Gütertransporte

Alle Abfalltransporte nur noch per Bahn oder Schiff? Was Bundesratsausschüsse vorschlagen, stößt auf Ablehnung in Teilen der Recyclingwirtschaft. Das Misstrauen in die Deutsche Bahn scheint tief zu sitzen.

Kein Vertrauen in die Deutsche Bahn


Der Gedanke erscheint naheliegend: Wenn die Logistik klimafreundlicher werden soll, sollten die Transporte möglichst auf die Schiene. Bundesratsausschüsse haben diesen Gedanken aufgegriffen und an den Bundesrat appelliert, einen entsprechenden Vorschlag an die EU-Kommission zu richten. Sie solle im Rahmen der Änderung der Abfallverbringungsverordnung vorgeben, dass Abfalltransporte bei langen Transportwegen grundsätzlich per Bahn oder Schiff erfolgen sollten, anstelle per Lkw.

Die Recyclingverbände bvse und VDM haben daraufhin ihre Mitglieder gefragt, was sie von dem Vorschlag halten. Das Ergebnis: Nur 27 Prozent der Befragten können sich vorstellen, künftig die Bahn für notwendige Transporte zu nutzen. Das ist nur wenig mehr als die 20 Prozent, die die Bahn ohnehin schon nutzen.

Außerdem können sich lediglich 9 Prozent der Befragten vorstellen, stillgelegte Gleisanschlüsse wieder in Betrieb zu nehmen. Ein Drittel der Unternehmen hat angegeben, in früheren Jahren einen Gleisanschluss betrieben zu haben. Davon können sich nur 6 Prozent vorstellen, diesen wieder in Betrieb zu nehmen, während 91 Prozent der Befragten eine neuerliche Inbetriebnahme ablehnen.

„Andauernde Mangelverwaltung“

Der Mittelstand der Branche habe das Vertrauen in die Deutsche Bahn AG verloren, schlussfolgern bvse und VDM. Die befragten Mitgliedsunternehmen lehnten eine verpflichtende Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene strikt ab. Nach wie vor sei der Lkw in vielen Fällen das „mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel für die Entsorgung von Abfällen oder für die Belieferung der Verbraucher mit Sekundärrohstoffen“. In „sehr vielen Fällen“ seien Abfalltransporte ohne die Nutzung der Straße unmöglich.

Ihre ablehnende Haltung begründete Mitgliedsunternehmen unter anderem mit der „seit Jahren andauernden Mangelverwaltung der Waggons“. Kritik gibt es auch hinsichtlich „Zeit und Menge bei Zustellung und Abholung“. „Jahrelang wurde der Gütertransport in der Fläche durch die Deutsche Bahn absichtlich vernachlässigt und vielerorts sogar durch die Stilllegung von Güterbahnhöfen oder den Rückbau von Gleisen Anschlussgleisen und -weichen vernichtet“, erklären die Verbände. Von daher mache es wenig Sinn, Verpflichtungen für die Recycling- und Abfallwirtschaft anzuordnen, ohne vorab die nötigen technischen Voraussetzungen eines reibungslosen Gütertransports zu prüfen.

320°/re

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