Marktbericht für Edelmetalle
Die Edelmetallpreise stehen unverändert unter Druck. Bei Gold hält der Abwärtstrend an, bei Platin ebenfalls. Der Palladiumpreis zeigte sich in der vergangenen Woche äußerst volatil. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.
Erneut schwache Woche für Edelmetalle
Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.
Gold: Abwärtstrend geht weiter
Der Abwärtstrend beim Gold hält an: Am Freitag notierte Platin mit 1.052,46 US-Dollar/oz so tief wie seit Anfang 2010 nicht mehr. Das Metall beendete die Handelswoche damit zum sechsten Mal in Folge schwächer als es sie begonnen hatte.
Auslöser für den neuerlichen Kursrutsch war – neben dem seit geraumer Zeit ohnehin schwachen Umfeld – das Durchbrechen der charttechnischen Unterstützung bei 1.065 US-Dollar/oz. Diese Marke hatte in der jüngsten Vergangenheit wiederholt gehalten. Am Freitag waren die Verkäufe nun zu stark, die Unterstützung hielt nicht und weitere Verkäufe verstärkten sich.
Anleger in Deutschland reagierten mit physischen Käufen als der Euro-Goldpreis die 1.000er-Marke durchbrach und bis auf 994,95 Euro/oz fiel. Wir verzeichneten einen deutlichen Anstieg des Kaufinteresses besonders für 100g- und 250g-Goldbarren. Es bleibt nun abzuwarten, wie die Goldmärkte in Fernost auf das neue Kurstief reagieren. Die Nachfrage aus Indien und von Seiten der chinesischen Schmuckindustrie war in den letzten Wochen eher verhalten. Die anstehende Feiertagssaison könnte in Kombination mit den niedrigen Preisen zu einer etwas höheren Nachfrage führen.
Ungeachtet dessen glauben wir nicht, dass es im Vorfeld der immer wahrscheinlicher werdenden ersten US-Leitzinserhöhungen am 16. Dezember zu einer deutlichen Gegenbewegung des Goldpreises kommen wird. Den größten Einfluss auf das Metall übt derzeit der US-Dollar aus, welcher kurzfristig weiter zulegen dürfte und damit den Druck auf den Goldpreis aufrechterhält. Für diese Woche schließen wir einen Test der nächsten Unterstützung bei 1.043,75 US-Dollar/oz nicht aus.
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Gold: 23.11.-29.11.2015 | Dollar/oz | Euro/oz | Euro/g |
Hoch | 1.087,41 | 1.014,54 | 32,62 |
Tief | 1.066,60 | 994,95 | 31,99 |
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Silber: Hohes Überraschungspotenzial in dieser Woche
Diesen Donnerstag wird mit Spannung auf die EZB-Zinsentscheidung geschaut und darauf, mit welchem Maßnahmenpaket EZB-Präsident Draghi aufwartet. Das Ergebnis scheint aktuell noch offen, in der Diskussion ist die komplette Bandbreite geldpolitischer Maßnahmen von Einlagen- und Leitzinssenkung bis hin zu einer Ausweitung der Anleihekäufe in Art, Umfang und Laufzeit. Das Überraschungspotenzial ist entsprechend hoch, so dass durchaus mit Edelmetall- und Aktienkursaufwertungen gerechnet werden kann. In Euro dürften die Gewinne dabei deutlich höher ausfallen als in US-Dollar.
Der Durchbruch unter 13,98 US-Dollar/oz am Montag letzter Woche bestätigte sich nicht auf Schlusskursbasis. In den Folgetagen formierte sich bei 13,95 US-Dollar/oz wieder gute Unterstützung, die auch feiertagsbedingt bei geringer Liquidität am Freitag hielt, trotz Kursrutschen in Gold und Platin. Charttechnisch spricht einiges für eine Bodenbildung auf derzeitigem Level. Erster Widerstand nach oben liegt bei 14,42 US-Dollar/oz und dann 14,80 US-Dollar/oz.
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Silber: 23.11.-29.11.2015 | Dollar/oz | Euro/oz | Euro/g |
Hoch | 14,45 | 13,62 | 437,91 |
Tief | 13,86 | 13,04 | 419,40 |
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Platin: 30 Prozent Minus zum Vorjahr
Nach zuletzt vier Wochen in Folge mit Verlusten konnte Platin auch diese Woche keine Gewinne verzeichnen. Wir befinden uns weiterhin auf dem Preisniveau von Dezember 2008, der Tiefstand von Oktober 2008 um 744 US-Dollar/oz scheint aktuell den Boden zu bilden. Am 27. November erlebte das Edelmetall mit 827 US-Dollar/oz sogar den bisherigen Jahrestiefstand des LBMA Platin Preises. Die psychologische Marke von 800 US-Dollar/oz könnte als nächstes in Angriff genommen werden.
Wie schnell das passiert, bleibt abzuwarten. Neben der Entwicklung von Gold bleiben die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank in dieser Woche und die eventuelle Zinsanhebung durch die Fed Mitte Dezember ausschlaggebend für die weitere Preisentwicklung.
Aus dem Automobilbereich gibt es ermutigende Nachrichten rund um Volkswagen: Laut VW seien die Reparaturkosten für 90 Prozent der betroffenen Diesel-Fahrzeuge genehmigt und stemmbar. Ein Software-Update für 2.0 Liter Motoren sei bereits bewilligt, ein weiteres für 1.6 Liter Motoren in Arbeit. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat die Vorschläge zur Überarbeitung der ersten manipulierten Dieselmotoren genehmigt.
Auf dem niedrigen Niveau konnte beim Platin eine steigende physische Nachfrage verzeichnet werden, die den Markt aber anscheinend nicht nachhaltig stützen kann. Die Schwammprämie handelt unverändert. In den USA war, bedingt durch das Thanksgiving-Wochenende, ein dünner Markt mit wenig Bewegung zu verzeichnen.
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Platin: 23.11.-29.11.2015 | Dollar/oz | Euro/oz | Euro/g |
Hoch | 862,00 | 813,21 | 26,15 |
Tief | 827,75 | 781,93 | 25,14 |
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Palladium: Deutliche Schwankungen
Die Woche startete für Palladium mit einem Abwärtstrend und erreichte am Mittwoch bei 525 US-Dollar/oz die Unterstützungslinie. Auf diesem Niveau kam massives Kaufinteresse in den Markt, sodass wir binnen kürzester Zeit bei Preisen wieder um 560 US-Dollar/oz handelten, bis sich das Metall dann zwischen 550 und 560 US-Dollar/oz einpendelte. Palladium war auch den Rest der Woche recht volatil, mit dem Thanksgiving-Feiertag in USA aber bei weitem nicht mehr so stark wie am Mittwoch.
Seit einiger Zeit wird in der Branche diskutiert, ob mittelfristig der Volkswagen-Skandal zu einer höheren Nachfrage nach Palladium führt. So wird immer wieder die US Investment Bank Goldman Sachs zitiert, die eine Verringerung der Lücke zwischen dem teureren Platin und Palladium sieht. Goldman Sachs sieht einen Trend zur künftigen Entwicklung weg vom Diesel- hin zum Benzinmotor mit negativen Folgen für die Platin-Nachfrage. Physische Nachfrage und die Schwammprämie bleiben nach wie vor auf niedrigem Niveau.
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Palladium: 23.11.-29.11.2015 | Dollar/oz | Euro/oz | Euro/g |
Hoch | 572,02 | 539,00 | 17,33 |
Tief | 525,00 | 496,00 | 15,95 |
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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Iridium mit guten Umsätzen
Der Rhodiumpreis hat sich nun seit fast 3 Wochen nicht mehr von der Stelle bewegt, obwohl sich die Umsätze auch in der Berichtswoche auf gutem Niveau bewegten. Ansonsten gibt es, auch bedingt durch die kurze Woche mit dem amerikanischen Feiertag, wenig zu berichten.
Keine Neuigkeiten gibt es im Ruthenium. Wir beobachten verhältnismäßig niedrige Umsätze und keine grundsätzliche Änderung der Gesamtmarktsituation.
Auch wenn sich der Preis in dieser Woche wieder nicht bewegt hat, so sehen wir nach wie vor bei Iridium eine relativ gute Nachfrage. Der Ausblick für das Metall bleibt weiterhin positiv.
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23.11.-29.11.2015 | Rhodium ($/oz) | Iridum ($/oz) | Ruthenium ($/oz) |
Geld | 700,00 | 37,00 | 465,00 |
Brief | 800,00 | 45,00 | 565,00 |