Nachhaltiges Bauen

Sieben Stockwerke in sieben Wochen: Mit dem ersten Allgäuer Holz-Hochhaus hat das Wohnungsunternehmen der Stadt Kempten ein Prestigeprojekt gebaut. Doch Projekte wie diese sind vergleichsweise teuer.

Erstes Allgäuer Holz-Hochhaus fertiggestellt


Das erste Holz-Hochhaus im Allgäu ist fertig. „Die Mieter ziehen in dieser Woche ein“, sagte der Geschäftsführer der Sozialbau GmbH in Kempten, Herbert Singer, am Montag. Der Holzbau mit sieben Stockwerken war im vergangenen Jahr innerhalb von sieben Wochen im Kemptener Stadtteil Thingers hochgezogen worden. Mit Ausnahme von Fundament und Treppenhaus wurde für den Rohbau nur Holz aus dem Allgäu verwendet.

Singer hatte den Holzbau schon vergeben, bevor es die Probleme bei den Lieferketten gab. Folglich seien die Baukosten im geplanten Rahmen von sechs Millionen Euro geblieben. Gleichwohl sei das Gebäude mit seinen 21 Mietwohnungen immer noch 12 bis 13 Prozent teurer als ein Neubau mit Mauerwerk. „Da fordere ich von der Bauindustrie: Das muss preisgleich werden“, sagte Singer.

Holzhochhaus in Kempten (Foto: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand)

Der Holzmarkt entwickelt sich momentan aber in die entgegengesetzte Richtung. Holz als nachhaltiges Baumaterial ist gefragter denn je. Nach Angaben von Holzbau Deutschland, einer Fachgruppe im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, kletterte die Holzbauquote bei Wohnhäusern seit 2014 beständig von 15,1 Prozent auf 20,4 Prozent im Jahr 2020.

Die Sozialbau GmbH will dennoch in einem Stadtquartier in Kempten weitere Mehrfamilienhäuser aus Holz errichten, sagte Singer. Dann aber mit maximal vier bis fünf Geschossen: „Was darüber hinausgeht, ist vom Brandschutz her anspruchsvoller und in Teilen auch teurer“, erklärte Singer. Mit dem Hochhaus in Thingers habe man gezeigt, dass solche Projekte für städtische Wohnungsbaugesellschaften machbar seien. „Für uns ist das zwar ein Pilotprojekt, aber kein Experiment“, sagte Singer. „Das ist wiederholbar.“

Bislang sind Hochhäuser aus Holz in Deutschland noch selten. 2011 entstand im oberbayerischen Bad Aibling ein achtstöckiges Holzhaus, das zunächst als höchstes seiner Art in Deutschland galt. 2019 wurde es vom zehngeschossigen Skaio in Heilbronn abgelöst. Der nächste Rekordhalter soll von 2023 an in Hamburg stehen: Dort wächst seit Mitte September das 65 Meter hohe Holz-Hochhaus „Roots“ mit 19 Stockwerken in die Höhe.

320°/dpa/sr

Mehr zum Thema
Was versteht man unter „klimaneutral“?
Was bislang zum EU-Batteriepass bekannt ist
Klimaneutrales Erdgas? Experten zweifeln CO2-Kompensation an
Schott produziert optisches Glas mit 100 Prozent Wasserstoff
Studie: 60 Prozent der Gebäude könnten mit Erdwärme beheizt werden