Entsorgung von Teppichböden

400.000 Teppiche werden jedes Jahr verbrannt, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. Ihr Vorschlag: Die Hersteller mithilfe der Produktverantwortung zur Entsorgung der Teppiche zwingen. Das Recycling könnte dann in einer Sperrmüllverordnung festgelegt werden.

DUH fordert Produktverantwortung für Teppiche


Lediglich rund 3 Prozent aller verkauften Teppiche werden in Deutschland so zurückgenommen, dass sie noch recycelt werden können. Das bedeutet, dass jährlich etwa 400.000 Teppich verbrannt werden, hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in der neuen Studie „Unter den Teppich gekehrt“ herausgefunden. Bei der Verbrennung werden laut DUH „massenhaft recyclingfähige Kunststoffe vernichtet, das Klima belastet und toxische Abfallprodukte erzeugt“.

Derzeit fallen laut Studie etwas mehr als 400.000 Teppiche jährlich an. Bis zum Jahr 2022 soll der Teppichmarkt in Deutschland pro Jahr um etwa 3,1 Prozent wachsen. Um das Recycling von Teppichböden zu verbessern, fordert der Verband die Hersteller auf, ihre Produkte recyclingfähig zu gestalten, flächendeckende Sammelsysteme anzubieten und schließlich Recyclinganlagen in Deutschland aufzubauen. Da dies kaum auf freiwilliger Basis durchzusetzen sei, fordert die DUH die Einführung der Produktverantwortung, die die Hersteller gesetzlich zum Einhalt der Forderungen verpflichtet.

Selbst recycelte Teppiche werden zu „minderwertigen Produkten“

Laut DUH werden selbst die wenigen recycelten Teppiche lediglich zu „minderwertigen Produkten“ wie Waschmaschinenteilen, Eimern oder Blumentöpfen recycelt. „Es ist unverständlich, dass bei den Herstellern von Teppichböden mit der weitgehenden Wertstoffverbrennung eine steinzeitliche Entsorgungspolitik erfolgt“, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Die technischen und strukturellen Voraussetzungen für eine separate Sammlung von Teppichböden sind ebenso vorhanden wie die Technologien zur Wiederverwendung und zum Recycling. Die Teppichindustrie muss jetzt damit beginnen, die gesetzlich festgelegte Abfallhierarchie umzusetzen.“

Besonders in der DUH-Kritik stehen die Hersteller Desso und Interface. Diese würden trotz ambitionierter Nachhaltigkeitsversprechen lediglich zwischen 1,5 und 3 Prozent der von ihnen in Verkehr gebrachten Teppichböden für ein Recycling zurücknehmen. Der Rest werde verbrannt oder lande auf Deponien.

„Die Fakten stehen in einem starken Widerspruch zu den Zielen von Interface, bis 2020 keine negativen Umweltauswirkungen mehr verursachen zu wollen, oder von Desso, bis 2020 alle Produkte nach dem Cradle to Cradle Prinzip herzustellen“, sagt Thomas Fischer, bei der DUH Leiter für den Bereich Kreislaufwirtschaft.

Neben der Einführung ordnungsrechtlicher Vorgaben für die Teppichbodenindustrie, der Produktverantwortung und einer möglichen Verbrennungssteuer bringt die DUH auch eine Sperrmüllverordnung ins Spiel. Hier sollen unter anderem Vorgaben zur Wiederverwendung und zum Recycling festgelegt werden und Anreize geschaffen werden, die Teppichböden künftig getrennt zu erfassen. Erst kürzlich hatte der Naturschutzbund ebenfalls eine derartige Verordnung gefordert.

© 320°/ek | 01.03.2017

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