Anstelle von Erdgas

Der Ersatz von Erdgas durch regenerative Energieträger erscheint dringender denn je. Der Glashersteller Schott testet dafür Wasserstoff. Getestet wird in der laufenden Produktion.

Schott testet Glasproduktion mit Wasserstoff


Der Mainzer Schott-Konzern will den Einsatz von Wasserstoff bei der besonders energieintensiven Herstellung von Glas testen. So soll beim Betrieb der Schmelzwannen weniger Erdgas verbraucht und damit klimaschädliches Kohlendioxid eingespart werden, wie Schott-Vorstand Jens Schulte am Montag erklärte. „Mittelfristig kann das auch eine Rolle bei der Versorgungssicherheit spielen“, sagte er mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Lieferung von Erdgas aus Russland. „Kurzfristig ist das nicht realistisch.“

Das Pilotprojekt soll voraussichtlich im August starten. Über einen Monat hinweg soll in drei Phasen der Wasserstoffanteil in einem Erdgas-Wasserstoffgemisch für die Glasschmelze schrittweise auf bis zu 35 Prozent hochgefahren werden. „Es wird ein Test in der laufenden Produktion“, sagte Schulte.

Stadtwerke als Partner

Für die Herstellung von Spezialglas beispielsweise für Impfstofffläschchen, Handyschutzgläser und Mikrochips werden Temperaturen bis zu 1.700 Grad benötigt. Bisher werden die Schmelzwannen vor allem mit dem fossilen Energieträger Erdgas sowie teilweise auch mit Strom beheizt. Zum Teil wird dazu testweise auch „grüner“ Strom verwendet.

Den Wasserstoff für das Pilotprojekt werden die Stadtwerke Mainz liefern. Um den steigenden Bedarf an derart produziertem Wasserstoff decken zu können, sei ein deutlicher Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig, sagte der Technik-Vorstand der Mainzer Stadtwerke, Tobias Brosze.

Das rheinland-pfälzische Klimaministerium unterstützt das Projekt mit 714.000 Euro, die aus EU-Fördermitteln stammen. Für das Erreichen des von der Landesregierung gesetzten Ziels einer weitgehenden Treibhausgasneutralität bis 2035 sei es wichtig, die CO2-Emissionen in energieintensiven Industriebranchen zu senken, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder am Montag bei der Überreichung der Förderbescheide an Schott und die Stadtwerke. Schott hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden.

320°/dpa/re

Mehr zum Thema
Neue Kennzeichnung für CO2-armen Stahl
„CO2 wird künftig ein knappes Gut sein“
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Gaspreis auf höchstem Stand seit drei Monaten
Schott produziert optisches Glas mit 100 Prozent Wasserstoff
Dopper führt digitalen Produktpass ein