Diskussion um EEG 2016
Biomethan galt als Hoffnungsträger für klimafreundliche Mobilität und Wärmeversorgung. Während in Österreich die eingespeiste Menge seit Jahren ansteigt, ist der Ausbau in Deutschland durch das EEG 2014 praktisch zum Erliegen gekommen. Mehr noch: Es drohen Stilllegungen bestehender Anlagen.
Trübe Aussichten für Biomethan
Saubere Mobilität mit heimischer Energie – das war das Versprechen, das mit Biomethan eingelöst werden sollte. Biomethan gilt als besonders klimafreundlich. Das Biogas aus Gärprozessen kann auf Basis von Reststoffen hergestellt werden und erreicht einen um bis zu 97 Prozent geringeren CO2-Ausstoß. Das ist der höchste bei Biokraftstoffen mögliche CO2-Effizienzwert.
Auch bei der Wärmewende sollte das erneuerbare Gas entscheidend beitragen. Eigentlich hatte die Bundesregierung geplant, bis zum Jahr 2020 sechs Milliarden Kubikmeter, das entspricht etwa sechs Prozent des derzeitigen Erdgasverbrauchs, durch Bioerdgas zu substituieren. Doch dazu wird es voraussichtlich nicht kommen.
Zu teuer sei die Technologie, befand die Bundesregierung, und stoppte mit der letzten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Förderung. Seither erhalten bestehende Blockheizkraftwerke (BHKW), die von fossilen Energieträgern auf Biomethan umsteigen, nur noch die aus Sicht des Fachverbands Biogas „völlig unzureichenden Vergütungssätze des EEG 2014“.
Darüber hinaus können BHKW auch nicht mehr einen Gasaufbereitungsbonus für den Einsatz von Biomethan beanspruchen. Der Gasaufbereitungsbonus des EEG 2012 sollte den Zusatzaufwand für die Aufbereitung und Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz decken, denn die Herstellungskosten liegen im Vergleich zu konventionellem Erdgas noch deutlich höher. Durch den Wegfall dieser Boni kam der Ausbau der Biomethanproduktion praktisch zum Erliegen. Ein Fehler aus Sicht von Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas: „Jede Kilowattstunde Strom, die durch Biomethan erzeugt wird, erzeugt auch eine Kilowattstunde erneuerbare Wärme. Durch die Novelle des EEG wurde die gleichzeitig mitgestrichen.“
2015 wurden nur noch 17 Anlagen fertiggestellt
Die Folge ist, dass im Jahr 2015 nur noch 17 neue Anlagen wurde fertiggebaut wurden. In Deutschland gibt es nun 196 Biomethan-Anlagen, die rund eine Milliarde Kubikmeter Biomethan im Jahr erzeugen. Etwa 80 Prozent des in Deutschland erzeugten Biogas wird verstromt. In diesem Segment stammen nur etwa zwei Prozent der Rohstoffe aus Abfällen. Im Verkehrssektor sieht die Bilanz besser aus: Fast die komplette Menge von dem Biomethan, das in Deutschland für den Treibstoffbereich produziert wird, stammt aus landwirtschaftlichen Abfällen wie Reststoffe aus der Zuckerrübenfabrik oder der Hopfenproduktion.
Insgesamt entspricht die produzierte Menge Biomethan knapp einem Prozent des jährlichen Erdgasbedarfs in Deutschland. Mehr wird es unter den aktuellen Rahmenbedingungen kaum werden, eher weniger, meint Horst Seide. „Bei den ersten Biomethananlagen, die nun knapp zehn Jahre alt sind, laufen erste Förderungen aus. Bei denen besteht die Gefahr, dass sie stillgelegt werden, weil sich der Weiterbetrieb für die Betreiber nicht mehr lohnt“, sagt Seide. Denn komme nun eine Investition auf einen Betreiber zu, etwa wegen einer Reparatur, müsse der schon sehr genau rechnen, ob sich das bei der Restlaufzeit noch lohne.
Rolle rückwärts
Eingesetzt wird Biomethan auch bei Industriebetrieben, die KWK-Anlagen auf Biomasse-Basis betreiben; also Motoren, die Strom und Wärme für den Betrieb produzieren. „Diese Motoren werden produzieren, so lange der bestehende Vertrag läuft – und bei den aktuellen Rahmenbedingungen anschließend sehr wahrscheinlich wieder durch eine fossile Energiequelle ersetzt“, sagt Seide.
Das ursprüngliche Ausbauziel von sechs Milliarden Kubikmeter bezeichnet der Präsident des Fachverbands Biogas als ein „im Prinzip gutes, realistisches Zielszenario“. „Man hätte auch darüber diskutieren, bis wann man das erreichen will, ob man also den Zeithorizont verändert. Aber so eine vielversprechende Technologie mit viel Geld zunächst zu fördern und dann von einem Tag auf den anderen die Gelder auf Null streichen, ist Irrsinn“, sagt Seide.
Dass die Rahmenbedingungen für Biomethan durch das derzeit diskutierte EEG 2016 wieder besser werden, glaubt Seide nicht. Im aktuellen Entwurfstext steht bislang nur, dass geprüft werden soll, ob für die bestehenden Biogasanlagen eine Nachfolgeregelung geben wird. Biomethan wird in dem Entwurfstext gar nicht erst erwähnt.
Österreicher fordern politische Unterstützung
Auch im Nachbarland Österreich fordert die Branche ein Zeichen aus der Politik. „Weil die Gasbranche viel investiert, steigt der Anteil des sauberen Biomethans seit Jahren stetig an. Dennoch braucht es ein Bekenntnis der Politik, um mehr Biogas ins Netz und damit in den Wärmemarkt zu bringen.“ sagt Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW).
Denn auch in Österreich liegt das Augenmerk vor allem auf dem Stromsektor. Die Regierung fördert Biomethan nur dann, wenn daraus Ökostrom erzeugt wird, nicht aber die Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz oder in die Speicher. „Ein weiterer Ausbau ist nur durch eine gesetzliche Änderung möglich“, sagt Mock. Vor allem die Erdgasabgabe auf das Biogas hemme den weiteren Ausbau, obwohl die Erdgasabgabe eigentlich nur fossile Energieträger besteuern soll. „Diese macht aktuell rund 30 Prozent des Gesamtpreises aus und ist damit sogar teurer als die Verteilungskosten für den sauberen Energieträger“, kritisiert Fachverbandsgeschäftsführer Mock.
Von 2009 bis 2014 hat sich die in Österreich in das Erdgasnetz eingespeiste Menge von Biogas mehr als vervierfacht: Waren es 2013 nach Angaben des Biomethanregisters der Gas Clearing and Settlement AG (ACGS) noch rund 55 Gigawattstunden, werden es in diesem Jahr rund die 100 Gigawattstunden Biomethan sein. Österreichweit gibt es bis dato 13 Biomethan-Aufbereitungsanlagen.