CO2-Einsparung

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Der Chemiekonzern BASF hat Autolacke entwickelt, die deutlich CO2-ärmer sind als die konventionellen Beschichtungsstoffe. Für deren Herstellung werden unter anderem Küchen- und Kantinenabfälle verwendet. Erstmals nutzt ein großer Autohersteller die Lacke für seine Modelle.

Autolack auf Basis von Bioabfall


Bevor ein Auto auf den Straßen rollt, wird es mehrfach lackiert: Bei der sogenannten kathodischen Tauchlackierung (KTL) werden die negativ aufgeladenen Autoteile in ein Lackbad mit positiv geladenen Partikeln getaucht und so eine lückenlose Beschichtung und ein Korrosionsschutz erreicht. Auf die Außenhaut der Autos wird dann ein weiterer Lack aufgetragen – je nach Kundengeschmack glänzend oder matt.

Für all diese Anwendungen hat der Chemiekonzern BASF mehrere Lacke im Portfolio. Seit kurzem bietet BASF unter dem Zusatz ReSource auch umweltfreundlichere Alternativen an. Für die ReSource-Variante nutzt BASF Bio-Methan und Bio-Naphta statt Erdöl. Das Produktionsverfahren ermöglicht es, bereits in der Anfangsphase der Lackherstellung erdölbasierte Vorprodukte wie Rohbenzin durch nachwachsende Rohstoffe aus organischen Abfällen zu ersetzen.

Dung, Klärschlamm, Küchen und Kantinenabfälle

„Zu den organischen Abfallstoffen, aus denen wir das Bio-Naphtha und Bio-Methan für die Herstellung der Lacke gewinnen, zählen Dung, Klärschlamm, Küchen- und Kantinenabfälle sowie Strohreste“, sagt ein BASF-Sprecher auf Anfrage von 320°. Dadurch sinke nicht nur der Verbrauch an fossilen Rohstoffen, sondern es könnten auch die mit der Förderung, dem Transport und der Weiterverarbeitung von Rohöl verbundenen CO2-Emissionen vermieden werden. Insgesamt liegt die CO2-Einsparung gegenüber herkömmlichen Fahrzeuglackierungen bei etwa 40 Prozent.

Weitere Details zum Produktionsverfahren der Lacke nannte der BASF-Sprecher auf Nachfrage nicht, sondern verwies auf das selbst entwickelte Biomassenbilanz-Verfahren. Dabei werden erneuerbare Rohstoffe wie Bio-Naphtha oder Biomethan aus organischem Abfall bereits bei der Herstellung von chemischen Grundprodukten als Rohstoff verwendet und in den Produktionsverbund eingespeist. Dazu zählen etwa auch Kunststoffe und Superabsorber. Der Anteil an biobasierten Rohstoffen wird dann rechnerisch nach einer zertifizierten Methode bestimmten Verkaufsprodukten zugeordnet. Dieses Modell sei vergleichbar mit dem Prinzip des Ökostroms und könne von Kunden in die Lieferkette integriert werden.

BMW mit Autolack auf Basis von organischen Abfällen (Foto: BMW Group)

Als weltweit erster Kunde aus der Automobilbranche nutzt künftig die BMW Group die Lacke von BASF und plant so gemäß des Biomassebilanz-Verfahrens bis zum Jahr 2030 rund 15.000 Tonnen CO2 einzusparen. In den europäischen Werken sollen zum einen nachhaltigen Mattlacke verwendet werden und in den Werken in Leipzig und Rosslyn wird auch der ReSource-Korrosionsschutzlack für die Tauchlackierung genutzt. BWM produziert in den beiden Werken jährlich etwa 250.000 Fahrzeuge.

320°/ek

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