Schwächere Wirtschaft

Der Maschinenbau bildet das Rückgrat der ostdeutschen Industrie. Doch allmählich spürt die Branche die Auswirkungen der schwächelnden Konjunktur. Die Unternehmen planen bereits Maßnahmen, um die Konjunkturflaute abzufedern.

Ostdeutscher Maschinenbau verzeichnet weniger Aufträge


Die ostdeutschen Maschinenbauer stellen sich auf schwierigere Zeiten ein. Das zeigt eine Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau mit Sitz in Leipzig unter 350 Unternehmen in den ostdeutschen Ländern, einschließlich Berlin. Demnach bewerten die Unternehmen die aktuelle Geschäftslage inzwischen deutlich schlechter. Nur noch 2 von 3 Betrieben beurteilen ihre aktuelle Situation positiv. „Das sind so wenig wie zuletzt Anfang 2016“, erklärt Reinhard Pätz, Geschäftsführer des VDMA Ost.

Verantwortlich für die schlechtere Stimmung seien die internationalen Handelsstreitigkeiten, die zyklisch abflauende Konjunktur und der Strukturwandel in der Automobilindustrie. Zwar hätten sich die Firmen in den vergangenen Monaten noch erfolgreich gegen ungünstige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen gestemmt, wobei auch sehr gut gefüllte Auftragsbücher geholfen haben. Inzwischen aber sei der Punkt erreicht, an dem Kunden vermehrt abwarteten und zaghafter in neue Maschinen und Dienstleistungen investierten.

„Die abgekühlte Nachfrage schlägt sich spürbar in der aktuellen Auftragslage nieder“, konstatiert der VDMA Ost. Im dritten Quartal hätten die Firmen ihre vorhandenen Produktionskapazitäten im Durchschnitt zu 85 Prozent ausgelastet. In den davor liegenden zweieinhalb Jahren habe der Auslastungsgrad jeweils zwischen 89 und 92 Prozent gelegen.

Fast die Hälfte der Betriebe verzeichnete zudem weniger Aufträge als zur Jahresmitte. „Das zeigt, dass sich das Wachstum verlangsamt“, sagte Putz, der aber nicht von einem allumfassenden Abschwung sprechen wollte.

Noch kaum Kurzarbeit

Laut VDMA reichen die Aufträge im Schnitt bis Mitte Februar 2020 und damit um einen Monat kürzer als noch im Vorquartal. Die Reichweite der Bestellungen variiere deutlich – die Betriebe könnten zwischen zwei Wochen und einem Jahr planen. Um die einsetzende Konjunkturflaute abzufedern, würden die Unternehmen ihre Vertriebsaktivitäten ausbauen und neue Geschäftsmodelle sowie Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Zudem könnten mehr Betriebe die ruhige Phase zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nutzen.

Kurzarbeit spiele bei den Unternehmen derzeit nur eine untergeordnete Rolle, hieß es weiter. Stattdessen bauten Mitarbeiter vorrangig Zeitarbeitskonten ab und Firmen die Zahl der Leiharbeiter. Bis Jahresende würden zwei von drei Maschinenbauern gleichbleibende oder bessere Geschäfte erwarten. Jede dritte Firma schätze ihre Chancen schlechter ein als bisher. Dennoch wollen 80 Prozent der Betriebe im kommenden halben Jahr die Beschäftigtenzahl halten oder neues Personal einstellen.

 

© 320°/dpa | 23.10.2019

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