Internationale Logistik

Handel und Industrie ächzen unter Nachschubmangel - ob Autos, Baustoffe, Dünger oder Stahl. Ein schnelles Ende der Probleme in der Schifffahrt ist nicht in Sicht. Und auch die Risiken nehmen weiter zu.

Allianz: Häfen weltweit überlastet


Wegen Pandemie und Ukraine-Krieg sind die großen internationalen Handelshäfen rund um den Globus überlastet. Der Krieg habe die von der Pandemie verursachten Lieferprobleme, die Überlastung der Häfen und auch die Probleme bei der Rekrutierung von Schiffsmannschaften weiter verschärft, berichtet der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS.

Allein im weltgrößten Hafen Shanghai könnte eine Rückkehr zum Normalbetrieb nach dem derzeit noch andauernden Lockdown Monate dauern, sagt AGCS-Risikoberater Anastasios Leonburg. „Ich denke, dass das in naher Zukunft nicht einfach schnell gelöst ist.“ Eine Prognose sei schwierig, da das sowohl von den Maßnahmen der chinesischen Behörden als auch der Entwicklung der Pandemie in China abhänge.

Die Frachtkapazitäten in der Handelsschifffahrt sind nach Einschätzung der Allianz insgesamt zu knapp. Deswegen hätten große internationale Reedereien 7,5 Millionen neue Container bestellt, sagte Leonburg.

Brände auf Containerschiffen

Abgesehen von den Lieferproblemen sehen die Fachleute weitere Risiken auf die Schifffahrt zukommen, großteils technischer Natur. Da Containerschiffe immer größer werden, finden sie bei Bränden an Bord häufig keinen Haufen mehr, den sie anlaufen können. So sank im vergangenen Jahr der unter singapurischer Flagge fahrende Frachter „X-Press Pearl“ nach einem fast zwei Wochen dauernden Brand vor der Küste Sri Lankas 2012 gab es 127 gesunkene oder irreparabel beschädigte Schiffe, im vergangenen Jahr waren es noch 54.

In etwa fünf Prozent der weltweit verschifften Container werden nach AGCS-Schätzung heimlich nicht deklarierte Gefahrgüter transportiert. In den vergangenen fünf Jahren brachen demnach über 70 Brände auf Containerschiffen aus. Das beschäftigt nicht nur die Versicherungen: „Mit Sorge betrachten aber auch wir die zunehmende Zahl von Bränden auf Frachtern, insbesondere Containerschiffen und Autotransportern“, sagte Christian Naegeli, Sicherheitsreferent des Verbands Deutscher Reeder. Bei der Falschdeklaration gefährlicher Ladung an Bord seien die Verlader aufgefordert, dringend nachzubessern.

Die Reeder betonten aber auch, dass die Schifffahrt immer sicherer werde. „Obwohl es immer mehr Handelsschiffe gibt und obwohl es auch immer mehr sehr große Containerschiffe gibt, nimmt die Zahl der schweren Unfälle seit Jahren kontinuierlich ab“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger.

320°/dpa

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