Weniger Müllsäcke

Aufgerissene Müllsäcke sollen im Hamburger Stadtteil Ottensen bald der Vergangenheit angehören. Die Stadtreinigung testet die Umstellung auf Müllstandplätze. Ein Teil davon soll unterirdisch angelegt werden.

Hamburg testet neues Sammelsystem


Im Hamburger Stadtteil Ottensen soll die Abfallentsorgung für rund 710 Haushalte auf Unterflursysteme und Mülltonnenstandplätze umgestellt werden. Gestern wurde das Konzept den Anwohnerinnen und Anwohnern vorgestellt. Bislang entsorgt die Stadtreinigung den Hausmüll noch über rosa Müllsäcke. Die Säcke werden auf dem Gehweg abgestellt und zweimal wöchentlich abgeholt, weil in den meist eng bebauten Quartieren Standplätze für Mülltonnen fehlen.

Für die geplante Umstellung haben die Bezirksämter Altona und Eimsbüttel, die Stadtreinigung Hamburg sowie die Behörde für Umwelt und Energie zusammen ein Konzept entwickelt. Der Pilotversuch in Ottensen sieht vor, 28 gemeinschaftliche Müllstandplätze (auch unterirdisch) für 710 Haushalte auf öffentlichem Grund zu errichten. Auf diese Weise sollen mehr als 1.000 rosa Müllsäcke pro Woche ersetzt werden. Nach einem Jahr sollen die gewonnenen Erkenntnisse auch für andere Altbaugebiete mit gleicher Problematik nutzbar gemacht werden.

„Mit dem Pilotversuch wollen wir einen Weg aufzeigen, das Erscheinungsbild der Straßen von aufgerissenen Müllsäcken und Verschmutzungen zu befreien“, erklärt Umweltsenator Jens Kerstan. „Damit beginnen wir im belebten und beliebten Ottensen, wo viele Häuser nicht unterkellert sind, weshalb Müllräume in den Häusern fehlen und zudem die Straßenräume sehr eng sind. Wenn die Erfahrungen mit dem jetzt eingeleiteten Pilotversuch positiv verlaufen, ist das Ziel, das möglichst bald überall in Hamburg Müllsäcke im öffentlichen Straßenraum der Vergangenheit angehören.“

Nach Angaben von Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg, soll in den kommenden Monaten die bisherige Restmüllentsorgung über rosa Säcke durch unterirdische und oberirdische Behälter ersetzt werden. „Diese neuen Sammelsysteme sind anwenderfreundlich, hygienisch und platzsparend“, betont Siechau. „Positive Erfahrungen für diese saubere Lösung haben die Stadtreinigung und die Anwohnerinnen und Anwohner bereits in einigen anderen Stadtgebieten – wie zum Beispiel im Karolinenviertel – sammeln können.“

Höhere Gasausbeute

Mit der Unterflursammlung hat die Stadtreinigung Hamburg bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Jahr 2014 gab es in Hamburg 123 Unterflursysteme zur Erfassung von Restmüll, 60 für Papier und 56 für die Hamburger Wertstofftonne. Hinzu kommen zahlreiche unterirdische Sammelsysteme für Biomüll, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten.

Die Erfahrungen bezüglich Biomüll zeigen, dass die Störstoffquote zwar etwas höher ist als bei der oberirdischen Tonnensammlung, die Qualität hinsichtlich der Gasausbeute aber dennoch überdurchschnittlich gut ist. Der Grund ist darin zu sehen, dass der Anteil der Küchenorganik in Stadtteilen mit mehrgeschossigen Wohnungsbau höher und somit auch das Gasbildungspotenzial größer ist. In anderen Stadtteilen hingegen machen Gartenabfälle den Großteil des Biomülls aus.

Ein weiterer Vorteil der unterirdischen Biomüllsammlung ist die gute Akzeptanz bei den Bürgern. Da der Abfall unter die Erde verschwindet, sind Geruchsbelästigungen so gut wie ausgeschlossen. Außerdem sind die Behälter keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Nicht zuletzt ist auch das Wohnumfeld sauberer. Denn überquellende Müllbehälter gibt es nicht mehr.

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