Neue Anlage

Suez Deutschland hat diesen Monat eine neue Anlage zum Recycling von siliziumbasierten Solarmodulen in Betrieb genommen. Die Anlage sei weltweit einzigartig, teilt der Konzern mit. Mit dem neuen Verfahren werde eine „bisher nicht dagewesene Rohstoffquelle für Edelmetalle erschlossen“.

Suez startet Recycling von Solarmodulen


Anfang September hat Suez Deutschland am Standort in Knittlingen eine Anlage für das Recycling von siliziumbasierten Solarmodulen in Betrieb genommen. Die Anlage sei weltweit einzigartig, teilt das Unternehmen mit. In dem neuen Recyclingprozess würden mechanische, thermische und elektrochemische Verfahren so kombiniert, dass pro Jahr bis zu 50.000 Altmodule hocheffizient recycelt und wertvolle Rohstoffe in den Materialkreislauf zurückgeführt werden.

Solarmodule bestehen neben Silizium aus Glas, Aluminium, Kupfer, Edelmetallen und einer Reihe von Polymeren. Wie Suez erklärt, werden in bisherigen Recyclingprozessen lediglich das Glas, das Aluminium aus den Rahmen und das in den Kabeln enthaltene Kupfer der Altmodule verwertet. Die neue Anlage von Suez sei jedoch so konzipiert, dass mehr als 90 Prozent aller enthaltenen Materialien zurückgewonnen werden.

„Dies ist ein enormer Fortschritt, denn insbesondere die Gewinnung von Metallen aus dem Erdreich ist mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt verbunden“, so Herman Snellink, Geschäftsführer der SUEZ Deutschland GmbH. „Mit unserem neuen Verfahren wird eine bisher nicht dagewesene Rohstoffquelle für Edelmetalle erschlossen.“


Neue Suez-Recyclinganlage für siliziumbasierte Photovoltaikmodule:

SUEZ_Photovoltaik-Recyclinganlage

Quelle: Suez Deutschland

Deutschland zählt zu den führenden Ländern im Photovoltaikmarkt. In den letzten 25 Jahren ist hierzulande die Zahl der installierten Photovoltaikanlagen rasant gestiegen. Nach heutigen Erkenntnissen erreichen Photovoltaikmodule nach 25 bis 30 Jahren das Ende ihrer Lebenszeit. Somit ist davon auszugehen, dass spätestens ab 2020 große Mengen an Altmodulen entsorgt werden müssen. „Die Zahl der zu verwertenden Altmodule werden unseren Schätzungen zufolge alleine in Deutschland bis 2026 auf 50.000 Tonnen pro Jahr steigen und sich bis 2040 noch einmal auf 200.000 Tonnen vervierfachen“, so Herman Snellink.

Aufgrund dieser Prognose ist 2016 das europäische Projekt ELSi entstanden, das im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon 2020“ der Europäischen Union gefördert wurde. Geleitet wird das Projekt von Suez, Geltz Umwelt-Technologie, einem erfahrenen Anlagenbauer, sowie dem Fraunhofer Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik. Ziel ist die Rückgewinnung und Wiederverwertung aller in siliziumbasierten Photovoltaikmodulen enthaltenen Materialien. Darüber hinaus ist ein vollständiges Recyclingsystem der Module angestrebt. Von der notwendigen Logistikkette für die Sammlung der Module über die Trennung der Materialbestandteile in der neu entwickelten Anlage bis hin zu Verwertung der gewonnen Sekundärrohstoffe.


Photovoltaik-Markt in Zahlen

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[su_spoiler title=“Prognosen zum Aufkommen an Photovoltaik-Abfällen“]

  • Bis 2050 könnten weltweit 78 Millionen Tonnen Photovoltaik-Abfälle anfallen. Das prognostizieren die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) und das Photovoltaik-Programm der Internationalen Energieagentur (IEA).
  • Voraussetzung ist, dass die Module nicht – wie vorhergesehen – 30 Jahre halten. Dann würden nämlich nur 60 Millionen Tonnen ausgediente Module anfallen.
  • Würden alle darin enthaltenen Sekundärrohstoffe wieder in den Kreislauf gebracht, liege deren Wert bei weit über 15 Milliarden US-Dollar, schreiben die Experten (PV-Module enthalten 78 Prozent Glas, rund 10 Prozent Aluminium, 7 Prozent Kunststoffe und 5 Prozent Metalle und Halbleiter).
  • Damit könnten zwei Milliarden Photovoltaik-Module mit einer Kapazität von 630 Gigawatt (GW) hergestellt werden.
  • In Deutschland müssen bis 2050 etwa 4,4 Millionen Tonnen Solarmodule recycelt werden, schätzen die Branchenexperten. Mit dieser Menge liegt Deutschland international auf Platz fünf.
  • Der größte Teil der Photovoltaik-Abfälle fällt bis 2050 wohl in China an: 20 Millionen Tonnen bei vorzeitigen Ausfall der Module, 13,5 Millionen Tonnen bei regulärer Lebensdauer, wie die Experten der IRENA und der IEA berechnet haben.
  • Auf Platz zwei folgten die Vereinigten Staaten mit 10,5 (7,5) Millionen Tonnen.
  • Japan rangiert auf Platz drei mit 7,5 (6,5) Millionen Tonnen.
  • Indien liegt mit 7,5 (4,5) Millionen Tonnen noch vor Deutschland auf Platz vier.

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[su_spoiler title=“Neuinstallationen weltweit im Jahr 2016″]

  • Weltweit boomt der Solarmarkt. Nur nicht mehr in Deutschland und Europa. Seit dem Rekordzubau von 22.000 Megawatt im Jahr 2011 ist der europäische PV-Markt rückläufig. Das schreibt das Branchenportal der Solarenergie, Solarbranche.
  • Von den weltweit etwa 75.000 Megawatt, die im Jahr 2016 neu errichtet wurden, entfallen lediglich 6.700 Megawatt auf europäische Länder. Das sind nur noch etwa 9 Prozent.
  • Hinter dem Marktwachstum von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr stecken hauptsächlich China, Amerika und Indien. Das geht aus Zahlen der IEA hervor.
  • Schwellenländer wie Südafrika, Chile, Mexiko, Türkei, Thailand und die Philippinen investieren demnach ebenfalls verstärkt in Solarenergie.
  • Innerhalb Europas bleibt Großbritannien beim Zubau mit etwa 2.000 Megawatt im Jahr 2016 führend.
  • In Deutschland lagen die Neuinstallationen 2016 auf einem niedrigen Niveau von etwa 1.500 Megawatt.
  • Auf dem dritten Platz in Europa landet Frankreich mit einer neu installierten Kapazität von knapp 560 Megawatt.
  • Die Ende 2016 weltweit installierten Anlagen produzieren laut IEA jährlich 375 Milliarden Kilowattstunden.
  • Solarstrom liefert damit weltweit 1,8 Prozent des Strombedarfs. In Europa liegt der Anteil bei etwa 4 Prozent. Innerhalb Europas liegen Griechenland, Italien und Deutschland mit über 7 Prozent an der Spitze.

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© 320° | 07.09.2018

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