Greenwashing-Vorwurf

Was für die Tabakwerbung gilt, soll auch für fossile Brennstoffe gelten: Mehr als 20 Umweltorganisationen fordern die EU auf, Werbung für fossile Brennstoffe zu verbieten. Davon wäre auch die Autoindustrie betroffen.

Umweltaktivisten fordern Werbeverbot für Öl- und Gaskonzerne


Mehr als 20 Umweltorganisationen wollen mit einer Europäischen Bürgerinitiative ein Verbot der Werbung für fossile Brennstoffe und des Sponsorings in diesem Bereich durchsetzen. Dafür sollen in den nächsten zwölf Monaten mindestens eine Million Unterschriften von EU-Bürgern zusammengetragen werden, wie die Organisatoren am Montag zum offiziellen Start der Sammelaktion vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow mitteilten. Sie wollen durchsetzen, dass die EU nach dem Vorbild der Richtlinie zum Verbot von Tabakwerbung und Sponsoring auch gegen Unternehmen vorgeht, die im Geschäft mit fossilen Brennstoffen tätig sind.

„Die fossile Industrie versucht seit Jahren, sich mithilfe von Marketingmaßnahmen so grün wie möglich darzustellen, obwohl sie es gar nicht ist“, heißt es in einer von Greenpeace in Amsterdam veröffentlichten Erklärung. Es sei höchste Zeit, gegen solches „Greenwashing“ vorzugehen. Nach Angaben der Umweltorganisation versuchten zum Start der Sammelaktion mehr als 80 Aktivisten aus zwölf europäischen Ländern, die Zufahrt zur Ölraffinerie von Shell im Hafen von Rotterdam zu blockieren.

Das geforderte Verbot zielt auf Werbung von Unternehmen, die auf dem Markt für fossile Brennstoffe, insbesondere im Zusammenhang mit Gewinnung, Raffination, Lieferung, Vertrieb oder Verkauf fossiler Brennstoffe tätig sind. 

„Werbung für umweltschädigende Produkte und daraus folgende Verkaufssteigerungen lassen die Treibhausgasemissionen steigen – und das können wir uns nicht leisten“, argumentieren die Organisatoren. Sie beziehen sich auf Berechnungen der Denkfabrik „New Weather Institute“, wonach beispielsweise Audi mit einer einzigen Werbekampagne bis zu 132.700 Autos mehr verkaufte. „Addiert man den CO2-Fußabdruck eines jeden zusätzlich verkauften Autos, so betragen die zusätzlichen Treibhausgasemissionen 5.175.300 Tonnen CO2“, heißt es weiter. „Und das alles mit einer einzigen Werbekampagne.“

Nach den EU-Regeln muss sich die Kommission mit der Umweltorganisationen beschäftigen, wenn binnen eines Jahres eine Million Unterschriften zusammenkommen. Bindend sind Europäische Bürgerinitiativen nicht.

320°/dpa/sk

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