Deutsche Unternehmen im Ausland
Ölpreisverfall, Rubel-Abwertung und westliche Sanktionen: Eine Geschäftsklimaumfrage hat ergeben, dass 94 Prozent der deutschen Unternehmen die derzeitigen Russland-Geschäfte negativ bewerten. Dennoch wollen drei Viertel weiterhin dort tätig sein.
Frostiges Geschäftsklima in Russland
Obwohl sich das Geschäftsklima verschlechtert hat, wollen gut drei Viertel der Unternehmen ihr Engagement in Russland beibehalten oder sogar ausbauen. Das hat eine Umfrage des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und der Deutsch-Russischen-Handelskammer ergeben. An der Studie beteiligten sich 152 Unternehmen – diese beschäftigen in Russland insgesamt rund 130.000 Mitarbeiter und setzten dort im ersten Halbjahr 2015 knapp 11 Milliarden Euro um. Insgesamt waren 2015 in Russland rund 5.600 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung registriert. Das sind etwa 400 weniger als noch im Jahr zuvor.
Von den befragten Unternehmen bewerten rund 94 Prozent das aktuelle Geschäftsklima negativ oder leicht negativ. Das ist das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Umfrage im Jahr 2005. Für das laufende Jahr 2016 glauben 81 Prozent, dass die Entwicklung der Wirtschaft weiter negativ oder leicht negativ verläuft.
Auch die individuelle Situation wird als schwierig bezeichnet. 38 Prozent bewerten die eigene Geschäftslage schlecht, 46 Prozent immerhin befriedigend. Im Vergleich zu 2014 haben sich diese Wert extrem verschlechtert, damals hatten nur 8 Prozent die eigene Lage als schlecht bezeichnet. Für einen Großteil der Firmen ist vor allem ein Abbau der Bürokratie und die Bekämpfung der Korruption dringend notwendig. 88 Prozent der Befragten votierten für eine Aufhebung der Wirtschaftssanktionen.
Weniger Exporte erwartet
Trotz der schwierigen Bedingungen wollen lediglich fünf Prozent der Befragten ihr Engagement in Russland reduzieren. 19 Prozent wollen einen Rückzug prüfen. Etwas mehr als die Hälfe (56 Prozent) will das Niveau halten und immerhin ein Fünftel plant eine Expansion. Gründe dafür sind unter anderem das Konsumverhalten der Russen, die geringe Besteuerung und die Wachstums- und Gewinnchancen.

Dass sich Russland von der EU als Wirtschaftsraum abwendet und sich Richtung Asien orientiert, befürchten inzwischen die wenigsten. Nur noch 15 Prozent meinen, dass sich Russland China zuwenden wird – im Jahr zuvor glaubte das noch die Hälfe. Allerdings gehen 42 Prozent davon aus, dass ihre Exporte nach Russland in diesem Jahr rückläufig sein werden, 15 Prozent rechnen sogar mit stark rückläufigen Ausfuhren. Nur 11 Prozent glauben, dass diese steigen werden. Der Rest geht von gleichbleibenden Exporten aus.
Die Errichtung der Eurasischen Wirtschaftsunion, zu der neben Russland auch Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan gehören, hatte für den Großteil der Befragten (78 Prozent) bislang keine Auswirkungen. Drei Viertel befürworten einen einheitlichen Wirtschaftsraum von EU und Eurasischer Wirtschaftsunion. Das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine Anfang dieses Jahres wird nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer ebenfalls kaum Auswirkungen auf den russischen Markt haben.






