Rückbau von Schlammgruben

Niedersachsen hat aufgrund seiner Erdöl- und Erdgaswirtschaft viele Öl- und Bohrschlammgruben. Die alten Ablagerungen werden nun rückgebaut oder saniert. Doch die Entsorgungsmöglichkeiten sind begrenzt.

Großen Mengen an Bohrschlämmen stehen zur Entsorgung an


In Niedersachsen werden in naher Zukunft große Mengen Öl- und Bohrschlämme zur Entsorgung anfallen. Hintergrund sind Pläne des niedersächsischen Umweltministeriums, die Bohrschlammgrube „Erika“ im Emsland im Zeitraum 2016/2017 rückzubauen. Nach Auskunft der Verantwortlichen sind dort bis zu 200.000 Tonnen ölhaltige Schlämme/ölhaltiger Bodenaushub abgelagert.

Die als gefährlicher Abfall eingestuften Schlämme sollen künftig auf der Sonderabfalldeponie der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet (AGR) in Hünxe-Schermbeck entsorgt werden, wie aus einer Unterrichtung des niedersächsischen Umweltministeriums hervorgeht. Für 134.400 Tonnen ölhaltige Bohrschlämme und 70.000 Tonnen kontaminierte Böden liegt der Entsorgungsnachweis bereits vor. Bis Ende März seien bereits circa 800 Tonnen Ölschlämme und circa 3.500 Tonnen kontaminierte Böden geliefert worden.

Darüber hinaus gingen weitere 10.000 Tonnen ölhaltiger Bohrschlämme von „Erika“ in diesem Jahr zur Sonderabfalldeponie Knapsack. Diese sollen aber nicht genutzt werden. Die Deponie Knapsack ist dem niedersächsischen Umweltministerium zufolge ausschließlich als Notfalllösung vorgesehen.

514 Verdachtsflächen in Niedersachsen

Neben dem Rückbau von „Erika“ stehen in Niedersachsen 40 weitere Schlammgruben zur Entsorgung an. In 30 Gruben befinden sich Bohrschlämme und nicht gefährliche Abfallstoffe. Das Volumen beläuft sich laut Umweltministerium auf circa 970.000 Kubikmeter. Neun weitere sind voraussichtlich Ölschlammgruben mit einer eingelagerten Menge von insgesamt circa 234.000 Kubikmeter. Eventuell kommt noch eine hinzu mit circa 80.000 Kubikmeter.

Niedersachsen selbst versucht die Bohrschlämme entsprechend zu behandeln, um die Belastung zu reduzieren. Damit lassen sich gegebenenfalls die Zuordnungskriterien für die Deponieklassen I und II erfüllen. In der Folge könnten die behandelten Bohrschlämme im eigenen Land abgelagert werden. Die Ablagerungskapazität in der Deponieklasse II in Niedersachsen belief sich zum Stichtag 31.12.2014 auf 9,6 Millionen Tonnen.

Allerdings ist fraglich, ob das ausreicht. Denn aktuell wird von mindestens 519 Verdachtsflächen ausgegangen. Erst seit diesem Jahr stehen Mittel aus einer Vereinbarung des Landes mit dem Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung zur Verfügung, um die Flächen ausgiebig zu untersuchen. Die zuständigen Bodenschutzbehörden rechnen in frühestens zwei Jahren mit belastbaren Ergebnissen. Im schlimmsten Fall muss saniert werden.

Acht Sonderabfalldeponien in NRW

Sofern die Schlämme weiterhin als Sonderabfall einzustufen sind, wird Niedersachsen auf Entsorgungsmöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen zurückgreifen müssen. Denn in Niedersachsen gibt es keine öffentlich zugängliche Sondermülldeponie. Bislang sind ÖI- und Bohrschlämme aus Niedersachsen auf drei Deponien in Nordrhein-Westfalen entsorgt worden:

  • Zum einen auf der Sonderabfalldeponie Knapsack (SAD Knapsack), die von Remondis Industrie Service in Hürth betrieben wird. Dort wurden zwischen 2003 und 2013 insgesamt rund 340.000 Tonnen ölhaltige Bohrschlämme abgelagert.
  • Darüber hinaus auf der inzwischen stillgelegten Sonderabfalldeponie Grevenbroich-Neuenhausen, wo 2007 etwa 4.000 Tonnen eingebaut wurden. Betreiber war ebenfalls die Remondis Industrie Service.
  • Und schließlich auf der Deponie Altenberge (DK II), wo im vergangenen Jahr 4.109 Tonnen sonstige Bohrschlämme entsorgt wurden. Die Ablagerung erfolgte dabei in die Ausgleichsschicht unterhalb der Oberflächenabdichtung.

Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen acht Sonderabfalldeponien. Bei zweien davon handelt es sich um Werksdeponien, die nur Abfälle aus dem eigenen Unternehmen entsorgen. Das sind die Werksdeponie Halde III der Sachtleben Chemie in Duisburg und die Klärschlammhochdeponie Oberbruch der Nuon Energie und Service in Heinsberg.

Die restlichen sechs sind die Sonderabfalldeponie Troisdorf, die Sonderabfalldeponie Dormagen-Rheinfeld und die SAD Leverkusen-Bürrig (beide von Currenta betrieben) sowie die Deponie Eyller-Berg, die Sonderabfalldeponie Hünxe-Schermbeck und die bereits erwähnte SAD Knapsack. Hinzu kommen drei Deponien – Zentraldeponie Emscherbruch, Deponie Dortmund Nordost, Zentrale Reststoffdeponie des Hochsauerlandkreises -, die über Abschnitte der Deponieklasse III verfügen.

Zusammengerechnet haben alle Deponien ein Restvolumen von insgesamt rund 20 Millionen Kubikmeter, wie es seitens des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums heißt. Durchschnittlich wurden zwischen 2010 und 2014 jährlich etwa 1,2 Millionen Kubikmeter Abfälle eingebaut, inklusive der Abfallmengen aus anderen Bundesländern. Damit ergibt sich eine Restlaufzeit von etwa 17 Jahren.

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