BDSV-Jahrestagung

In der Stahlrecyclingbranche wächst die Hoffnung, dass die Talsohle durchschritten ist. Vorbei ist die Krise aber noch nicht. Nötig sind höhere Margen, aber auch die Qualität des Stahlschrotts müsste sich verbessern. Nur dann ließen sich auch bessere Preise erzielen. [ Video ]

Stahlrecycler benötigen bessere Schrottqualität


Momentan gibt es den Aufschwung in der Stahlrecyclingbranche nur gefühlt. Denn mit Ausnahme der steigenden Exportpreise gibt es wenig, was den Eindruck eines steigenden Marktes verfestigen könnte. Höhere Inlandspreise, bessere Margen und ein besserer Mengenabsatz  – all das lässt bislang noch auf sich warten.

Und dennoch ist ein Gefühl nicht zu unterschätzen. Auch BDSV-Präsident Andreas Schwenter hat ein solches. Er habe das Gefühl, dass sich die Marktsituation etwas stabilisiert, sagte Schwenter vergangene Woche bei der BDSV-Jahrestagung in Mannheim.


Video zur BDSV-Jahrestagung:

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Gestützt wird das Gefühl von einigen Erwartungen. So ist die BDSV überzeugt, dass Stahlschrott in Zukunft ein gefragter Rohstoff bleiben wird. Es gebe die Tendenz zu einer höheren Elektrostahlproduktion, so dass Stahlwerke mehr Schrott benötigten, sagte Schwenter in Mannheim. Für die Zukunft benötige die Branche aber eine bessere Schrottqualität, die der Erfassungsmarkt bislang noch nicht hergebe. Einige Stahlwerke wie etwas Voestalpine würden bereits eine bessere Qualität einfordern und wären bereit, dafür auch einen höheren Preis zu bezahlen.

„Es gibt noch Spielraum zur Steigerung der Schrottqualität“, sagte Schwenter. Allerdings seien damit auch höhere Anforderungen beispielsweise an die Analytik verbunden, erklärte BDSV-Vize Stephan Karle. Die Folge seien steigende Kosten für die Recycler. Bislang sei es nur vereinzelt möglich, die höheren Kosten auf die Preise umzuwälzen.

Umso wichtiger sei es, die Schrotte bereits an der Quelle zu erfassen und zu sortieren, betonte Karle. Werde der Schrott direkt bei den Unternehmen erfasst, ließe sich die Sortierqualität besser bemängeln, beispielsweise dann, wenn im Schrott Kaffeebecher oder andere Dinge seien, die dort nicht hingehören.

Wichtiges Know-how der Stahlrecycler

Bei der Jahrestagung wurden auch die Ergebnisse einer Untersuchung des Forschungsinstituts Fraunhofer UMSICHT vorgestellt. In der Studie untersuchten die Wissenschaftler die Bedeutung der Stahlrecyclingunternehmen in Deutschland. Das Ergebnis: Die Stahlrecyclingbranche ist zentraler Dienstleister für die Stahlindustrie und nimmt in Zukunft eine noch wichtigere Rolle bei der Entwicklung der zirkulären Wirtschaft ein.

Sowohl der derzeitige als auch der künftige Rohstoffbedarf der deutschen Stahlindustrie sei nicht allein aus Primärmaterial zu decken, heißt es in der Studie. Zudem würden das Know-how und die Qualitätssicherung der Stahlrecyclingwirtschaft wegen zunehmend komplexerer Produktzusammensetzungen und Stoffströme immer wichtiger. Nicht nur im Edelstahlbereich habe die Stahlrecyclingbranche eine ausgefeilte Analytik entwickelt, um den steigenden Qualitätsstandards der Stahlwerke gerecht zu werden.

Wie in der Studie betont wird, kann Stahlschrott ohne Qualitätsverlust und immer wieder in der Stahl- und Edelstahlproduktion eingesetzt werden. Durch Fortschritte in der Werkstofftechnik könnten aus ausgedienten Stahlprodukten im Zeitverlauf sogar Werkstoffe mit besseren Eigenschaften aus Stahlschrott hergestellt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Produktion von 12,6 Millionen Tonnen Rohstahl auf Basis von Stahlschrott über die Elektrostahlroute trage dazu bei, in Deutschland rund 17 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen.

„Recyclingwirtschaft wird unter Druck gesetzt“

Aber trotz aller Vorteile ist die wirtschaftliche Sitation in der Stahlrecyclingbranche nach wie vor angespannt. Auch der Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, Andre Baumann, äußerte sich besorgt. „Während die heimische Fahrzeug- oder Bauindustrie von den derzeitigen niedrigen Rohstoffpreisen profitiert, wird die Recyclingwirtschaft im Land hierdurch enorm unter Druck gesetzt“, sagte er in Mannheim. „So schön niedrige Rohstoffpreise für die Industrie auch sind, so unverzichtbar ist es, dass wir Rohstoffe nicht verbrauchen, sondern effizient nutzen. Aktuelle Preise sind eine Momentaufnahme, die effiziente Rückgewinnung und Wiederverwertung von Rohstoffen ist eine langfristige Strategie“, erklärte Baumann.

Baden-Württemberg sei als hochindustrialisiertes Land wie kaum eine andere Region von der Verfügbarkeit kritischer Rohstoffe abhängig, betonte der Staatssekretär. „Deshalb ist es so wichtig für uns, dass wir die Rohstoffversorgung insbesondere durch die Nutzung von Sekundärrohstoffen wie zum Beispiel Recycling-Stahl sichern. Je besser uns das gelingt, desto unabhängiger ist unsere Industrie von Versorgungsengpässen und volatilen Weltmarktpreisen. Das sichert nicht zuletzt auch unseren Wohlstand.“

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