Konjunkturentwicklung in der deutschen Industrie

Die Konjunktur in der deutschen Industrie verlief auch im März schleppend. Doch Experten beruhigen: Die Entwicklungsrichtung zeige aufwärts, die Rahmenbedingungen für eine Besserung der Konjunktur seien „nicht schlecht“.

„Nur eine Delle, kein Abschwung“


Die deutsche Industrie ist auch im März nicht wirklich in Schwung gekommen. Erneut kam das Verarbeitende Gewerbe nur im Schneckentempo voran. Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der gegenüber Februar lediglich um 0,2 auf 50,7 gestiegen ist. Damit notiert das viel beachtete Konjunkturbarometer auf dem zweitniedrigsten Wert seit 16 Monaten und nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der EMI spiegelt das Ergebnis der März-Umfrage unter über 500 Unternehmen zur Konjunkturlage in der deutschen Industrie in einem Wert wider.

„Der seit Februar sinkende EMI ist sicherlich nur Ausdruck einer leichten konjunkturellen Delle und nicht Vorbote für einen möglichen Abschwung. Dafür ist die Binnennachfrage zu stark“, betonte Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Montag in Frankfurt. Hoffnungsvoll stimme den Verband, dass die Einkaufspreise im März dank weiter rückläufiger Energie- und Rohstoffpreise abermals gesunken sind. Auch hier werde man allerdings die nächsten Monate genau beobachten, da bei vielen Commodity-Preisen die Bodenbildung erreicht scheint. Die nächste Rally dürfte damit auf Jahressicht betrachtet nur eine Frage der Zeit sein. Deutsche Einkäufer täten nach Feldmanns Einschätzung gut daran, sich auf langfristig steigende Rohstoffpreise einzustellen.

USA überzeugt als Exportziel im Gegensatz zu China

„Ein kleiner Schritt – aber in die richtige Richtung. Zwar ist der EMI im März nur wenig angestiegen, aber immerhin ist die Richtung aufwärts. Die Rahmenbedingungen für eine sich im laufenden Jahr bessernde Konjunktur sind aber gar nicht so schlecht“, sagte Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME.

„Insbesondere unsere wichtigste Exportdestination, die USA, zeigt sich sehr dynamisch. Aber sowohl die Nummer drei, Großbritannien, als auch die Nummer fünf, China, verunsichern derzeit noch“, so Traud weiter. Bis zum „Brexit-Referendum“ am 23. Juni sei hier ein Belastungsfaktor zu sehen. China beunruhige noch, da nicht ganz klar sei, wie der Umbau der Volkswirtschaft zu einer mehr binnengetriebenen Wirtschaft vonstattengehen werde. Allerdings seien der Konsum und die Bauwirtschaft nach Ansicht der Helaba-Bankdirektorin weiterhin rege.

Nach Ansicht von Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „war die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sicher schon mal euphorischer. Man sollte die deutsche Konjunktur aber nicht abschreiben. Die leichte Eintrübung im Verarbeitenden Gewerbe der vergangenen Monate sei nicht als Vorhof zur Rezession zu interpretieren, denn die binnenwirtschaftlichen Sektoren legen weiterhin an Stärke zu“, sagte Kater dem BME.

„Die Industriekonjunktur schleppt sich eher vorwärts als dass sie brummt“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Die Unternehmen gäben die Preissenkungen bei Energie und Rohstoffen meist an ihre Kunden weiter, so dass vor allem die Verbraucher profitierten. Ein boomender Konsum reiche allein jedoch nicht für einen Aufschwung. Die Aufträge aus dem Ausland kommen nach Schlotböllers Einschätzung nicht in Gang. Hier mache auch der EMI wenig Hoffnung auf kurzfristige Besserung. „Daher rechnen wir weiterhin nur mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent in diesem Jahr“, sagte Schlotböller dem BME.

 

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