Fahrzeug-Sharing

Der Sharing-Trend im Mobilitätssektor dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen. Davon sind Mobilitätsexperten überzeugt. Fünf Trends, die 2022 eine Rolle spielen könnten.

5 Trends für Shared Mobility


Die Zahl der Carsharing-Nutzer in Deutschland steigt – auch in Corona-Zeiten. Im Jahr 2021 wurden mehr als 2,87 Millionen Carsharing-Nutzer gezählt. Im Jahr zuvor waren es 2,29 Millionen und 2019 rund 2,46 Millionen Nutzer.

Mobilitätsexperten des Carsharing-Technologieanbieters Invers glauben, dass sich der Trend zum Autoteilen auch im kommenden Jahr fortsetzen wird. Sie haben fünf Trends identifiziert, die die Shared-Mobility-Branche im kommenden Jahr bewegen werden:

  • Fahrzeugdaten gewinnen an Relevanz

Autonomes Fahren, Infotainment und Komfortfunktionen, Wartungsplanung, Fahrtenanalysen – für alle diese Anwendungsfälle sind umfassende, verlässliche Daten aus dem Fahrzeug nötig. Das Thema ist nicht neu, wie Invers erklärt. Anwendungen wie Carsharing nutzten den Datenzugriff schon seit einiger Zeit. Doch noch immer ist unklar, welche Daten wem gehören und wie mit sensiblen Daten umzugehen ist.

In jedem Fall aber können die Daten sinnvoll genutzt werden. Invers verweist etwa Fahrtenanalysen, mit deren Hilfe umweltschonendes Fahren honoriert werden kann. Außerdem könnten Sharing-Anwendungen die Fahrzeugauslastung verbessern. Ein effizientes Life-Cycle-Management für Fahrzeuge auf Grundlage der konkreten Nutzungsdaten könne die Ressourcennutzung weiter optimieren.

  • Auto-Abos locken weitere Marktteilnehmer

Wer kein Auto kaufen will, kann auf immer mehr Angebote zum Auto-Abo zurückgreifen. Marktteilnehmer aus verschiedenen Segmenten haben das Potenzial für sich entdeckt. Dazu zählen Fahrzeughersteller wie VW. Der ID.3 ist seit September 2021 in Deutschland im Abo zu haben.

Darüber hinaus steigen klassische Rental-Anbieter in das Geschäft ein. So hat Europcar angekündigt, einen Abo-Service in Norwegen zu starten. Hinzu kommen Auto-Abo-Startups wie das Münchner Unternehmen Finn, das weiter auf Expansionskurs ist und gerade im Dezember 2021 zusätzliches Fremdkapital in Höhe von 500 Millionen Euro einwerben konnte, um weiter zu wachsen. Invers verweist auch auf den chinesischen Hersteller Geely, der unter der Marke Lynk&Co sogar ein Fahrzeugmodell anbietet, das ausschließlich im Abo-Modell zu haben ist.

  • Microcars erleben Lackmustest

Twizy, Microlino, City Transformer, Rocks-e – so heißen die Leichtfahrzeuge für den Stadtverkehr. Was sie auszeichnet, ist die kompakte Größe, das geringe Gewicht und der niedrigere Anschaffungspreis. Das macht sie auch für Sharing-Betreiber attraktiv. Invers bezeichnet die Microcars als „Grenzgänger zwischen Auto und Motorrad“, die die Parkvorteile eines Zweirads mit den Transportmöglichkeiten eines Autos kombinieren. Als Elektrofahrzeuge versprechen sie außerdem nachhaltige, innerstädtische Mobilität, ein Plus aus der Sicht der Städte- und Verkehrsplaner, die sich Sustainable Urban Mobility (SUM) zum Ziel gesetzt haben. Noch offen ist die Frage, ob sie sich im urbanen Mobilitätsmix behaupten können.

Microcar „Twizy“ von Renault (Foto: picture alliance/dpa/CTK | Malina Petr)
  • Campervan-Sharing wächst und wird digital

Entspannter Urlaub in Pandemie-Zeiten? Viele Reisefans haben im letzten Jahr den Wohnmobil-Urlaub für sich entdeckt. Invers verweist auf eine Studie des US-amerikanischen Branchenverbands Go RVing, wonach die Zahl der Wohnmobilreisenden von 56 Millionen im Jahr 2021 für das kommende Jahr auf 65 Millionen steigen wird. Grund dafür sei nicht nur der pandemiebedingte Wunsch nach Abstand, sondern auch durch die Pandemie beflügelte Trends zu Remote Work, Reisen in kleinen Gruppen und Urlaub im eigenen Land. Auch bei Wohnmobilen dürfte sich der Trend durchsetzen, die Fahrzeuge online zu buchen und per Smartphone übernehmen zu können.

  • Lastenräder beflügeln Bike-Sharing

Lastenräder entlasten Städte, tragen zur Verkehrswende bei und entwickeln sich aktuell zu einem lukrativen Geschäftsmodell. In der Folge nimmt auch die Zahl der Angebote zu. Marktexperten prognostizieren für den europäischen Markt ein Wachstum für 2021 von 66 Prozent.

Der Trend kommt laut Invers auch im Sharing an: So testet London seit September 2021 ein Lastenrad-Sharing im Osten der Metropole. Darüber hinaus hätten das Logistik-Unternehmen Stuart Delivery und der Lastenrad-Hersteller Vok Bikes vor Kurzem angekündigt, im kommenden Jahr ein Lastenrad-Sharing in London auf den Markt zu bringen. In Deutschland gibt es laut Branchenverband cargobike.jetzt aktuell bereits rund 150 Anbieter von Lastenrad-Sharing.

„Insgesamt ist zu beobachten, dass sich der Sharing-Trend fortsetzt und über das originäre Modell des Community-Carsharing hinauswächst“, fasst Invers die Trends zusammen. Neue Fahrzeugtypen wie Lastenräder, Campervans oder Leichtfahrzeuge würden den Markt erweitern. Gleichzeitig kämen neue Anwendungsfelder hinzu, etwa dann, wenn geteilte Lastenräder für Lieferdienste im Einsatz sind oder Auto-Abos eine flexible, aber doch längerfristige Nutzung eines Fahrzeugs fast im Sinne eines Rentals ermöglichten.

320°/sk

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