ReFuels für Luftfahrt

Nachhaltiges Kerosin für den Flughafen Stuttgart: In einer Durchführbarkeitsstudie wird geprüft, ob synthetisches Kerosin aus „grünem“ Wasserstoff und CO2 aus der Zementproduktion im industriellen Maßstab hergestellt werden kann. Auf dem Projekt ruhen großen Hoffnungen.

Kerosin aus Wasserstoff und CO2


Der Flughafen Stuttgart will gemeinsam mit Partnern klären, wie klimaschonendes synthetisches Kerosin aus „grünem“ Wasserstoff und prozessbedingtem Kohlendioxid (CO2) aus der Zementproduktion hergestellt werden kann. Dazu soll eine Durchführbarkeitsstudie angefertigt werden, die vom Land mit gut einer Million Euro gefördert wird. Ziel der Studie ist der Nachweis wirtschaftlicher und technischer Machbarkeit, was wiederum die Voraussetzung für den Einstieg möglicher Investoren wäre.

„Bei diesem Projekt des Flughafens in Kooperation mit Schwenk Zement und SkyNRG wird außergewöhnliche Pionierarbeit geleistet“, erklärt der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann. „Es geht dabei um die Vorbereitung einer Anlage mit einer Herstellungskapazität von 50.000 Tonnen synthetisches Kerosin pro Jahr am Standort Heidenheim-Mergelstetten. Das erste derart hergestellte Flugzeugtreibstoff in industriellem Maßstab könnte dort 2028 produziert werden.“ Das Projektkonsortium, dem der Flughafen Stuttgart, die Firma Schwenk Zement und SkyNRG angehören, engagiert sich ebenfalls mit einer Million Euro an dem Vorhaben.

„Für die Zementwirtschaft ist das Projekt von enormer Bedeutung, da die sinnvolle Nutzung von Kohlendioxid aus der Abluft von Zementwerken als Rohstoff einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz darstellt“, erklärt Thomas Spannagl, CEO von Schwenk. Angedacht ist hierfür die neuartige Technologie einer Oxyfuel-Anlage zur Zementherstellung. Dabei kann das Kohlendioxid nahezu auf 100 Prozent in der Abluft konzentriert werden, um in der nachgeschalteten Anlage für nachhaltige Flugkraftstoffe unter Verwendung von Wasserstoff synthetisches Kerosin herzustellen.

„Um die Beimischungsquote von nur zwei Prozent erneuerbarem Kerosin in Deutschland im Jahr 2030 zu erfüllen, müssten dafür jährlich knapp 250.000 Tonnen produziert werden“, rechnet Hermann vor. „Dafür müssen wir einige deutlich größere industrielle Anlagen realisieren. Das zeigt, wie groß die Herausforderung ist, um bis 2040 zum klimaneutralen Flugverkehr zu kommen.“

„Mit der richtigen technologischen Konfiguration sind große Synergien zwischen der Zementindustrie und der Luftfahrtindustrie möglich. Beide benötigen Lösungen, um ihren Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende zu leisten“, sagt Maarten van Dijk,Chief Development Officer von SkyNRG. SkyNRG bezeichnet sich als weltweit führender Anbieter von nachhaltigem Kerosin. Das Unternehmen habe bereits über 30 Fluggesellschaften auf allen Kontinenten mit „Sustainable Aviation Fuel“ (SAF) beliefert. 

320°/re

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