Elektromobilität

Trotz Lieferschwierigkeiten boomt der weltweite Markt für Elektroautos. Deutschland belegte 2021 bei den Neuzulassungen weltweit den zweiten Platz. Bei den Herstellern rückt vor allem der Autobauer SAIC vor.

Zulassung von E-Autos: Deutschland auf Platz zwei


Jedes Zweite der weltweit zugelassenen 17 Millionen Elektroautos fährt in China. Wie schon die Jahre zuvor wurden dort auch im vergangenen Jahr die mit Abstand meisten neuen Elektroautos neu zugelassen – insgesamt 3,3 Millionen Stück, wie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ermittelt hat.

Deutschland lag im vergangenen Jahr im weltweiten Ranking der Neuzulassungen auf Platz zwei. Laut ZSW kamen hierzulande 681.000 Elektro-Pkw neu auf die Straßen. Bezogen auf alle neu zugelassenen Autos in Deutschland liegt der Anteil der Elektro-Pkw allerdings nur bei einem Viertel.

Am stärksten sind Elektroautos in Norwegen verbreitet. Dort liegt der Anteil laut ZSW bei rund 75 Prozent. „Nur eines von vier neu zugelassenen Autos wird dort noch konventionell angetrieben“, sagt ZSW-Mitarbeiter Andreas Püttner. „In Deutschland beträgt der Anteil der Elektro-Pkw lediglich 26 Prozent – aber immerhin ist dies fast doppelt so viel wie im Vorjahr – und erstmals mehr als der Anteil der Diesel-Pkw.“ Insgesamt sind auf Deutschlands Straßen derzeit etwa 1,2 Millionen Elektro-Pkw unterwegs.

Ähnlich sehen auch die Zahlen aus, die die Unternehmensberatung McKinsey am Dienstag mit dem Electric Vehicle Index veröffentlicht hat. Demnach liegen bezogen auf den Anteil verkaufter E-Autos die Top 8-Länder alle in Europa – den Elektro-Anteil in Norwegen beziffert McKinsey allerdings mit 90 Prozent. Die USA fallen im Vergleich zu China und Europa etwas zurück: Zwar haben sich dort die Verkäufe von E-Autos 2021 auf knapp 700.000 Fahrzeuge ebenfalls verdoppelt – allerdings auf noch niedrigerem Niveau.

Telsa ist Hersteller Nummer eins

Bei den Neuzulassungen nach Herstellern belegt Tesla laut ZSW mit 936.000 E-Autos Platz Eins, gefolgt von VW auf Rang Zwei mit rund 671.000 Stück. Die Hersteller BMW (231.000) und Mercedes (212.000) sind im Vergleich zu 2020 etwas zurückgefallen, aber weiterhin unter den Top 10. Das chinesische Automobilunternehmen SAIC belegt mit 609.000 Neuzulassungen Rang drei, entwickelt sich aber mit hoher Dynamik und hat zum Zweitplatzierten VW fast aufgeschlossen.

Bei den Modellen nimmt nach Angaben von ZSW das Tesla „Model 3“ mit mehr als 500.000 Neuzulassungen weiterhin weltweit die Spitzenposition ein. Mit dem „Model Y“, das auch in der neuen Tesla-Fabrik in Brandenburg produziert wird, hat der amerikanische Konzern ein weiteres Modell unter den Top 3 (411.000). Auf Rang 2 liegt der Hongguang Mini EV (427.000), ein preisgünstiger Kleinwagen, der ausschließlich für den chinesischen Markt hergestellt wird.

VW auch in Deutschland beliebt

Der VW ID.4, der erst seit Ende 2020 angeboten wird, liegt mit rund 120.000 Neuzulassungen auf Rang 4. Auch in Deutschland waren die meistgekauften E-Autos das Model 3 von Tesla sowie der VW e-Up! und der VW ID.3. „Die E-Mobilität kommt immer mehr im Massenmarkt an“, sagt Patrick Schaufuss von McKinsey. „Die Modellvielfalt nimmt massiv zu: Bis 2025 kommen über 500 neue E-Autos auf den Markt.“

Weltweit große Unterschiede gibt es derzeit noch bei der Ladeinfrastruktur. In China kommen laut McKinsey-Index rechnerisch im Schnitt sieben E-Autos auf einen öffentlichen Ladepunkt; in Deutschland hingegen 27, in den USA 21. Auch absolut betrachtet führt China in diesem Ranking: Über 1,1 Mio. öffentliche Ladepunkte stehen im Reich der Mitte zur Verfügung, in Deutschland waren es 2021 knapp 50.000.

„In Europa gilt es, das Ausbautempo hochzuhalten“, mahnt ein Berater von McKinsey an. Bis 2030 müssten demnach wöchentlich 5.000 bis 10.000 neue Ladepunkte hinzukommen, um den reibungslosen Ausbau der E-Mobilität zu ermöglichen.

320°/ek

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