Industriemetalle 2016
Bei den meisten Industriemetallen werden die Preise in diesem Jahr wieder anziehen. Dafür dürften Produktionskürzungen und eine anhaltend starke Nachfrage aus China sorgen. Bei Aluminium allerdings fällt die Prognose weniger gut aus.
Die ersehnte Trendwende kommt
2015 war für die Hersteller und Händler von Industriemetallen ein Jahr zum Vergessen. Die meisten Metallpreise fielen auf den tiefsten Stand seit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Nickel etwa hat innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate fast die Hälfte seines Wertes eingebüßt.
Ob die Talfahrt auch im neuen Jahr so rasant weiter geht oder gestoppt wird, hängt in erster Linie von China ab. Das Reich der Mitte ist der weltweit größte Konsument von Industriemetallen. Da die chinesische Wirtschaft sich schneller abkühlt als erwartet, wuchs im vergangenen Jahr die Sorge, dass auch die Nachfrage nach Metallen abnehmen könnte. Parallel zu den enttäuschenden Konjunkturdaten aus China, die von Monat zu Monat immer schlechter ausfielen, gaben auch die Metallpreise nach. Überschüsse auf den globalen Metallmärkten beschleunigten schließlich den Preisabsturz.
Metallpreise erholen sich
Doch 2016 ist Schluss damit. Experten rechnen mit der lang ersehnten Trendwende. „Unseres Erachtens sollte es zu einer spürbaren Erholungsbewegung kommen“, sagen etwa Analysten der Commerzbank. Besonders optimistisch stimmt sie, dass die Hersteller von Industriemetallen ihre Produktion drosseln, um Überschüsse abzubauen. Das Angebot werde dadurch merklich eingeschränkt und die Preise könnten sich erholen.
Auch die wirtschaftliche Entwicklung Chinas schätzen die Analysten weniger bedrohlich für die Nachfrage nach Industriemetallen ein: „Wir erwarten sowohl die Umsetzung weiterer Infrastrukturmaßnahmen als auch weitere Zinssenkungen.“ Behalten sie recht, sollten die meisten Metallpreise in den nächsten Wochen und Monaten wieder steigen.
Bei Kupfer sprechen gleich mehrere Faktoren für einen Preisanstieg. So geht die International Copper Study Group davon aus, dass die globale Nachfrage nach dem rot-braunen Metall steigen wird. Größter Nachfrager ist und bleibt China. Trotz Konjunkturflaute werde der Kupferbedarf im Reich der Mitte weiter zunehmen, sogar stärker als im Rest der Welt. Die Regierung in Peking hat eine Reihe von Investitionsmaßnahme angekündigt, unter anderem Investitionen ins Telekommunikationsnetz.
Darüber hinaus wollen Kupfer-Produzenten aufgrund bestehender Überschüsse alte Kapazitäten stilllegen und neue gar nicht erst errichten. Dies dürfte zu einer deutlichen Anspannung auf dem globalen Kupfermarkt führen. Alle Faktoren zusammen sollten dem Kupferpreis Auftrieb geben.
Auch bei Zink wird es sehr wahrscheinlich zu einer angespannten Marktlage kommen. Nach Einschätzung der International Lead and Zinc Study Group ist damit zu rechnen, dass das Angebot deutlich hinter dem Bedarf zurückbleiben wird. Wie bei Kupfer sei auch hier mit umfangreichen Produktionskürzungen zu rechnen. Sie stünden einer steigenden Nachfrage gegenüber.
Dabei kommt erneut China eine Schlüsselrolle zu. Auf der einen Seite will die Volksrepublik mehr galvanisierten Stahl produzieren. Auf der anderen Seite haben die zehn größten chinesischen Zinkschmelzen angekündigt, ihre Kapazitäten zu reduzieren. Alles spricht daher für mittel- bis langfristig steigende Zinkpreise in diesem Jahr.
Bei Blei dagegen ist die Aussicht nicht so klar. Da Blei oftmals gemeinsam mit Zink gefördert wird, ist zwar auch in diesem Fall mit Angebotskürzungen zu rechnen. Doch die Nachfragesituation ist unsicherer. Kurzfristig hängt viel davon ab, wie der Winter auf der Nordhalbkugel verläuft. Grundsätzlich gilt die Faustregel: Je kälter, desto größer die Nachfrage nach Batterien und somit auch nach Blei.
Insgesamt rechnen Experten dennoch mit einem moderaten Anstieg des Bleipreises in diesem Jahr. Er wird aller Voraussicht nach von einem steigenden Zinkpreis mit nach oben gezogen.
Auch der Preis für Nickel hat die Talsohle erreicht und wird wieder aufwärts klettern. Den Prognosen zufolge wird er im Laufe dieses Jahres über die Marke von 10.000 US-Dollar zurückkehren und gegen Ende deutlich darüber liegen.
Grund zu dieser Zuversicht geben auch hier Produktionskürzungen bei gleichzeitig anhaltender Nachfrage. So konnten die Lagerbestände, die sich noch im Sommer 2015 auf einem Rekordhoch befanden, bis zum Jahreswechel deutlich abgebaut werden. Größter Abnehmer von Nickel, das als Legierungsmetall vor allem in der Produktion von Edelstahl Verwendung findet, war und wird auch in Zukunft China sein. Die Volksrepublik stemmt 53 Prozent der weltweiten Edelstahlproduktion.
China trägt auch entscheidend zum Preis für Zinn bei. Im vergangenen Jahr sank die globale Nachfrage nach diesem NE-Metall, weil die chinesischen Lötindustrie schwächelte. In diesem Jahr geht das International Tin Research Institute aber von einer stabilen Nachfrage aus. Einhergehend mit einer rückläufigen Zinn-Produktion dürften die Preise für Zinn in diesem Jahr leicht steigen.
Aluminium hingegen ist das Sorgenkind unter den Industriemetallen. Auf dem globalen Aluminium-Markt besteht nach Experten-Meinung ein großer Bedarf, Kapaziäten abzubauen. Die Hersteller, vor allem in China, machen aber genau das Gegenteil. Sie weiten ihre Produktion aus – und die Preise fallen ins Bodenlose. Außerhalb Chinas hingegen müssen Alu-Hütten notgedrungen dicht machen, weil sich die Produktion nicht mehr lohnt.
Zwar bleibt die Nachfrage nach Aluminium ungebrochen hoch. Die größten Treiber sind hier die Verpackungsindustrie, der Bausektor und die Automobilindustrie. Doch zu einem Preisanstieg wird es erst kommen, wenn sich die chinesischen Schmelzen auf Produktionskürzungen einigen können. Danach sieht es aber bislang nicht aus.