Klimawandel

Das Ziel für die Erderwärmung ist 1,5-Grad, doch aktuell steuert die Welt auf 2,7 Grad Erhitzung zu. Ohne Kurskorrektur käme es zu massiven Verwerfungen, warnt ein Klimaforscher. Ein angemessenes Leben auf der Erde wäre kaum mehr möglich.

Klimaforscher: Erderhitzung von 2,7 Grad wäre „ein anderer Planet“


Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung gewarnt, auf die die Welt mit ihren aktuellen Plänen zusteuert. „Mit 2,7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute“, sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur auf der Weltklimakonferenz in Glasgow.

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Nach Einschätzung der UN-Klimaagentur befindet sich die Welt auf einem 2,7-Grad-Pfad. Dies würde eine so stark zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten oder Hitzewellen bedeuten, dass diese der Menschheit ein angemessenes Leben auf der Erde beinahe unmöglich machen würden, so Rockström.

Bereits im Jahr 2070 – also noch lange vor Erreichen von 2,7 Grad – würden in diesem Szenario 3,5 Milliarden Menschen in Regionen leben, deren jährliche Durchschnittstemperatur ein Risiko für ihre Gesundheit wäre. Darüber hinaus werde man in dieser Zukunft Probleme haben, die Menschheit überhaupt noch zu ernähren. „Man würde praktisch auf einem zerstörten Planeten leben“, sagte der Klimaforscher. „Um es klar zu sagen: Man will dort nicht hin.“

Netto null bis 2050

Bei der Weltklimakonferenz COP26 ringen derzeit in Schottland rund 200 Staaten darum, wie die drohende Klimakatastrophe abgewendet werden kann. „Wir haben nun mehr wissenschaftliche Beweise als jemals, dass wir alles tun müssen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“, sagte Rockström. In Glasgow hofft er auf konkrete Enddaten für den Abschied vom Kohlestrom und vom Verbrennungsmotor.

Da bereits so viel Zeit vergangen sei, reichten Allianzen einzelner ambitionierter Länder nicht mehr aus, stattdessen müssten sich alle Staaten bewegen. Beim Klimagipfel zeigte sich jedoch schon in den ersten Tagen, welche Staaten auf der Bremse stehen. So tauchten die Präsidenten von China und Russland gar nicht persönlich auf. Indien kündigte zwar Klimaneutralität an, zögerte diesen Plan aber bis ins Jahr 2070 hinaus.

„Um wirklich erfolgreich zu sein, müssten alle hier versammelten Nationen ihre Pläne aktualisieren, um bis 2050 netto null Emissionen zu haben und die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren“, so Rockström. „Wenn wir das von allen Nationen bekämen, wäre das ein Grund zum Feiern.“

320°/dpa

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