Marktbericht für Edelmetalle

Die Edelmetallpreise stehen unverändert unter Druck. Gold gab seine Gewinne wieder ab, Silber notiert sogar auf dem tiefsten Stand seit August 2009. Auch Platin konnte sein Niveau nicht halten. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Kein Aufwärtstrend für Palladium


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Investment-Barren stark gefragt

Im Vorfeld der US-Zinsentscheidung an diesem Mittwoch gab Gold in den vergangenen Tagen den größten Teil seiner Vorwochengewinne wieder ab. Der Preis für das Metall fiel am Freitag bis auf 1.065,45 US-Dollar/oz. Da sich der Euro gegen US-Dollar weiterhin bei 1,10 behaupten konnte, sank der Goldpreis in Euro bis auf 972 Euro/oz (31,25 Euro/g), und hielt sich somit nur knapp über dem Tief der Vorwoche.

Der für Marktteilnehmer im Euroraum relevante Preis bewegt sich damit weiterhin nahe dem Einjahres-Tief, was die physische Nachfrage entsprechend befeuerte. Großes Interesse herrschte nach wie vor Investmentbarren jeder Größe, wobei unverändert Barren zwischen 1oz und 250g besonders gefragt waren. Gleichzeitig ging aufgrund des niedrigen Preises das Angebot an Altgold spürbar zurück.

Übermorgen steht nun die langerwartete Zinsentscheidung der US-Zentralbank Fed an. Die Mehrheit der Marktteilnehmer geht von einer Erhöhung der Leitzinsen aus. Auch wenn dies bereits entsprechend im Preis berücksichtigt ist, dürfte Gold bei der Entscheidung dennoch einen Dämpfer bekommen. Wir schließen einen Kursverlust bis auf das in der vergangenen Woche erreichte Mehrjahrestief bei 1.045 US-Dollar/oz nicht aus. Sollte hier die Unterstützung nicht halten, ist sogar ein Rückgang bis auf knapp 1.000 US-Dollar/oz möglich.

Wie es mit dem Metall weitergeht, hängt hauptsächlich davon ab, wie sich die Fed nun weiter verhalten wird. Deutet sie weitere Zinserhöhungen an, wird dies den Preis belasten. Äußert sie sich hingegen abwartend, schließen wir eine Gegenbewegung nicht aus. In diesem Fall ist ein Anstieg bis auf 1.090 US-Dollar/oz möglich.

__________

Gold: 07.12.-13.12.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.088,70 1.002,68 32,24
Tief 1.057,75 967,51 31,11

__________

Silber: Auf tiefstem Stand seit August 2009

Die vergangene Woche stand im Zeichen der „Überbrückung“. Vorletzte Woche bewegte EZB-Chef Mario Draghi die Märkte, diesen Mittwoch steht die Zins-entscheidung der US Fed an.

Silber startete am Montag bei 14,60 US-Dollar/oz, um sich im Wochenverlauf zwischen 14,35 US-Dollar/oz und 14,10 US-Dollar/oz einzupendeln. Am Freitag wurde dann die psychologisch sehr wichtige Marke bei 14,00 US-Dollar/oz durchbrochen. Vorerst war ein Tiefpunkt bei 13,76 US-Dollar/oz zu verzeichnen, was ein neues 6-Jahrestief darstellt.

Ein Grund für den starken Abwärtstrend im Silber am Freitag könnte die Ankündigung des „Index Rebalancing“ gewesen sein. Hierbei wird über die Liquidierung von 890.000 oz Gold und 12 Millionen oz Silber Anfang Januar durch den Bloomberg Commodity Index nachgedacht. Im Rahmen der am Mittwoch anstehenden Zinsentscheidung der Fed werden sich wahrscheinlich nur Überraschungen positiv auf das Metall auswirken. Das 6-Jahrestief in Verbindung mit einer erholten EUR/USD-Rate ließ Silber in Euro am Freitag mit 12,63 Euro/oz (406,06 Euro/kg) auf den tiefsten Stand seit September dieses Jahres fallen. Trotz des günstigen Preisniveaus in beiden Währungen hielt sich die Nachfrage aus Industrie und Investment deutlich zurück.

__________

Silber: 07.12.-13.12.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 14,70 13,56 436,07
Tief 13,76 12,52 402,54

__________

Platin: Kann hohes Vorwochen-Niveau nicht halten

Nach dem 3-Wochen-Hoch von 880 US-Dollar/oz, das wir vorletzten Freitag verzeichnen konnten, hatte Platin vergangene Woche Schwierigkeiten, das hohe Niveau zu halten und der Preis fiel unter die 840 US-Dollar/oz Marke. Insgesamt scheint die Bandbreite zwischen 820US-Dollar/oz und 890 US-Dollar/oz von Interesse, wobei Faktoren wie die Zinsentscheidung der Fed sowie der European Long Term Refinance Operations Report (LTRO) und die weitere Entwicklung des Gold- und Ölpreises mittelfristig richtungsweisend sein dürften.

Die physische Nachfrage bleibt weiterhin eher zurückhaltend, es sind jedoch leichte Jahresendaktivitäten zu verspüren. Erneut erreichen uns dramatische Neuigkeiten aus der gebeutelten südafrikanischen Minenindustrie. Anglo American, eines der führenden Bergbauunternehmen und weltgrößter Platinproduzent, verkündete massive Umstrukturierungsmaßnahmen. Innerhalb der nächsten Jahre sollen von den heute ca. 135.000 Stellen bis zu 85.000 Arbeitsplätze gestrichen werden und zahlreiche unprofitable Assets geschlossen oder verkauft werden. Dividendenzahlungen wurden für die nächsten 18 Monate ausgesetzt.

__________

Platin: 07.12.-13.12.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 891,55 820,99 26,40
Tief 832,50 757,34 24,35

__________

Palladium: Wann ist der Boden erreicht?

Nachdem das Metall Anfang Dezember sein Jahres-Tief von 520 US-Dollar/oz fast erreicht hatte, gelingt es Palladium nicht, nachhaltig Fahrt nach oben aufzunehmen. Im Vergleich zu den Vorwochen, in denen wir eine relativ starke Volatilität beobachten konnten, bewegte sich Palladium in einem engen Band zwischen 544 US-Dollar/oz und 564US-Dollar/oz. Bei 521 US-Dollar/oz erhält das Metall Unterstützung, Widerstand nach oben bildet sich bei 572 US-Dollar/oz.

Es bleibt abzuwarten, wann die eigentlich positiven Nachfrageparameter Palladium wieder Rückenwind geben. Aus den USA kommen erfreuliche Nachrichten: Die monatlichen Automobilverkäufe lagen im November 1,3 Prozent über dem Vorjahresmonat, die kumulierten Zahlen liegen nun mit 15,5 Mio Einheiten 5,4 Prozent über 2014. Auch in China stieg der Absatz im November um deutliche 18 Prozent, allerdings hauptsächlich getrieben durch kurzfristige Steuervergünstigungen auf den Kauf kleinerer Fahrzeuge.

__________

Palladium: 07.12.-13.12.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 572,30 526,00 16,91
Tief 536,73 490,00 15,75

__________

Rhodium, Ruthenium, Iridium: Schwache Umsätze im Ruthenium, steigende Nachfrage nach Iridium

Bei Rhodium sind die Investoren noch immer auf der Verkaufsseite – trotz eines immer tiefer fallenden Preises. Obwohl die industrielle Nachfrage wieder deutlich angezogen hat, rutschte der Rhodium-Kurs zum Wochenende um weitere 20 US-Dollar/oz nach unten.

Im Ruthenium beginnt das Jahr bereits gemächlich auszuklingen. Es gibt weder steigende Umsätze noch andere Neuigkeiten zu vermelden, die auf eine Änderung der Gesamtmarktsituation hindeuten würden.

Die Nachfrage nach Iridium hat in der letzten Woche wieder spürbar angezogen, Anwender aus verschiedenen Industrien waren auf der Käuferseite zu beobachten. Durch die nach wie vor angespannte Verfügbarkeit nach Iridium ist ein Preisanstieg in naher Zukunft nicht auszuschließen.

__________

07.12.-13.12.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 650,00 37,00 470,00
Brief 750,00 45,00 570,00
Mehr zum Thema
Bundesregierung will Konjunkturprognose erneut senken
Kunststoffrecycling: Nur 9,5 Prozent des weltweiten Plastiks werden recycelt
Salzgitter beendet Übernahmegespräche mit TSR und Papenburg
China kontert erneut US-Zölle – Wie geht es weiter?
Chemisches Recycling: Ziel für 2025 bei weitem nicht erreicht
Wer trennt am besten? App schafft Anreize durch Wettbewerbe
Solvay will 30 Prozent des EU-Bedarfs an Seltenen Erden decken
Altpapierpreise zeigen weiter nach oben
Handelsstreit eskaliert – USA und China überziehen sich gegenseitig mit Zöllen
Audi führt digitales Materialkonto für Recyclingmaterial ein