Marktbericht für Edelmetalle

Für Platin ging es diese Woche Auf und Ab. Unterstützung erhielt das Edelmetall durch den erstarkten Goldpreis. Auch Palladium befindet sich im Aufwind. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Bewegte Woche für Platin


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold mit Höchststand seit Januar 2015

Ist eine Erhöhung der US-Leitzinsen auch im Juni erst einmal vom Tisch? Zumindest ist die US-Notenbank auf ihrer April-Sitzung in der vergangenen Woche erst einmal zurückhaltender geworden und beließ den Schlüsselsatz unverändert in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.

Zuletzt hatte sich das Wirtschaftswachstum in den USA etwas verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt ist lediglich auf das Jahr gesehen um 0,5 Prozent gewachsen, was Beobachter als „nahe an der Stagnation“ bezeichnen. Dies belastet den Dollar und unterstützt den Goldpreis. Das Edelmetall erreichte am Freitag mit 1.296,10 US-Dollar/oz den höchsten Stand seit Januar 2015.

Käufe von Investoren hatten den Preis für das Metall bereits zuvor durch das obere Ende der Handelsspanne der vergangenen Wochen zwischen 1.210 und 1.260 US-Dollar/oz getrieben – Anschlusskäufe waren die Folge. Die Stimmung am Markt bleibt gut, wir schließen weitere Kursgewinne nicht aus.

Der nächste Widerstand liegt nun bei 1.300 US-Dollar/oz und dann bei 1.306,50 US-Dollar/oz, dem Höchstkurs ebenfalls aus dem Januar des vergangenen Jahres. Rückschläge sind nach einer derart rasanten Rallye jedoch nicht auszuschließen, da es auch zu Gewinnmitnahmen kommen kann. Eine erste charttechnische Unterstützung findet der Goldpreis bei 1.270 US-Dollar/oz.

China baut unterdessen weiter an seiner Infrastruktur des Goldmarktes. Nach Einführung des ersten Fixings in Yuan vor wenigen Wochen in Shanghai soll die Hongkonger „Chinese Gold and Silver Exchange Society“ an einem Lager- und Handelszentrum für Gold arbeiten. Das Lager soll Berichten zufolge in der Freihandelszone Qianhai entstehen und der Vereinfachung der Zollabwicklung zwischen Hongkong und dem Festland dienen sowie die Lagerung von Edelmetallen ermöglichen.

Silber auf 15-Monats-Hoch

Silber hatte eine weitere starke Woche (+5,2 Prozent) und bewegte sich sukzessiv durch höhere Höchst- und Tiefstkurse innerhalb eines steilen Aufwärtstrends. Gute Zahlen aus China sowie eine „taubenhaft“ (dovish) empfundene Fed-Entscheidung unterstützten das Metall.

Das Hoch der letzten Woche liegt knapp unter 18 US-Dollar/oz, wo nun auch der psychologische und charttechnische Widerstand zu finden ist. Die Long-Positionierungen an den Futures-Märkten liegen nahe an den Rekord-Höchstständen. So ist zu erwarten, dass es jederzeit zu Gewinnmitnahmen und damit zu Kursrücksetzern kommen kann. Jedoch hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass Silber dieses Jahr mit +29 Prozent eines der sich am besten entwickelnden Anlagen ist.

Investoren, die noch nicht investiert haben, werden nun noch auf den Zug aufspringen wollen. In diesem Zusammenhang sind auch die ETF-Bestände von Interesse, welche nur noch 2,5 Prozent vom Allzeithoch in 2014 entfernt sind. Charttechnische Unterstützung liegt derzeit bei 17,50 US-Dollar/oz.

Platin steigt kurz bis auf 1.085 US-Dollar/oz

Platin erlebte eine relativ bewegte Woche. Nach Gewinnmitnahmen und kleineren Verkaufswellen fiel das Metall auf 1.000 US-Dollar/oz zurück. Die Unterstützung konnte aber dort halten und katapultierte Platin erneut wieder Richtung 1.050 US-Dollar/oz. Aufgrund des Feiertags in Japan und dem damit verbundenen „dünnen“ Markt überwand das Metall die Marke von 1.060 US-Dollar/oz.

Weitere Hilfe kam auch hier u.a. wieder durch den schwächeren Dollar und dem damit erstarktem Gold. Der Weg bis zu 1.081 US-Dollar/oz ist nun frei, die Unterstützung liegt bei 1.040 US-Dollar/oz. Die ETF-Nettobestände liegen unverändert bei 2,47 Millionen oz.

Die Nachfrage nach Platin-Schwamm ist weiterhin gut. Die Auswirkung der hohen Platin-Preise erreicht nun auch die Minen, von denen nun zunehmend positivere Nachrichten kommen. So vermeldet in den letzten Tagen Anglo American Platinum im ersten Quartal einen Anstieg der Produktion um 7 Prozent, die zu Amplats gehörende Unki Platinum Mine sogar um 14 Prozent.

Dagegen sieht die Weltbank in ihrem jüngsten Report den aktuellen Anstieg des Platinpreises nicht als nachhaltig an. Sie führt als Begründung die Erwartung niedrigerer Investitionen und die anstehenden Lohnverhandlungen an. Dagegen sieht sie eine robuste Nachfrage vom Automobilsektor aufgrund der niedrigen Ölpreise.

Palladium wieder im Aufwind

Die Woche begann recht ruhig mit Kursen um das Level von 600 US-Dollar/oz. Am Dienstag rutschte Palladium nochmal in Richtung 590 US-Dollar/oz zurück, was zwischenzeitlich den Anschein aufkommen ließ, dass sich Palladium doch wieder nicht über 600 US-Dollar/oz halten kann.

Allerdings kam dann doch Kaufinteresse in den Markt, sodass Palladium am Donnerstag den nächsten Widerstand bei 620 US-Dollar/oz durchbrach und am Freitagmorgen schon bei über 630 US-Dollar/oz lag. Der nächste Widerstand liegt bei 638 US-Dollar/oz. Bei Palladium-Schwamm gibt es weiterhin sehr gute Nachfrage.

Rhodium mit sehr guter physischer Nachfrage; Ruthenium weiterhin gesucht und Iridium mit einer ruhigeren Woche

Rhodium ist nach wie vor im Fokus der physischen Verbraucher und dementsprechend hoch sind die Umsätze. Natürlich spielen auch die festen PGM-Preise eine Rolle, die in den letzten Tagen eine enorme Aufwärtsbewegung gesehen haben. Wir sehen aktuell weiterhin gutes Interesse und könnten uns in den nächsten Tagen höhere Kurse vorstellen, wenn die Käufe, die vermehrt aus der Chemie- und Autoindustrie zu finden waren, auf hohem Niveau bleiben.

Im Ruthenium gibt es weiterhin gutes Kaufinteresse und die Situation der letzten Wochen bleibt im Prinzip unverändert. Die Aussicht auf eine deutliche Preisveränderung ist momentan unserer Meinung nach eher nicht gegeben.

Iridium hat eine etwas ruhigere Woche hinter sich ohne nennenswerte Vorkommnisse.

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