Enorme Hitze

Die schweren Waldbrände in Griechenland, Algerien und der Türkei sind noch nicht unter Kontrolle. In Italien müssen sich Einwohner auf eine weitere Hitzewelle einstellen. In Griechenland herrschen scharfe Wetterkontraste. Ein Überblick über die Situation in den Krisenregionen.

Waldbrände fordern viele Todesopfer


Scharfe Wetterkontraste in Griechenland – und Hoffen auf eine Besserung der Waldbrand-Lage: Während Feuerwehrleute auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa zuletzt bei über 30 Grad Hitze weiterhin gegen die Flammen kämpften, gingen im Nordosten Hagelschauer und Regen nieder. Das Land hofft nun, dass die Regenwolken am Donnerstag auch den brandgepeinigten Norden der zweitgrößten Insel Euböa sowie den Westen der Halbinsel Peloponnes abdecken und dort die Feuer etwas eindämmen.

In den letzten zwei Wochen haben die Waldbrände in Griechenland mehr als 100.000 Hektar Fläche in Schutt und Asche gelegt. Über die Hälfte davon verbrannte auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa. Von 2008 bis 2021 betrug der Durchschnitt im selben Zeitraum 2750 Hektar, schrieb die griechische Tageszeitung «Kathimerini» am Donnerstag unter Berufung auf Copernicus, das Informationssystem zu Waldbränden der EU.

Der griechische Negativ-Rekord ist mit diesen Zahlen jedoch nicht gebrochen: Im Jahr 2007, als riesige Flächen der Halbinsel Peloponnes brannten, sollen die Feuer den Angaben zufolge 250.000 Hektar Fläche vernichtet haben. Damals kamen Dutzende Menschen ums Leben.

Allerdings ist auch in diesem Jahr das Ende der Brände noch nicht erreicht, warnte am Mittwoch die griechische Feuerwehr. Immer noch lodern auf Euböa und der Peloponnes die Flammen, wobei die Brände momentan großteils von den Rettungskräften kontrolliert werden.

Zum Vergleich: In Deutschland verbrannten laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im vergangenen Jahr durch Waldbrände 368 Hektar Fläche. Im Dürresommer 2018, der durch verheerende Waldbrände vor allem in Ostdeutschland in Erinnerung blieb, waren es 2350 Hektar.

  • Algerien

In Algerien hat sich die Zahl der Toten nach den verheerenden Waldbränden im Land weiter erhöht. Mindestens 49 Zivilisten seien in den Flammen gestorben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf den Generalstaatsanwalt der besonders betroffenen Region Tizi Ouzou. Womöglich gebe es demnach auch Hunderte Verletzte.

Nach Angaben des staatlichen Fernsehens wurden zudem 28 Soldaten bei Rettungseinsätzen getötet. Insgesamt waren mehr als 100 Brände in dem nordafrikanischen Land ausgebrochen. Die Regierung geht von Brandstiftung aus.

Menschen, die in den Flammen ihre Häuser verloren haben oder vorsorglich in Sicherheit gebracht wurden, kommen nach Medienberichten vorübergehend in Studentenwohnheimen, Schulen oder bei Gastfamilien unter. Aus der EU sollen am Donnerstag zwei Löschflugzeuge kommen, die zuvor in Griechenland im Einsatz waren.

  • Italien

In Italien müssen sich Einwohner und Touristen in vielen Teilen des Landes auf weitere Hitzetage einstellen – nachdem auf der Insel Sizilien möglicherweise bereits ein Wärmerekord gemessen wurde. Das Gesundheitsministerium gab für Donnerstag und Freitag die höchste Hitzewellen-Stufe drei für viele italienische Städte heraus. Demnach dürfte es etwa in Bari an der südlichen Adriaküste, in der Hauptstadt Rom, Palermo und Triest sehr heiß werden.

Auf Sizilien zeigte am Mittwoch in der Provinz um die Stadt Syrakus eine Messstation 48,8 Grad Celsius an, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Der Wert könnte demnach ein europäischer Rekordwert sein – allerdings müsste er dafür offiziell bestätigt werden. 1956 waren in Athen und der rund 30 Kilometer westlich liegenden Stadt Elefsina 48 Grad Celsius gemessen worden. Die Messung wurde erst im Jahr 1977 offiziell anerkannt.

Die Zahl der Waldbrandtoten in Kalabrien hat sich laut Medienberichten am Mittwoch auf vier erhöht. In dem Ort Cardeto in der süditalienischen Region Kalabrien wurde ein vermisster Rentner tot auf seinem Grundstück gefunden, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Abend berichtete. Der Mann sei an Verbrennungen gestorben. Zuvor war in einem anderen Ort Kalabriens weiter nördlich ebenfalls ein Rentner in den Flammen ums Leben gekommen, als diese sein Grundstück umschlossen. Auf Sizilien verlor ein Mann laut Agenturberichten in der Provinz um die Stadt Catania sein Leben, als er mit seinem Traktor zu einem Brandherd unterwegs war.

Der italienische Zivilschutz erhielt nach eigenen Angaben zehn Anfragen für Luftunterstützung mit Löschflugzeugen aus Kalabrien – so viele wie aus keiner anderen Region an dem Tag. Landesweit brachten die Piloten aus der Luft vier Brände unter Kontrolle oder konnten sie löschen. Bei dreien war demnach keine Luftunterstützung möglich.

  • Türkei

In der Türkei haben starker Wind und Temperaturen um die 40 Grad zuletzt wieder Feuer angefacht. In den Bergen der Gemeinde Köycegiz im südwesttürkischen Mugla waren Feuer auch am Mittwochabend noch nicht unter Kontrolle. Dörfer waren den Angaben zufolge aber nicht bedroht. Die Brände in dem schwer zugänglichen Gelände würden aus der Luft und mit Kräften am Boden bekämpft.

In der Provinz Antalya kämpften Einsatzkräfte gegen einen neuen Brand in der Nähe eines Wohngebietes der Stadt Manavgat, der laut einer Sprecherin jedoch schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte. In der westtürkischen Provinz Burdur mussten am Mittwoch wegen eines neuen Brandes Häuser evakuiert werden. Zwei Wochen nach Beginn der Brände in der Türkei sind die meisten Feuer zwar unter Kontrolle.

Dennoch können Funken immer wieder überspringen und wegen der extremen Trockenheit in Verbindung mit Winden Feuer auslösen.

320°/dpa/sr

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