Marine Littering

Weniger Abfälle, mehr Recycling, vertiefte Forschung: Das EU-Parlament will die Verschmutzung der Meere bekämpfen. Die EU-Kommission soll dafür verschiedene Maßnahmen und Vorgaben umsetzen – unter anderem Mindestsammelquoten für Fanggeräte.

EU-Parlament will Abfälle im Mittelmeer reduzieren


Im Mittelmeer landen täglich etwa 730 Tonnen Abfälle. Der WWF hat für das Jahr 2019 berechnet, dass davon auf das Jahr hochgerechnet 11.200 Tonnen Kunststoffabfälle waren – das entspricht 66.000 Müllwagenladungen. Doch damit soll bald Schluss sein.

Das EU-Parlament hat dafür den Bericht „Auswirkungen von Abfällen im Meer auf die Fischerei“ mit großer Mehrheit angenommen. Der Bericht listet eine ganze Reihe von Maßnahmen auf, die die Kommission laut EU-Parlament durch Richtlinien oder Vereinbarungen durchsetzen, beziehungsweise auf den Weg bringen soll. Gute Gründe für solche Maßnahmen gibt es aus Sicht der Parlamentarier einige:

  • Ein durchschnittlicher Konsument von Schalentieren aus dem Mittelmeer nimmt jährlich 11.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich.
  • Abfälle aus Fischerei und Aquakultur machen 27 Prozent der Abfälle im Meer aus.
  • Nur 1,5 Prozent der Fanggeräte werden derzeit in der EU recycelt. Einige aufgegebene, verlorene oder anderweitig entsorgte Fanggeräte bleiben für Monate oder sogar Jahre aktiv.
  • 80 Prozent des Meeresmülls stammen vom Land.
  • Die Abfälle im Meer bescheren der Fischerei Einnahmeverluste in Höhe von ein bis fünf Prozent.

Um die Meeresverschmutzung zu bekämpfen, wollen die Parlamentarier an mehreren Stellen ansetzen. „Meeresabfälle sind ein bereichsübergreifendes Anliegen, das mit Blick aufs Ganze angegangen werden muss“, sagt die Berichterstatterin Catherine Chaubaud. „Deren Bekämpfung beginnt nicht im Meer, sondern muss berücksichtigen, was vorher passiert, und den gesamten Lebenszyklus eines Erzeugnisses einschließen.“ In fünf Punkten wird unter anderem folgendes vorgeschlagen beziehungsweise gefordert:

  • Rechtsrahmen und Steuerung im Bereich der Abfälle im Meer verbessern und wirksamer

gestalten:

Dazu gehören etwa eine verbesserte Kommunikation und Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten. Verschiedene Rechtsakte wie die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie oder die Richtlinie über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt sollten zeitlich koordiniert werden. Außerdem soll das Verursacherprinzip besser umgesetzt werden.

  • Die Forschung und das Wissen über Meeresmüll verbessern:

Hier sollen unter anderem die durch Meeresmüll verursachten Schäden für den Fischereisektor und die negativen wirtschaftlichen Folgen für die Fischer genauer quantifiziert werden. Auch die Berichterstattung über verlorene Fanggeräte soll verbessert werden.

  • Die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in Fischerei und Aquakultur vorantreiben:

Hierfür fordern die Parlamentarier Produktpässe, nationale Mindestsammelquoten oder die intelligente Gestaltung der Fanggeräte sowie Recycling-Zyklen durch den Ausbau der Auffanganlagen in allen europäischen Häfen.

  • Programme zur Sammlung und Bewirtschaftung von Abfällen im Meer:

In diesem Punkt fordert das Parlament unter anderem, dass die Kläranlagen und Abwassersysteme sowie die Abfallentsorgung an Küstenstädten, Städten an Flüssen und Inselstädten modernisiert werden. Außerdem sollen auch Fischer geschult werden, Meeresmüll zu sammeln – auch mit finanziellen Anreizen und Prämiensystemen. Dafür soll ein Aktionsplan auf EU-Ebene ausgearbeitet werden.

  • Verschmutzung durch Nano- und Mikroplastik besser verstehen und einschränken:

Neben einer stärkeren Sensibilisierung der Öffentlichkeit begrüßt das Parlament auch die vorbereitenden Arbeiten, die die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) zur Beschränkung von Mikroplastik geleistet hat – diese rechtlichen Maßnahmen sollten entschlossen weiterverfolgt werden.

Der Bericht des Parlaments wird nun an den Rat und die Kommission übermittelt. Auch wenn er keine rechtlich bindende Wirkung hat, so ist zu erwarten, dass die Kommission über kurz oder lang einen Teil oder gar alle Vorschläge und Forderungen umsetzen wird.

 

© 320°/ek | 29.03.2021

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