Branchenstudie
Der internationale Biogasmarkt wächst, aber deutlich geringer als früher, besagt eine neue Studie. In Europa wird der Markteinbruch in Deutschland durch andere starke Biogasmärkte kompensiert. Deutsche Technologieanbieter bauen sich inzwischen ein neues Standbein auf.
Biogas: Auslandsmärkte kompensieren Einbruch in Deutschland
Gemäß einer aktuellen Studie der Kölner Beratungsfirma ecoprog GmbH sind derzeit weltweit über 12.000 Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 7.000 MWel in Betrieb. Davon stehen über 90 Prozent der Anlagen in Europa, denn dort wurden Förderungen erneuerbarer Energien teilweise bereits in den 1990ern eingeführt. Vor allem in Deutschland wurden im Zuge des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) mit rund 8.000 Anlagen etwa zwei Drittel des weltweiten Bestandes errichtet.
Doch seit 2012 ist der ehemals weltweit dominierende deutsche Markt durch die deutliche Reduzierung der Förderung eingebrochen. Auch in vielen anderen Ländern Europas und Nordamerikas rücken der Wettbewerb, Kosteneinsparungen und Nachhaltigkeitskriterien in den Vordergrund der Förderung erneuerbarer Energien. In Bulgarien und der Tschechischen Republik führte dies gar zu einem gänzlichen Stopp der staatlichen Unterstützung.
In der Folge findet auch in den kommenden Jahren ein Ausbau an Biogasanlagen statt, jedoch in deutlich geringerem Umfang als in den Boomjahren der frühen 2010er, wie ecoprog erläutert. Während von 2010 bis 2015 rund 3.000 MWel zugebaut wurden, werde die weltweit installierte Leistung zwischen 2016 und 2025 nur noch um rund 2.600 MWel auf 9.600 MWel zunehmen, geht aus der neuen Studie hervor.
Frankreich als starker Markt
Laut ecoprog werden bis 2025 etwa 75 Prozent des Neubauvolumens auf Europa entfallen. Damit bleibe Europa nach wie vor die mit Abstand stärkste Region in der weltweiten Betrachtung. Der deutliche Rückgang des deutschen Marktes werde zumindest in Teilen durch die starken Biogasmärkte Frankreich, UK, Italien und Polen kompensiert.
An Bedeutung gewinnen auch die Regionen Asien und Nordamerika, denn hier zeigen vereinzelte attraktive Förderungen Wirkung, wie etwa in Thailand. In den Regionen Südamerika, Australien und Pazifik sowie Afrika und Naher Osten beschränkt sich der Ausbau der Biogasanlagen weiterhin auf einzelne, teils sehr große Projekte, erklärt ecoprog. Während in vielen Ländern dieser Regionen das Fehlen einer attraktiven Förderung Grund für den geringen Ausbau sei, seien es in Japan vor allem die etablierten Energiemarktstrukturen sowie genehmigungsrechtliche Hindernisse.
Der stärkste Ländermarkt bis 2025 wird laut Studie Frankreich sein. Dort werde es zu einem Zubau von rund 440 MWel kommen. Grund hierfür sei ein Ausbau der Förderung durch eine Anhebung der Einspeisevergütung und die Einführung eines zusätzlichen Auktionssystems im Zuge der neuen Energiewendegesetzgebung im Jahr 2015.
Neues Standbein für deutsche Firmen
Durch die Umstrukturierung des Biogasmarktes hätten sich die Marktbedingungen für viele Technologieanbieter und Betreiber geändert, erklärt ecoprog. Viele vormals regional bis national operierende Unternehmen versuchten, durch die Internationalisierung ihrer Geschäfte neue Absatzmärkte zu gewinnen. Zudem bauten sich zahlreiche Technologieanbieter mit einer Konzentration auf das Service- und Repowering-Geschäft an bestehenden Standorten ein neues Standbein auf.
Denn der Bedarf an Optimierungsmaßnahmen an Biogasanlagen steigt. Schließlich nimmt das Alter der Anlagen zu und viele Anlagenbetreiber stehen in einem zunehmenden Wettbewerb durch geringere Fördersätze und hohe Substratpreise. Auch die Aufbereitung von Biogas auf Biomethanqualität und die Einspeisung ins Erdgasnetz rücken laut ecoprog in den Vordergrund möglicher technischer Erneuerungen. Voraussetzung hierfür sei, dass die nationale Gesetzgebung die Einspeisung von Biomethan auch in der Förderung berücksichtigt.