Quartalsbericht zur Stahlkonjunktur
Chinas Billigstahl überschwemmt den weltweiten Markt und verschlechtert auch die Auftragslage der Stahlindustrie in Deutschland. Die Inlandsaufträge sind zwar Ende des vergangenen Jahres leicht gestiegen. Doch das ändert nichts daran, dass die Stahlindustrie mit einer ungünstigen Auftragslage in das neue Jahr startet.
Schlechte Auftragslage für Stahlindustrie
Die Flaute in der Stahlindustrie hält an. Bei den deutschen Stahlherstellern wurden im vergangenen Jahr 5 Prozent weniger Ware bestellt als im Vorjahr. Laut Wirtschaftsvereinigung Stahl sind besonders die Aufträge aus der Nicht-EU und China eingebrochen. Hier wurden über das Jahr verteilt insgesamt rund 3 Millionen Tonnen geordert – das sind rund 24 Prozent weniger als noch im Vorjahr.
Moderater hingegen ist der Rückgang von Bestellungen aus der EU ausgefallen: Hier lag das Minus nur bei 0,4 Prozent; es wurden 10,8 Millionen Tonnen Stahl geordert.
Auch die Inlandsnachfrage ging über das Jahr verteilt zurück. Insgesamt wurden 22,2 Millionen Tonnen bestellt (Minus 3,9 Prozent). Allerdings stieg diese gegen Jahresende zu ersten Mal seit fünf Quartalen wieder an. So wurden von Oktober bis Dezember rund 5,4 Millionen Tonnen Stahl von Unternehmen aus Deutschland geordert. Das ist ein Plus von knapp 2,8 Prozent.
Noch stärker als die Aufträge ist der Auftragsbestand gefallen. Dieser ging im vergangenen Jahr um 13,1 Prozent zurück und lag im Dezember bei 7,2 Millionen Tonnen. Auch hier kommt das größte Minus aus der Nicht-EU. Der Bestand ging hier um 27,3 Prozent auf 940.000 Tonnen zurück.
Auch für das aktuelle Jahr zeichnet die Wirtschaftsvereinigung Stahl ein nüchternes Bild: „Die Stahlindustrie in Deutschland startet daher mit einer ungünstigen Auftragslange in das neue Jahr. Das erste Quartal fällt wie erwartet schwierig aus.“
Hoher Importdruck aus China
Schuld an der schwierigen Konjunktur sei der „hohe Importdruck aus China“. Schon seit Monaten beklagt die Vereinigung, dass China mit Billigstahl den Markt überschwemme. Die chinesische Stahlindustrie steckt allerdings selbst in einer tiefen Krise und hat laut Medienberichten mit Überkapazitäten von rund 300 Millionen Tonnen zu kämpfen. Da die Inlandsnachfrage eingebrochen ist, wird der Überschuss nun auf dem Weltmarkt angeboten.
Zwar gibt es derzeit Pläne, die Produktionskapazitäten um 100 bis 150 Millionen Tonnen zu reduzieren. Da dabei aber bis zu 400.000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten, versucht der Staat, einen milliardenschweren Fonds aufzulegen und die Unternehmen mit einer Steuerreform zu entlasten.
Zusätzlich droht aus China weiteres Ungemach: Denn das Land pocht darauf, den sogenannten Marktwirtschaftsstatus von der EU verliehen zu bekommen. Ein Schritt, den die Vertreter der Stahlindustrie gemeinsam mit anderen Interessensverbänden verhindern oder zumindest verschieben möchten.
„Die vorschnelle Einstufung Chinas als Marktwirtschaft hätte fatale Folgen“ heißt es in einem Petitionspapier. „Unternehmen, die nicht unter marktwirtschaftlichen Bedingungen produzieren, könnten ungehindert Waren in größeren Mengen zu Dumpingpreisen in die EU exportieren“, lautet eine der Befürchtungen. Es wäre der EU dann nicht mehr möglich, Strafzölle zu verhängen, um den heimischen Markt vor Billigimporten zu schützen.
Derzeit diskutieren die europäischen Handelsminister, ob der Marktwirtschaftsstatus bis Ende des Jahres auf China übertragen wird. Einer Änderung müssten das EU-Parlament und der EU-Rat zustimmen. Die EU-Kommission will Mitte des Jahres über das Thema beraten.