Weniger Seiten
Die knappe Verfügbarkeit von Papier zieht weitere Kreise. Inzwischen sind auch Zeitungsverlage betroffen. Ihre mögliche Reaktion: den Umfang der Zeitungen reduzieren.
Papierknappheit: Wird die Zeitung künftig dünner?
Die Papierknappheit auf dem europäischen Markt hat nun konkrete Auswirkungen für Zeitungen der Kölner Mediengruppe DuMont. Eine Sprecherin des Medienunternehmens teilte am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Der weltweite Rohstoffmangel und die damit einhergehende Papierknappheit geht auch an den Kölner Stadt-Anzeiger Medien nicht spurlos vorbei, sodass wir kurzfristig gezwungen sind, dieser Herausforderung mit überschaubaren Veränderungen in der Blattstruktur unserer Medien zu begegnen.“
Es könne dazu kommen, dass beispielsweise lokale und sublokale Berichterstattung, die bisher in zwei einzelnen Teilen erschienen sei, in einem zusammengeführt werde. Betroffen von Auswirkungen sei neben dem «Kölner Stadt-Anzeiger» auch die «Kölnische Rundschau». Die ebenfalls zu dem Medienhaus gehörende Boulevardzeitung «Express» spürt auch die Folgen: „Beim gedruckten Express kann es dazu kommen, dass wir kurzfristig den Umfang der Zeitung leicht reduzieren werden“, teilte die Sprecherin weiter mit.
Die Zeitungen informierten am Donnerstag in ihren Ausgaben ihre Leser über die Papierknappheit. Das Medienhaus machte zugleich klar, dass eine vollumfängliche Berichterstattung auf den digitalen Plattformen der Zeitungstitel weiter gewährleistet werde.
„Erheblicher Preisdruck“
Die Papierknappheit beschäftigt derzeit die gesamte Buch- und auch Pressebranche in Deutschland. Zeitschriftenverlage sehen für 2022 die Gefahr eines Papiermangels für Magazine.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Stephan Scherzer, hatte unlängst der dpa gesagt: „Neben der nicht vorhersehbaren Preissteigerung besteht die Gefahr, dass es 2022 nicht genügend Papier geben wird. Die Papierbranche muss sich jetzt als verlässlicher Partner erweisen, der die Preisschraube nicht überdreht und die Versorgungssicherheit mit grafischen Papieren gewährleistet. Es ist noch nicht abzusehen, ob sich die Situation im Laufe des Jahres 2022 entspannen wird.“
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) hatte vor kurzem ebenfalls auf einen „erheblichen Preisdruck“ bei Pressepapieren hingewiesen, wo Altpapier zum Einsatz kommt. Die Nachfrage übersteige aktuell die Menge des produzierten Papiers. Nicht alle Käufer erhielten die vereinbarten Mengen, oder es würden Aufschläge verlangt.
Geringe Altpapier-Bestände
Der aktuelle Papiermangel sei nicht nur ein deutsches Problem, sondern betreffe den gesamten europäischen Markt, sagt Bettina Knape, Sprecherin beim Bundesverband Druck und Medien (bvdm). Dafür gebe es vor allem zwei Gründe: Zum einen seien in den vergangenen Jahren weniger Zeitungen oder Kataloge produziert worden und somit der Bedarf an Druckpapier zurückgegangen. „Die Papierhersteller haben ihre Kapazitäten abgebaut oder sind umgeschwenkt auf boomende Produkte wie Verpackungsmaterial. Sie können jetzt nicht plötzlich wieder die Produktion umstellen.“
Zum anderen gebe es einen Mangel an Altpapier, aus dem ein großer Teil der Druck-Erzeugnisse hergestellt wird. So gab es dem bvdm zufolge in der Corona-Pandemie weniger Papiererzeugnisse, auch weil deutlich weniger Werbematerial benötigt wurde. Und: Die ohnehin geringen Altpapier-Bestände würden enorm von China nachgefragt, wo der Bedarf groß sei und ein guter Preis gezahlt werde. „China kauft die Märkte leer“, erklärt Knape. Sie geht aber auch davon aus, dass sich die Situation allmählich wieder halbwegs einpendele, jetzt, da sich die Corona-Lage entspanne.
Der bvdm will dennoch nicht ausschließen, dass Bücher aufgrund des Mangels künftig mehr kosten werden. „Die Preise für Altpapier sind explodiert und damit auch die für Papier. Ich kann mir vorstellen, dass das auch mit einem Preisanstieg für Bücher einhergeht“, sagt Knape.
320°/dpa