Umfrage

Wie hält es ihr Unternehmen mit der Nachhaltigkeit, wollte die Bertelsmann Stiftung von Unternehmen in Deutschland wissen. Die Antworten fielen durchwachsen aus. Zwar ist das Thema in vielen Unternehmen wichtiger geworden, doch noch immer gibt es Hemmnisse.

Nachhaltigkeit wird zur Chefsache


Nachhaltigkeit wird für immer mehr Unternehmen in Deutschland zur Chefsache. In mehr als der Hälfte der großen Unternehmen ist das Thema mittlerweile beim Vorstand oder der Geschäftsführung angesiedelt. Trotzdem zeigen sich längst nicht alle Nachhaltigkeitsmanager mit dem Fortschritt zufrieden. Das zeigt eine neue Umfrage, die die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Peer School for Sustainable Development und des Lehrstuhls für nachhaltiges Wirtschaften der Universität Mannheim durchgeführt hat.

So hat nur einer von 51 befragten Nachhaltigkeitsmanagern aus großen Unternehmen angegeben, dass das Thema „voll und ganz in allen Bereichen verankert“ sei. Nur knapp die Hälfte ist der Meinung, dass die finanziellen Mittel für den eigenen Bereich ausreichend sind. Immerhin hat die Corona-Pandemie den Budgets für Nachhaltigkeit in den Unternehmen wenig anhaben können. Gut die Hälfte der Experten versichert, das Budget habe sich auch in der Krise nicht verringert.

Grundsätzlich geben drei Viertel der befragten Nachhaltigkeitsverantwortlichen an, dass ihr Thema im Unternehmen „viel wichtiger“ geworden ist. Der Antrieb komme sowohl von der Vorstandsetage als auch von außen. 78 Prozent stufen den Einfluss von Geschäftskunden als „eher wesentlich“ oder „sehr wesentlich“ ein. Ungefähr ebenso viel Gewicht hat auch das Wort der Vorstandsetage.

Erst an dritter Stelle der Nachhaltigkeitstreiber folgt die politische Regulierung (70 Prozent). Dies unterstützt nach Ansicht der Stiftung die Annahme, dass die politische Regulierung großer Unternehmen zu einem sogenannten „Trickle-down-Effekt“ führt. „Wenn einige große Unternehmen bestimmten Transparenzpflichten unterliegen, werden diese Standards auch innerhalb der Wertschöpfungskette weitergereicht“, erklärt Jakob Kunzlmann, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung.

Als besonders wichtige Regularien schätzen die Nachhaltigkeitsverantwortlichen den Sustainable Finance Action Plan der EU ein. Genannt werden auch die EU-Taxonomie, die ausgeweiteten nachhaltigkeitsbezogenen Berichtspflichten und das Lieferkettengesetz. Zugleich werden aber auch weitere Kosten und Bürokratie befürchtet.

Zu hohe Kosten und fehlenden Ressourcen

Dass die Transformation nicht schneller funktioniert, liegt nach Meinung von mehr als der Hälfte der Befragten an zu hohen Kosten und fehlenden Ressourcen (54 Prozent). Knapp die Hälfte hält zu wenige Marktanreize für ein Problem, ein weiteres Hemmnis ist eine zu geringe Nachfrage.

Für die Nachhaltigkeitsmanager ist es in erster Linie wichtig, Emissionen zu vermeiden und Unternehmensprozesse zu dekarbonisieren. Knapp 85 Prozent der Befragten sehen diese Themen als „wesentlich“ oder „sehr wesentlich“ an. Allerdings herrsche in dem Bereich auch nach wie vor Verunsicherung.

Für Laura Marie Edinger-Schons, Professorin für nachhaltiges Wirtschaften an der Universität Mannheim, ist die partielle Verunsicherung der Nachhaltigkeitsmanager keine Überraschung: „Es gibt so viel neue Regulierung und Methoden wie noch nie beim Thema Nachhaltigkeit. Dies erfordert gänzlich neue Management-Kompetenzen und Prozesse, insbesondere bei Unternehmen, die die Relevanz des Themas erst spät erkannt haben“, sagt sie. „Das ist ein Umbau bei laufendem Motor.“

320°/ek

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