Neuer Sitz der Geschäftsführung
Überraschend hat die Scholz Holding ihren Sitz von der Schwäbischen Alb nach London verlegt. Die Entscheidung erfolgte im Rahmen der Verhandlungen über eine Restrukturierung der Finanzverbindlichkeiten, heißt es.
Scholz Holding hat Sitz nach London verlegt
In einer heute veröffentlichten Mitteilung gibt die Scholz Holding bekannt, dass sie zum 14. Januar den Geschäftssitz, die Geschäftsführung und die Geschäftstätigkeit der Holding nach London verlegt hat. Die Entscheidung erfolgte im Rahmen ihrer Verhandlungen mit bestimmten Gläubigern über eine mögliche Restrukturierung ihrer Finanzverbindlichkeiten. In der Folge wurde die Geschäftsführung der Gesellschaft teilweise neu besetzt. Sie besteht nun aus Oliver Scholz (Chief Executive Officer – CEO) sowie aus den beiden neu bestellten Geschäftsführern Michael Thomas und Neil Robson (als Chief Restructuring Officers), beide Partner der Restrukturierungsberatung Talbot Hughes McKillop LLP. Die Scholz Holding werde sich künftig auf die Umsetzung der finanziellen Restrukturierung konzentrieren, heißt es.
Ferner wurde die Scholz Management Service GmbH mit Sitz in Essingen gegründet, die am 1. Januar 2016 alle Aufgaben für die Steuerung der operativen Geschäfte der Gruppe übernommen hat. Die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft (eine 100- prozentige Tochtergesellschaft der Scholz Holding) besteht den Angaben zufolge aus Oliver Scholz (CEO) sowie Parag-Johannes Bhatt (Chief Financial Officer – CFO) und Kay Oppat (Chief Operating Officer – COO). Bhatt und Oppat haben ihre Geschäftsführungsmandate in der Scholz Holding im Zuge der Verlegung des Geschäftssitzes der Gesellschaft nach London niedergelegt, um sich auf die Führung der operativen Tagesgeschäfte zu konzentrieren.
Die Geschäftsführung der Holding ist nun zuversichtlich, dass die Verhandlungen zu einer guten Lösung führen werden. Dafür spricht nach Darstellung der Holding die Unterstützung, die die Finanzgläubiger der Gesellschaft bisher gewährt haben, die positive Resonanz von möglichen Investoren und die bereits umgesetzten Maßnahmen zur Vorbereitung der finanziellen Restrukturierung. Die Scholz Holding-Geschäftsführung strebt an, die finanzielle Restrukturierung im Laufe des ersten Halbjahres 2016 abzuschließen.
„Wir haben uns frühzeitig mit den Möglichkeiten einer finanziellen Restrukturierung befasst und sind deshalb auf diesen Prozess gut vorbereitet“, erklärt CEO Oliver Scholz. „Ich bin zuversichtlich, dass unsere Finanzierungspartner, die seit Beginn der Neuausrichtung im Jahr 2013 unsere Gruppe stets sehr konstruktiv unterstützt haben, die Wiederherstellung einer soliden und zukunftsfähigen Kapitalbasis ermöglichen werden.“
Suche nach Investor hält an
Scholz sucht seit einiger Zeit nach einem neuen Investor, um die Eigenkapitalbasis der Gesellschaft stärken. Der bestehende Gesellschafter Toyota Tsusho Corp. (TTC) hatte eine Aufstockung seines Anteils an Scholz abgelehnt. TTC hält seit Mitte 2014 eine Beteiligung von 39,9 Prozent an der Scholz Holding GmbH. Die übrigen Anteile in Höhe von 60,1 Prozent liegen bei der Familie Scholz.
Bei der Suche nach Kapitalgebern spricht Scholz sowohl strategische Partner als auch branchenaffine Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland an. Im Dezember hieß es hierzu, dass mehrere indikative Angebote von Interessenten vorliegen, die von der Geschäftsführung und der für den Investorenprozess mandatierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft und weiterverhandelt werden.
Scholz hatte 2014 ein Konzernergebnis nach Steuern in Höhe von -123,0 Millionen Euro ausgewiesen. Die Finanzverbindlichkeiten betrugen Ende Dezember 2014 insgesamt 930,7 Millionen Euro.
Anfang Dezember 2015 hatte die Gruppe mit ihren bestehenden Finanzierungspartnern eine zusätzliche Finanzierungslinie im Volumen von bis zu 50 Millionen Euro vereinbart. Dadurch sei die Finanzierung der Gruppe für das kommende Jahr und damit auch für den laufenden Investorenprozess gesichert, teilte der Metallrecycler vergangenen Monat mit. An dem neuen Kredit hätten sich alle wesentlichen bestehenden Finanzierungspartner von Scholz beteiligt.