Chemisch belastete Erde
In der Standortsuche für die Ablagerung von PFC-belasteter Erde in Mittelbaden ist eine Vorentscheidung gefallen. Demnach wird die Erde wohl auf der Deponie in Gaggenau-Oberweier deponiert. Das Problem wird an andere Kommunen weitergereicht.
PFC-Müll soll nicht auf Deponie in Gaggenau-Oberweier
Chemisch belastete Erde kommt wohl nicht auf die Deponie in Gaggenau-Oberweier. Das geht aus einem Beschlussvorschlag hervor, den der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des baden-württembergischen Landkreises Rastatt dem Kreistag für dessen Sitzung am 6. Juli vorgelegt hat. In dem am Donnerstag auf der Website des Landkreises veröffentlichten Dokument heißt es in der Empfehlung wörtlich: „Von der Einrichtung eines PFC-Bereichs auf der Deponie Hintere Dollert wird abgesehen.“
Dafür rücken andere Standorte in den Fokus. Ein Gutachten hat den Angaben zufolge ergeben, dass zwei Flächen in Rheinmünster-Stollhofen sowie eine Fläche in Bühl-Nord am ehesten in Frage kommen für die Lagerung von Erde, die mit den gesundheitsschädlichen per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC, belastet ist. Damit wäre die Deponie Hintere Dollert aus dem Rennen.
Finale Entscheidung am 27. Juli
PFC sind in der Natur kaum abbaubar. Ein Umweltskandal rund um diese Stoffe bewegt Mittelbaden seit Jahren; der Streit um die Deponie schwelt seit vergangenem Oktober.
Damals hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet und sich vehement gegen die Pläne des Landratsamtes gestemmt. „Als Oberweierer freue ich mich natürlich, wenn das wirklich vom Tisch ist“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Dietrich Knoerzer. Allerdings müsse es ein faires-landkreisweites Verfahren geben, wo PFC-belasteter Müll sonst hin soll.
Der Betriebsausschuss des Kreistages soll am Dienstag kommender Woche über den Beschlussvorschlag abstimmen. Das gilt als Vorentscheidung für die endgültige Entscheidung des Kreistages am 27. Juli.
Der Umweltskandal um PFC in Mittelbaden geht auf einen Kompostunternehmer zurück. Er soll bis Ende 2008 PFC-verseuchten Kompost auf Felder vor allem in den Kreisen Baden-Baden und Rastatt gebracht haben. Betroffen sind weit über 1.000 Hektar Ackerland in
Nord- und Mittelbaden; die Schadstoffe gelangten später auch ins Grundwasser. Brunnen wurden geschlossen und bis heute laufen Prozesse.
Im Zusammenhang mit dem Skandal hatten sich Anfang Juni auch 17 mittelbadische Kommunen an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gewandt und um Hilfe gebeten. In einer von der Stadt Rastatt veröffentlichten Resolution zur Grundwasserverunreinigung durch PFC fordern sie den Ministerpräsidenten zum Handeln auf. Eine Antwort darauf gibt es nach Worten einer Stadtsprecherin bisher nicht.
320°/dpa