Preisentwicklung in Deutschland

Im Oktober sind die Preise für Stahlschrott in Deutschland erneut zurückgegangen. Doch im November soll sich das nicht wiederholen. Händler gehen davon aus, dass die Schrottpreise nicht nochmal fallen werden.

Stahlschrott-Händler blicken selbstbewusst auf November


Nach dem Zwischenhoch im Mai geht die Talfahrt der Schrottpreise in Deutschland weiter: 6 bis 8 Euro weniger wurden für die verschiedenen Qualitäten im Oktober gezahlt. Wie die aktuelle Erhebung des Stahlrecyclingverbands BDSV zeigt, fielen die Preise damit für alle Sorten ähnlich. Bei den meisten Qualitäten betrug das Minus rund 7 Euro, für Shredderstahlschrott ging der Preis um 8,7 Euro zurück.

Damit nähern sich die meisten Notierungen langsam aber stetig den Preisen an, die zu Jahresbeginn gezahlt wurden. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen BDSV-Lagerverkaufspreise für Oktober wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1:                   143,9 Euro/Tonne       (-6,7 Euro vs. September)

Stahlneuschrott Sorte 2/8:              155,5 Euro/Tonne      (-6,8 Euro vs. September)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3:  157,8 Euro/Tonne      (-6,9 Euro vs. September)

Shredderstahlschrott Sorte 4:         162,1 Euro/Tonne       (-8,7 Euro vs. September)

Stahlspäne Sorte 5:                            121,4 Euro/Tonne        (-6,8 Euro vs. September)


Auch die Stahlwerke waren trotz der fallenden Schrottpreise nicht zufrieden. Sie konnten ihre angekündigten Preisreduzierungen von 20 Euro pro Tonne nicht realisieren. Einer der Gründe dürfte das geringe Schrottaufkommen in Deutschland und die starke Nachfrage aus der Türkei sein. Ähnliches berichten auch Marktteilnehmer in den europäischen Nachbarländern, auch hier konnten die Stahlwerke die Schrottpreise nicht wie gewünscht um bis zu 20 Euro drücken.

Das starke Kaufinteresse aus der Türkei führte dazu, dass türkische Schrotteinkäufer rund 225 US-Dollar für die Tonne HMS 80:20 gezahlt haben. Da der dortige Schrottbedarf stetig steigt, blicken einige Händler auch für November optimistisch in Richtung Bosporus. Zwar seien die Einflussfaktoren am Schrottmarkt schwer vorherzusehen, doch die Kombination von knappem Schrottangebot in Deutschland und der anziehenden Nachfrage in der Türkei und anderen Ländern stimmt den Schrotthandel einigermaßen optimistisch. Zumindest mit weiter fallenden Preisen rechnen Händler nicht.

Anziehende Stahlproduktion

Für einen steigenden Schrottmarkt könnte auch der Umstand sprechen, dass die weltweite Rohstahlproduktion leicht anzieht. Wie die aktuellen Zahlen von Worldsteel zeigen, wurden im September 132,9 Millionen Tonnen und damit 2,8 Millionen Tonnen mehr hergestellt, als noch im September 2015. Die globale Kapazitätsauslastung lag bei 70 Prozent und damit leicht über dem Vorjahreswert (69,5 Prozent).

In der EU allerdings ist die Rohstahlherstellung im September um 1,7 Prozent leicht gefallen. Besonders angezogen hat die Produktion in der Türkei: Hier lag das Plus bei 8,2 Prozent. Auch in China nahm die Herstellung jüngst wieder zu. Mit einer Gesamtmenge von 68,2 Millionen Tonnen liegt der Wert 3,9 Prozent über dem von September 2015.

Gleichwohl wird erwartet, dass China seine Stahlproduktion bald drosseln wird. Mehrere Stahlbetriebe sind stark verschuldet. Der erst kürzlich vom Staatsunternehmen Baosteel zwangsübernommene Stahlkonzern Wuhan Iron steckte tief in den roten Zahlen. Wie es heißt, sind weitere Fusionen geplant, um Überkapazitäten abzubauen und veraltete Anlagen zu schließen. Insbesondere Marktteilnehmer in Europa hoffen, dass sich dann der Markt etwas entspannen wird. Der Billigstahl, den die chinesischen Konzerne derzeit auf den Markt werfen, um ihre Liquidität zu sichern, soll dann nämlich der Vergangenheit angehören.

© 320°/ek | 25.10.2016
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