Rossmann

Im Herbst übernahm Raoul Roßmann die Geschäftsführung von seinem Vater Dirk. Das laufende Jahr ist das erste, in dem vorrangig der 36-Jährige die Drogeriemarktkette steuert. Eines seiner Ziele: Die Verwertung von Verpackungen steigern.

„Selbstabfüllung bieten wir nicht mehr an“


Der Drogeriekonzern Rossmann will in diesem Jahr neben neuen Filialen in Deutschland sein Auslandsgeschäft auch in Südeuropa ausbauen und künftig das Recycling von Verpackungen verstärken. Geschäftsführer Raoul Roßmann sagte der Deutschen Presse-Agentur, man plane etwa in Spanien mehr Zweigstellen – bisher gibt es in dem Land nur fünf. „Dort werden wir auf die Tube drücken, in diesem Jahr rechnen wir mit einer sicherlich zweistelligen Anzahl an Läden, die dazukommen.“ Zum Jahreswechsel hatte die Firmengruppe fast 4.400 Märkte und rund 56.500 Mitarbeiter in acht Ländern Europas.

Schrittweise sollen Kunden in manchen Orten an Selbstbedienungskassen mit eigenem Scannen herangeführt werden. Rossmann will mittelfristig außerdem die Wiederverwertungsquote bei Verpackungsmüll erhöhen. „Wenn man beispielsweise auf recyceltes Aluminium umsteigt, ist Recycling noch viel effizienter als bei Plastik, um CO2 einzusparen“, meinte der Unternehmenschef. „Wenn wir nächstes Jahr all unsere Alu-Verpackungen auf recyceltes Alu umstellen, ist der Effekt sogar noch größer.“ Allgemein gebe es immer mehr Produkte mit mehrfach nutzbaren Komponenten, auch bei den Rossmann-Eigenmarken.

Weniger gefragt seien zuletzt unverpackte Produkte zum Selbstabfüllen wie Reinigungsmittel gewesen. „Die Selbstabfüllung bieten wir nicht mehr an“, so Roßmann. „Die Akzeptanz war gering. Zudem sehen wir in der Optimierung unserer Verpackung das weitaus größere Potenzial, CO2 einzusparen und die Kreislauffähigkeit der Produkte zu erhöhen.“

Raoul Roßmann: „Kreislauffähigkeit der Produkte erhöhen“ (Foto: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte)

Der Handelskonzern bestätigte seine im Januar vorgelegten, damals noch vorläufigen Geschäftszahlen für 2021. Der Umsatz kletterte um 8,1 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. Im Jahr davor hatte der Konzerngewinn bei 318 Millionen Euro gelegen. Details zum aktuellen Überschuss nannte Raoul Roßmann nicht. Der Ertrag sei jedoch noch einmal gewachsen: „Er ist besser als der 2020er.“

Unter den momentan 2.130 Auslandsfilialen sind die meisten in Polen (1.580). Rossmann ist abgesehen von der noch geringen Präsenz in Spanien überdies in Ungarn, Tschechien, der Türkei, Albanien und im Kosovo vertreten. Neu in diesem Jahr: „Mit dem größten Lebensmittel-Einzelhändler in Aserbaidschan gibt es jetzt ein Joint-Venture.“ Kleine Länder ließen sich relativ rasch erschließen, erklärte Roßmann: „Dort warten die Menschen auf Drogeriemärkte.“

In China hingegen dürfte es vorerst bei Onlineauftritten bleiben, weil der Rossmann-Anteilseigner Hutchison Whampoa dort – wie auch in westeuropäischen Ländern wie den Niederlanden oder Belgien – schon über seine Drogeriekette Watson aktiv sei. „Im Onlinebereich haben wir auf einigen chinesischen Plattformen in den vergangenen Jahren aber ein gutes Geschäft entwickelt. Wir sind da recht zufrieden.“

Spezielle Anpassungen der Sortimente seien zunächst nicht geplant. „Wir haben davon profitiert, dass Teile des Nicht-Lebensmittelhandels geschlossen waren“, sagte Roßmann im Rückblick auf die Corona-Lockdown-Phasen. „Und wir haben neue Produktkategorien hinzugewonnen wie Selbsttests, Masken & Co. Das wird sich mit der hoffentlich ausklingenden Pandemie wieder normalisieren.“

2022 will der Konzern 200 weitere Filialen eröffnen, davon 70 neue in Deutschland. Die Gesamtinvestitionen betragen 230 Millionen Euro.

320°/dpa

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