Feuchtes Sortiergut

Feuchte oder gar nasse Abfälle zu sortieren, ist schwer. Das gilt auch für Kompost. Mithilfe eines Sortierroboters aber soll es möglich sein. Das Ergebnis ist ein Gärgut, das angeblich höchste Anforderungen erfüllt.

Ein Sortierroboter für Kompost


Die Schweizer Firma Wiedag verarbeitet jährlich 20.000 Tonnen Biomasseabfälle. Die Biomasse wird vergoren, sodass am Ende des Prozesses Perkolat und festes Gärgut zur Verfügung stehen. Doch die Anforderungen an das Gärgut sind hoch, sodass eigentlich eine Sortierung nötig wäre. Nur: Für eine herkömmliche Sortierung ist das Material zu feucht.

„Üblicherweise gibt es für diese Art von Biomasseabfällen nichts, was die Fremdstoffe rausholen kann. Mit einem Windsichter vielleicht ein paar Folien, aber Hartkunststoffe gehen sonst nur, wenn man auch das Holz mit rausnimmt. Und dann bleiben da noch Glas und Metalle“, erklärt Betriebsleiter Emmanuel Hess.

Ausgangsmaterial aus der Braunen Tonne

Die Ausgangs-Biomasse entstammt zu drei Vierteln aus der „Braunen Tonne“ der Kommunen sowie aus Pflegeholz und Grünschnitt lokaler Kleingärtner. Die Korngröße beträgt nach dem Shreddern und Sieben 60 bis 80 mm. Anschließend wird das Material mit flüssigen Speiseresten vermischt, aufgewärmt und für zehn Tage im Fermenter vergoren.

Dabei entstehen Gase, die im firmeneigenen Blockheizkraftwerk zur Ökostromerzeugung genutzt werden. Das Material selbst ist nach der Verweilzeit so weit homogenisiert, dass daraus zum einen Perkolat für die Verwendung als Dünger erstellt wird und zum anderen festes Gärgut in den Korngrößen <25 mm sowie 25 bis 60 mm Holzschnitzel. Aber auch ausgepresst sind diese Fraktionen mit einem Trockenanteil von nur 40 Prozent noch zu feucht für eine herkömmliche Sortierung.

Gemeinsam mit dem Anlagenbauer Steinert hat Wiedag deshalb ein Konzept für die Sortierung mittels Roboter entwickelt. Dazu muss zuerst das Material mithilfe von Siebung und Verteilung vorbereitet werden, erklärt Steinert. Die Sortierung übernimmt anschließend UniSort Unibot mit zwei Deltarobotern, die im Pick-and-Place-Verfahren beziehungsweise Pick-to-Pick-Verfahren gleichzeitig alle Fremdstoffe entfernen.

Neuentwicklung für feinste Unreinheiten

Wie Steinert erklärt, liegt der Unterschied dieser beider Verfahren im Sortieraufsatz. „Neben dem aus der Hausmüllsortierung bekannten Sortieraufsatz für Pick-and-Place kommt hier eine Neuentwicklung zum Einsatz, die zielgenau feinste Unreinheiten absaugt und damit eine Übersortierung durch Verkleben bei herkömmlichen Sortiermethoden verhindert“, so Steinert. Durch seine Selbstreinigungsfunktion sei er zudem wartungsarm und für einen permanenten Einsatz konzipiert.

Die Erkennung der Fremdstoffe erfolgt laut Steinert durch die aus anderen UniSort EVO 5.0-Sortiermaschinen bekannte Sensorfusion aus Nahinfrarot (NIR)-, Farb- und Höhensensor, die mithilfe von Künstliche Intelligenz (KI)-gestützten Sortierprogrammen eine hohe Sortiersicherheit ermöglicht.

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Offenbar scheint das Verfahren gut zu funktionieren. „Die Sortiertechnik produziert seither ein sauberes Gärgut, das den Anforderungen des Kantons Zürich entspricht“, heißt es vonseiten Steinert. Diese Anforderungen gehörten zu den schärfsten weltweit und würden mehrmals im Jahr durch amtliche Analysen bestätigt.

320°/re

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