Maschinenbau

Industrie 4.0 ist ein Trendthema. Von der Digitalisierung könnte kaum ein Umweltleitmarkt so stark profitieren wie die Kreislaufwirtschaft, meint der Branchenverband VDMA. Für die Anlagenbauer bedeute es einen fundamentalen Wandel.

VDMA: Industrie 4.0 eröffnet neue Chancen


Um Industrie 4.0 und Big Data kommt fast niemand mehr drum herum. Die Digitalisierung könnte sogar zum Katalysator der Kreislaufwirtschaft werden, meint der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Damit werde das Thema auch für Maschinen- und Anlagenbauer relevant, da sie gleichermaßen Kunden und Lösungsanbieter der Kreislaufwirtschaft seien.

Der VDMA hat die Digitalisierung zum Thema des VDMA Future Business Summit in Hanau gemacht. Auf dem Fachkongress zur digitalen Kreislaufwirtschaft diskutierten Experten aus Industrie und Wissenschaft über Zukunftsbilder für das Jahr 2030 und Wege, diese Visionen umzusetzen.

Einhellige Meinung war: Mit Industrie 4.0 und Big Data entstehen vielfältige Möglichkeiten für die Verbesserung der Kreislauffähigkeit von Produkten entlang der Wertschöpfungskette. Etwa bei der Sammlung und Vermarktung von Daten zur Zusammensetzung von Sekundärrohstoffen oder wenn Angebot und Nachfrage über eine automatisierte Markt- und Logistikplattform zusammengeführt werden.

Digitalisierungsoffensive kann alle Player beflügeln

„Die Digitalisierung stiftet Anreize für Unternehmen zur Beteiligung und kann Treiber sein“, sagte Eric Maiser, Leiter VDMA Competence Center Future Business. Eine koordinierte Digitalisierungsoffensive könnte alle Player beflügeln. „Kaum ein Umweltleitmarkt profitiert so stark von der Digitalisierung wie die Kreislaufwirtschaft – sie kann das entscheidende Instrument zur Verbreitung und Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft und zu neuen Chancen durch neue Geschäftsmodelle werden“, so der VDMA-Experte.

Wie Kreislaufwirtschaft im Maschinen- und Anlagenbau im Jahr 2030 aussehen könnte, ist auch Gegenstand der Szenario-Studie „Circular Economy 4.0“. Die Studie hat VDMA Future Business in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erstellt. Darin werden die möglichen Entwicklungen mit Fokus auf den Maschinen- und Anlagenbau prognostiziert und verschiedene Zukunftsszenarien entwickelt.

  • Im besten Falle sei die Kreislaufwirtschaft im Jahr 2030 lukrativ und daher in vielen Branchen und Industriezweigen etabliert, heißt es in der Studie. Dabei werde über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg kooperiert und ein nahezu idealer Stoffkreislauf realisiert.
  • Aber auch staatliche Impulse und Konsumentenbedürfnisse könnten die Kreislaufwirtschaft fördern.
  • Im Szenario „Dinosaurier-Denken“ ist das Thema weder in Gesellschaft, Politik noch im Markt angekommen, infolgedessen bestehen keine Anreize, eine Kreislaufwirtschaft anzustoßen.

Geschäftsmodelle werden auf den Kopf gestellt

Unabhängig davon, welches Szenario eintrifft: Für Maschinen- und Anlagenbauer steht voraussichtlich ein fundamentaler Wandel an, sagte Björn Moller vom Fraunhofer ISI. „Die zukünftige Kreislaufwirtschaft geht deutlich über die heutige Abfall- und Recyclingwirtschaft hinaus. Denn Kreislaufwirtschaft bezieht sich auf die gesamte Wertschöpfungskette. Dadurch besteht in Zukunft ein hoher Bedarf an neuen Kooperationen. Aber auch alle produzierenden Unternehmen werden ihre Geschäftsmodelle prüfen und womöglich auf den Kopf stellen müssen.“

Der VDMA will seine Mitglieder nun auf Kooperationen vorbereiten – vor allem im Umfeld der Digitalisierung und globaler Märkte. „Mit der Definition einer einheitlichen Schnittstelle für die Machine-to-Machine-Communication auf der Basis von OPC UA haben wir die Grundlage für eine international anschlussfähige Plug-and-Play-Lösung und damit die Grundlage der Kreislaufwirtschaft gelegt“, sagte Naemi Denz, Geschäftsführerin VDMA Abfall- und Recyclingtechnik. Um das Themenfeld „digitale Kreislaufwirtschaft“ weiterentwickeln zu können, wolle der VDMA seine fachverbandsübergreifenden Aktivitäten ausweiten.

 

© 320° | 04.06.2019

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