Internationaler Markt

Auch nach Ende des Sommers haben sich die Stahlschrottpreise in vielen Teilen der Welt nicht verbessert. Stahlproduzenten lassen angesichts der schwachen Nachfrage kaum Raum für Preiserhöhungen. Ausnahmen gibt es aber dennoch: Im asiatischen Raum zogen die Schrottnotierungen an.

Stahlschrottpreise bleiben überwiegend im Keller


Nach den Sommerferien Ende August kam der Stahlschrottmarkt in Europa wieder etwas in Schwung, berichtet Tom Bird von Liberty Steel im aktuellen Quartalsbericht des Weltrecyclingverbands BIR. Dennoch blieben die Preise für Stahlschrott HMS 80/20 bei 220 US-Dollar pro Tonne eher schwach. Noch schwächer wurden die Schrottpreise im September, nachdem die Preise für Knüppel weiter fielen. Händler berichten, dass die Sorte HMS 80/20 für rund 208 US-Dollar pro Tonne in die Türkei verkauft wurde.

Laut Bird versuchen die Einkäufer, die Schrottpreise noch weiter zu drücken, doch der Schrotthandel leiste starken Widerstand. Nach seiner Einschätzung sind die Aussichten für den EU-Schrottmarkt eher trübe. Der Euro-Wechselkurs und der Brexit mit seinen möglichen Auswirkungen seien die großen Unbekannten, die eine Vorhersage kaum möglich machten.

„Die Nachfrage nach Endprodukten bleibt schwach und die billige Rohware verstärkt den Druck auf die Schrottpreise“, glaubt Bird. Allerdings würden sich die Händler dagegen wehren und da Schrotte nach wie vor eher knapp seien, sollten sich die Margen weiterhin halten lassen – wenn auch in einer kleinen Spannbreite.

Schwacher Stahlmarkt in den USA

Auch in den USA wurde nach dem ruhigen Sommer die Erwartung an steigende Schrottpreise nicht erfüllt. Grund sei ein schwacher lokaler Stahlmarkt mit einer Kapazitätsauslastung unter 70 Prozent sowie eine geringe Stahlnachfrage aus dem Ausland, berichtet George Adams von SA Recycling. Zeitgleich stiegen die günstigen Stahlschrottimporte aus dem Ausland.

Adams geht davon aus, dass die Marktbedingungen sich kaum ändern werden. Lediglich für den Wohnungsbau hat er Hoffnung: Sollte dieser vor dem kalten Winter noch anziehen, könnten die Schrotte knapp werden und die Preise wieder steigen.

Steigende Schrottpreise in China

Schrotthändler in China wiederum konnten auf dem heimischen Markt bessere Preise erzielen, da die Stahlpreise dort im August und September leicht anzogen. So lagen die lokalen Notierungen für Betonstahl rund 20 Prozent über dem Wert von Anfang Januar, berichtet Adams. Grund hierfür waren unter anderem staatliche Investitionen in die Infrastruktur und gestiegene Immobilienpreise.

Allerdings sieht Adams für die kommenden Monate eher fallende Preise, da der Lagerbestand an Stahl vielerorts hoch ist. Außerdem würden die versprochenen Kapazitätskürzungen und Konsolidierungsmaßnahmen wohl eher im kommenden Jahr spürbare Auswirkungen haben.

In Taiwan geht der Stahlschrottverbrauch indes immer weiter zurück. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 25 Prozent Stahlschrott weniger nachgefragt als im Vorjahreszeitraum, berichtet Adams. Ein Großteil der Schrotte kommt dabei traditionell aus dem Ausland – die USA und Japan liefern fast 74 Prozent des in Taiwan verbrauchten Schrotts. Aufgrund der leicht gestiegenen Stahlpreise in China blieben die Schrottpreise in Taiwan aber trotz der rückläufigen Verbrauchs weitgehend stabil.

Relativ unverändert ist unterdessen die Stahlschrottnachfrage in Süd-Korea. Bis einschließlich August wurden fast 4 Millionen Tonnen verbraucht – nur 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr, berichtet Adams. Größter Stahlschrottlieferant ist nach wie vor Japan mit einem Anteil von 55 Prozent.

Japan: Noch kein Aufschwung

In Japan selbst klettern die Preise für H-2-Schrotte im August auf rund 212 US-Dollar pro Tonne. Hintergrund sind eine bessere Nachfrage und geänderte Wechselkurse, berichtet Hisatoshi Kojo von der Metz Corporation. Für die kommenden Monate ist er jedoch eher pessimistisch. Grund seien unter anderem Kürzungen bei der Stahlproduktion in Elektrolichtbogenöfen. So wurden im August mit 1,7 Millionen Tonnen über 7 Prozent weniger hergestellt als noch im Vorjahr.

Auch die geplanten Olympischen Spiele 2020 in Tokio hätten noch keinen Nachfrageaufschwung bewirkt. Zusätzlich belaste der starke Yen die Exporte. Langfristig setzt Kojo auf die Ankündigung von integrierten Stahlwerken, den Stahlschrottanteil künftig zu erhöhen.

In Russland setzen die Schrotthändler laut Mikhail Moldavskiy von Ukrmet Ldt lieber auf den heimischen Markt. Dort könnten derzeit bessere Preise erzielt werden als beim Export. Einkäufer in der Türkei beispielsweise würden die Notierungen drücken, hinzu kämen Probleme an den Häfen, da die intensive Getreideexport-Saison begonnen hat.

„Der Fokus der Schrotthändler liegt also auf dem heimischen Markt“, resümiert Moldavskiy. Auch deshalb, weil heimische Stahlwerke sich erst jüngst wieder für noch höhere Zölle auf Schrottexporte ausgesprochen hätten.

© 320°/ek | 12.10.2016
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