Mechanisch-biologische Behandlung

Im indischen Bundesstaat Goa ist vor Kurzem eine mechanisch-biologische Behandlungsanlage für unsortierten Hausmüll in Betrieb gegangen. Die Einzelkomponenten kommen aus der ganzen Welt. Auch ein Biogasanlagenanbieter aus Deutschland ist beteiligt.

Indien: Erste Verwertungsanlage für Hausmüll geht in Betrieb


Nach 18-monatiger Bauzeit läuft im westindischen Bundesstaat Goa die erste MBA für unsortierten Hausmüll an. Neben Firmen aus den USA, den Niederlanden und Italien war auch der Biogasanlagenanbieter Archea aus dem niedersächsischen Hessisch Oldendorf involviert. Die Gesamtanlage wurde über das Regierungsprogramm ‚Make in India‘ gefördert.

Goa ist der kleinste der indischen Bundesstaaten und eines der Hauptreiseziele für Indien-Touristen. Die Anlage soll laut Archea Anlagenbau helfen, die dramatischen Mängel in der Müllentsorgung der Region zu bekämpfen. Für die jährlich anfallenden 40.000 Tonnen Hausmüll wurde ein mechanisch-biologisches Verfahren nach europäischem Vorbild installiert.

Vergärungstechnologie aus Niedersachsen

Bei der Entsorgung wird der Hausmüll in einen organischen und einen anorganischen Strom getrennt. Hier kommt Technologie des niederländischen Sortiertechnikanbieters db Technologies zum Einsatz. Danach geht der anorganische Teil den Recycling-Pfad. Nach einer manuellen Vorsortierung erfolgt die automatische Sortierung.

Die Organik, circa 60 Tonnen am Tag (21.000 Tonnen jährlich) wird einer Biogasanlage zugeführt. Diese stammt komplett vom Anlagenanbieter Archea Anlagenbau. Als Subunternehmer lieferten die niedersächsische Firma Nesemeier lediglich das Gasspeicherdach und die Firma Eckel Steuerungstechnik die Automatisierung. Die Vergärung erfolgt laut Archea mittels drei in Reihe geschalteter Pfropfenstromtrockenfermenter bei thermophilen Bedingungen (55 Grad Celsius). Der erste Fermenter diene als Hydrolysestufe, der zweite und dritte als Methanisierungsstufe.

Unterm Strich entstehen so 150 Kubikmeter Biogas je Tonne organischen Materials, das abschließend in einem 1.000-Kilowatt-Blockheizkraftwerk ‚made in USA‘ verstromt wird. Damit kann Archea zufolge der Elektrizitätsbedarf der Aufbereitungsanlage gedeckt werden. Der entwässerte Gärrest werde schließlich kompostiert und nachgereift (Maschinentechnik aus Italien). Geplant sei, daraus Bio-Dünger herzustellen.

Weitere Projekte in Indien geplant

„Neben der Müllverwertung soll die Anlage in Goa auch als Lernzentrum dienen“, sagt Archea-Anlagenbau-Geschäftsführer Oliver Nacke. Ziel sei das Bewusstsein in der Bevölkerung für die positiven Auswirkungen von modernen Müllentsorgungssystemen zu stärken. Weitere Projekte in Indien sind laut Nacke in Vorbereitung.

Die Archea Anlagenbau ist eine Tochter der Archea Biogastechnologie Gesellschaft und wurde 1998 von Oliver Nacke gegründet. Nach Firmenangaben wurden bis dato knapp 90 Anlagen realisiert, überwiegend in Deutschland. Darüber hinaus stehen Anlagen in Italien und Kroatien sowie außerhalb Europas in Brasilien und Indien. Eine weitere Anlage auf Kuba wird gerade projektiert. In Deutschland arbeitet das Unternehmen nach eigener Auskunft derzeit unter anderem an virtuellen Kraftwerkskonzepten auf Basis von Solar, Wind, Biogas und Batteriespeichern.

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