Appell an Verbraucher

Die Bundesregierung will die Abhängigkeit von russischer Energie so weit wie möglich reduzieren. Auch Bürgerinnen und Bürger sollen ihren Teil beitragen: Der Wirtschaftsminister hat erneut zum Energiesparen aufgerufen.

„Zehn Prozent Einsparung geht immer“


Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Menschen in Deutschland nochmals dazu aufgerufen, Energie zu sparen. „Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag) vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. „Als Faustformel würde ich ausgeben: Zehn Prozent Einsparung geht immer.“ Der Grünen-Politiker kündigte eine entsprechende Kampagne der Regierung an.

Momentan wird nach Angaben des Wirtschaftsministeriums an einer Neuausrichtung der bereits laufenden Kampagne „Deutschland macht’s effizient“ gearbeitet. Dabei soll es neben Energieeffizienz auch um den Ausbau erneuerbarer Energien, Wärme und das Thema Energiesparen gehen, sagte eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage. Geplant seien Plakate, Digitale Screens an Haltestellen oder auch Anzeigen in Zeitungen. Digitale Energiesparanzeigen seien auch bereits etwa bei Google, Facebook oder Instagram geschaltet worden.

„Wir können nur unabhängiger von russischen Importen werden, wenn wir es als großes gemeinsames Projekt ansehen, an dem wir alle mitwirken“, sagte Habeck den Zeitungen. Wenn man an Ostern die Bahn oder das Fahrrad nehmen könne, sei das gut. „Das schont den Geldbeutel und ärgert Putin“, sagte Habeck mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Versorgungssicherheit aktuell gewährleistet

Mit Blick auf Berufspendler, die auf das Auto angewiesen sind, appellierte der Minister an die Arbeitgeber zu überlegen, „ob sie da, wo es möglich ist, Homeoffice anbieten, um Energie zu sparen. Homeoffice haben wir auch in der Pandemie gemacht. Wo das geht, könnte man wieder ein oder zwei Tage in der Woche zu Hause arbeiten – alles erst einmal auf freiwilliger Basis.“

Auf die Frage, welche Industriebetriebe im Falle eines Energiemangels als erste keine Versorgung mehr bekommen sollten, antwortete Habeck, dazu lasse sich „pauschal nichts sagen, dazu ist das Gefüge zu komplex“. Gemeinsam mit der Bundesnetzagentur bereite man sich auf alle Szenarien vor. „Eine Situation mit Versorgungsengpässen und der Abschaltung von Industrieanlagen ist allerdings ein wirtschaftspolitischer Alptraum. Man kann da eigentlich nichts richtig machen – nur weniger falsch.“ Es ginge dann um „massive Einbrüche“ in den deutschen Wirtschaftskreisläufen. „Deswegen werden wir alles tun, um das zu vermeiden.“

Aktuell sei die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet. „Wir beobachten die Lage sehr genau“, sagte die Sprecherin. Das Ministerium wird nach ihren Angaben engmaschig über die aktuelle Versorgungslage in den einzelnen Regionen Deutschlands informiert. „Die Bundesregierung ist auf alle Szenarien vorbereitet und jederzeit in der Lage, die notwendigen Schritte einzuleiten, falls nötig und erforderlich.“

Es sei wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger wie auch die Wirtschaft Energie sparten, sagte die Sprecherin. „Umso schneller können wir unser Ziel weg von russischen Energieimporten erreichen.“

320°/dpa

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