Ablagerung mineralischer Abfälle

Auf Bayerns Deponien ist bis 2025 genügend Platz für mineralische Abfälle. Doch das gilt nur, wenn sich an den aktuellen Rahmenbedingungen nichts ändert. Anders sieht es aus, wenn die Ersatzbaustoffverordnung wie geplant verabschiedet würde.

Deponievolumen in Bayern könnte knapp werden


Auf bayerischen Deponien landeten im Jahr 2012 etwa 4,1 Millionen Tonnen Bauabfälle. Die gute Nachricht ist, dass der Platz auf den Deponien noch für weitere neun Jahre ausreicht, wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert. Die schlechte Nachricht ist, dass der Deponieraum durchaus eng werden könnte. Nämlich dann, wenn die Ersatzbaustoffverordnung so verabschiedet wird, wie sie derzeit geplant ist.

Beide Nachrichten stammen aus der Studie „Bedarfsprognose Deponien der Klassen 0, I und II in Bayern“ des Landesamts für Umwelt. In der Studie hat das Landesamt den Ist-Zustand der anfallenden Mengen und des Deponieraums untersucht. Demnach bestehen zwei Drittel der deponierten Bauabfälle aus Bodenaushub. Weitere 19 Prozent des Materials waren Bauschutt, 0,5 Prozent Straßenaufbruch und 4 Prozent sonstige Bauabfälle.

Die 4,1 Millionen deponierte Tonnen waren 2012 etwas weniger als ein Zehntel der gesamten Bauabfälle in Bayern. Das Gesamtaufkommen belief sich also auf rund 45,6 Millionen Tonnen. Davon wurden rund 10,1 Millionen Tonnen in Recyclinganlagen verwertet, 27 Millionen Tonnen verfüllt und 4,4 Millionen Tonnen einer sonstigen Verwertung zugeführt.

Laut Studie gab es Ende 2013 in Bayern insgesamt 299 Deponien. Aufgeteilt auf die verschiedenen Deponieklassen ergibt sich folgendes Bild:

  • 256 Ablagerungsstätten der Klasse 0
  • 11 Deponien der Klasse I
  • 5 Deponien der Klasse I/II
  • 27 Deponien der Klasse II

Im Einzelnen wurden 2013 auf den bayerischen Deponien folgende Mengen entsorgt:

  • Deponieklasse 0: 4,2 Millionen Tonnen
  • Deponieklasse I: 451.000 Tonnen
  • Deponieklasse II: 619.000 Tonnen

Folglich hatten die Deponie gegen Ende des Jahres 2013 noch Kapazitäten von insgesamt 51,1 Millionen Kubikmetern. Davon entfallen:

  • 35,4 Millionen Kubikmeter auf Deponien der Klasse 0
  • 5,6 Millionen Kubikmeter auf Deponien der Klasse I
  • 10,1 Millionen Kubikmeter auf Deponien der Klasse II.

Der Anteil des bereits ausgebauten Restvolumens schwankt dabei zwischen knapp einem Drittel (Klasse II) und drei Viertel (Klasse 0).

Basierend auf diesen Daten wurden sodann drei Szenarien entwickelt. Das erste Szenario beschreibt die Entwicklung der Restkapazitäten, wenn die aktuellen Rahmenbedingungen unverändert bleiben. Die beiden anderen Szenarien unterstellen Änderungen der Entsorgungswege sowie des Rechtsrahmens.

Szenario 1 – Basisprognose

Wenn der Anfall der jährlichen Ablagerungsmengen sich in den kommenden Jahren kaum verändert, ist auf den Deponien in Bayern bis 2025 genügend Platz. „Bei der prognostizierten jährlichen Ablagerungsmenge von rund 2,3 Millionen Kubikmetern pro Jahr ist davon auszugehen, dass im Prognosezeitraum bis 2025 ausreichendes Deponievolumen zur Verfügung steht“, heißt es in der Studie. Bei der Klasse 0 würde alleine das bereits ausgebaute Volumen noch fast 12 Jahre reichen.

Etwas anders sieht es für die Deponien der Klasse I und II aus. Bei der Klasse I muss ab 2018 und bei der Klasse II ab 2022 auf bisher noch nicht ausgebautes Restvolumen zurückgegriffen werden. Wenn dieses erschlossen wird, reicht das Volumen bei beiden Klassen auch über das Jahr 2025 hinaus aus.

Szenario 2 – Berücksichtigung von verschiedenen Einflussfaktoren

Im zweiten Fall wurden Faktoren wie der demographische Wandel, die steigende Verwertung der Abfälle aus anderen Bundesländern oder Altlasten eingerechnet. In Summe gehen die Autoren der Studie davon aus, dass die Auswirkungen dabei lediglich gering sein werden: „Insgesamt ist zu erkennen, dass die betrachteten Faktoren lediglich auf den Bedarf an Volumen der Deponieklasse I und der Deponieklasse II Einfluss entwickeln können“, wird resümiert. Vor allem kurzfristig wird nur mit geringer Relevanz gerechnet.

Szenario 3 – Änderungen des Rechtsrahmens

Für das dritte Szenario wurde untersucht, was passiert, wenn die Ersatzbaustoffverordnung in der Form des zweiten Arbeitsentwurfs aus dem Jahr 2012 gültig würde. Durch die strengeren Anforderungen an das verwertete Material müsste dann deutlich mehr deponiert werden. Dabei gehen die Autoren davon aus, dass die Grenzwerte ab 2018 gelten. Vor allem die Deponien der Klasse 0 wären dann betroffen. Für diese wird mit etwa 4,2 bis 8,7 Millionen Kubikmetern mehr Material jährlich gerechnet. Das wäre fast eine Vervierfachung der bisherigen Menge. Die Restlaufzeit der Klasse-0-Deponie mitsamt Ausbau würde sich um 8 Jahre verkürzen. Noch im Prognosezeitraum würde neues Deponievolumen notwendig.

Deutlich entspannter sieht es für die anderen Deponieklassen aus. Auf die Deponien der Klasse I kämen dann rund 100.000 Kubikmeter mehr Abfälle zu. Hier würde das Volumen im Prognosezeitrum ausreichen, wenn der anderweitig genutzte Platz zur Ablagerung verwendet würde. Auf die Klasse-II-Deponien würde der Gesetzestext vermutlich kaum Einfluss haben.

© 320°/ek | 24.02.2016
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