Prototypen geplant

Das Bundesumweltministerium setzt große Hoffnungen auf einen digitalen Produktpass. Damit ließe sich das Verbraucherverhalten und das Recycling beeinflussen. Der erste Produktpass ist für Batterien in Elektrofahrzeugen geplant.

BMU arbeitet an digitalem Produktpass


In einem digitalen „Innovationsworkshop“, den das Bundesumweltministerium (BMU) am Mittwoch gestartet hat, sollen „konzeptionelle Prototypen“ des digitalen Produktpasses entwickelt werden. Zu den Teilnehmern zählen Vertreter der Industrie, Kreislaufwirtschaft und IT-Branche. Sie sollen bis Freitag beraten, wie ein solcher Produktpass ausgestaltet werden könnte.

Unter einem Produktpass versteht das BMU einen Datensatz, der die „Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen oder auch Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt zusammenfasst“. Die Daten stammen aus allen Phasen des Produktlebenszyklus und könnten in all diesen Phasen für verschiedene Zwecke genutzt werden, erklärt das Ministerium. Dadurch, dass umweltrelevante Daten in einem standardisierten, vergleichbaren Format vorliegen, könnten alle Akteure in der Wertschöpfungs- und Lieferkette gemeinsam auf eine Kreislaufwirtschaft hinarbeiten.

„Der Produktpass sorgt für Transparenz entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts: vom Rohstoff bis zum Recycling“, erklärt Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „So können sich etwa Konsumentinnen und Konsumenten bewusst für ein nachhaltiges Produkt entscheiden. Und Verwertungsfirmen können ausrangierte Geräte besser recyceln. Das sind wichtige Schritte hin zu einer klimaschonenden und ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft.“

Der digitale Produktpass soll zuerst für Batterien in Elektrofahrzeugen eingesetzt werden. Das BMU begründet das mit der geplanten Europäischen Batterie-Verordnung, die 2022 verabschiedet werden soll und den digitalen Produktpass als Vorgabe enthält. Der Lebenszyklus von Batterien sei entscheidend für die Umweltfreundlichkeit der Elektromobilität, so das Ministerium. Insbesondere sollen die Herstellung und das Recycling der Batterien so gestaltet werden, dass der Einsatz von Rohstoffen sinkt und die Bestandteile der Batterien weitgehend wiederverwendet werden können. 

Laut BMU eignet sich der digitale Produktpass für sämtliche Produkte, Dienstleistungen und Lebensmittel. Der Schwerpunkt soll zunächst auf besonders ressourcen- und energieintensiven Gütern liegen. Das wäre zum Beispiel die Informations- und Kommunikationstechnik mit hohem Energie- und Materialverbrauch. „Der digitale Produktpass wird für Produkte mit komplexer Zusammensetzung wichtiger sein als für Produkte mit wenigen Bestandteilen“, meint das BMU.

320°/ep

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