwerfer Europas