Globale NE-Metallschrott-Märkte
Selten war das Umfeld für den internationalen NE-Metallschrotthandel so schlecht wie aktuell. Wohin man blickt: Niedrige Preise, schwache Nachfrage und wenig Materialzulauf. Stattdessen herrscht große Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung.
Internationaler Schrotthandel hofft auf Trendwende
Bei der Herbsttagung des Bureau of International Recycling (BIR) in Prag dachten viele in der Branche, dass der Preisverfall auf den NE-Metall-Märkten seinen absoluten Tiefpunkt erreicht habe. Aber das hat sich leider nicht bewahrheitet – alle Märkte haben in der Zwischenzeit mit noch niedrigeren Preislevels zu kämpfen.
Kupfer wurde zum Zeitpunkt der BIR-Konferenz Ende Oktober bei um die 5.200 US-Dollar je Tonne gehandelt. „Danach ist Kupfer um weitere 700 US-Dollar abgesackt“, berichtet Nick Rose von der britischen Tandom Metallurgical Group in der Dezember-Ausgabe des BIR-Mirror für NE-Metalle. „Der Nickel-Markt notiert bei 8.500 US-Dollar pro Tonne und ist damit auf ein Zehn-Jahres-Tief gefallen.“ Grund für den weiteren Preisrückgang bei fast allen Rohstoffpreisen war der immer stärker werdende US-Dollar.
Das ist auch in China zu spüren. „Gleichzeitig schwächt sich die ohnehin schon schwache Nachfrage weiter ab“, berichtet David Chiao, Vorsitzender der BIR-NE-Metall-Sparte. Beim diesjährigen Treffen der Recyclingsparte der China Nonferrous Metals Industry Association Anfang November habe sich bestätigt, dass die herrschende wirtschaftliche Unsicherheit bei den chinesischen Verbrauchern zu einer pessimistischen Kaufhaltung geführt habe.
Hinzu komme, dass eine steigende Zahl an Verbrauchern von NE-Metalllegierungen anstelle ihres traditionellen Schrottinputs vermehrt auf Primär- und Raffinade-Qualitäten zurückgreife. „Das ist eine Gefahr für unsere Industrie“, warnt Chiao. Was die Situation zusätzlich verschärfte, seien die Überkapazitäten in der Primärmetallproduktion.
Japan steht am Rande einer technischen Rezession
Auch die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft hat mit einer schrumpfenden Ökonomie zu kämpfen. „Japan könnte in eine technische Rezession rutschen, da es seit zwei Quartalen in Folge ein negatives Wachstum verzeichnet“, schreibt Shigenori Hayashi von Daiki Aluminium Industry im BIR-Mirror. Die Konjunkturschwäche spiegele sich auch in den Autoverkäufen wider. Im Oktober seien die Verkäufe von Neuwagen im Jahresvergleich um 4,1 Prozent gesunken; damit setze sich das negative Wachstum der vorangegangenen neun Monate weiter fort.
Auch beim Export von Sekundär-Aluminiumlegierungen sieht es nicht besser aus. Diese sind laut Hayashi im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,3 Prozent gesunken. Ein Negativtrend ist auch bei den NE-Metallschrottpreisen zu beobachten. Diese seien im November je nach Sorte zwischen 40 und 70 US-Dollar pro Tonne gefallen.
Indische Metallindustrie strauchelt
Ein komplett anderes Bild zeichnet sich von der Wirtschaft in Indien ab. Die einheimischen Zeitungen titeln mit erfreulichen Überschriften, wie zum Beispiel „Das Bruttoinlandsprodukt wächst im vierten Quartal um 7,4 Prozent“ oder „Autoverkäufe ziehen um 10 Prozent an“. Beide Entwicklungen sollten eigentlich auch der Schrottbranche Auftrieb verleihen. Tun sie aber nicht. Für Dhawal Shah, Senior Vice-President der BIR-NE-Metall-Sparte, ist „diese Entkopplung ein Mysterium“.
„Die Werteerosion der vergangenen zwei, drei Monate an der LME hat auch die indische Metallindustrie ins Trudeln gebracht“, so Shah. Erschwerend komme hinzu, dass die Einkaufspreise der regionalen Schmelzwerken und Gießereien täglich dem Real-Time-Markt sowie Wechselkursschwankungen angepasst würden. Um Risiken zu vermindern, würden immer mehr Konsumenten zu Verträgen mit Preisformeln greifen und die Preisgestaltung näher an den Zeitpunkt des Verbrauchs oder Kaufs verschieben.
Unsichere Märkte in Europa
Von unsicheren Märkten berichten auch deutsche und europäische Schrottunternehmen. So wird nicht nur mit einem weiteren Preisverfall in den kommenden Wochen gerechnet. In Deutschland herrsche zudem eine Überkapazität bei der Schrottverwertung, die vermutlich zu einer weiteren Konsolidierung führen wird, berichtet Murat Bayram von European Metal Recycling.
Auch bei der Verfügbarkeit von NE-Metall-Schrotten sieht es in Deutschland nicht rosig aus. „Einige Marktteilnehmer berichten von einem um 30 bis 40 Prozent gesunkenen Schrottangebot“, schreibt Bayram. So seien Kupferschrott und saubere Aluminiumqualitäten derzeit Mangelware. Da der Winter bereits auf der Schwele stehe, werde sich die Schrottverfügbarkeit wohl auch nicht so schnell verbessern.
Auf dem französischen Schrottmarkt ist es traditionell eher ruhig am Ende des Jahres. „Aber das ‚Ende des Jahres‘ scheint in diesem Jahr sehr früh eingesetzt zu haben“, wie Alexandra Weibel-Natan von der Manco-Gruppe im BIR-Mirror die Lage in Frankreich schildert. Die Geschäfte seien größtenteils zum Erliegen gekommen und es gebe kaum Nachfrage. Zudem seien die Preise seien so niedrig, dass die meisten Schrotthändler lieber abwarten würden, bis sich der Markt bessere.