UN-Wetterorganisation

40 Grad in Frankreich und Spanien und weit über 30 Grad in Deutschland: Hitzewellen wie die aktuelle werden in Zukunft wohl öfter auftreten. Das ist dem Treibhauseffekt geschuldet.

Hitzewelle ist „Vorgeschmack auf die Zukunft“


Hitzewellen werden laut den Vereinten Nationen künftig häufiger so ungewöhnlich früh und intensiv auftreten wie in dieser Woche in Europa. „Was wir heute erleben, ist leider ein Vorgeschmack auf die Zukunft“, sagte Clare Nullis, die Sprecherin der Weltwetterorganisation (WMO), am Freitag in Genf und verwies auf den Klimawandel.

Die extrem hohen Temperaturen, die sich von Nordafrika über Südeuropa ausgebreitet haben und an diesem Wochenende in der Schweiz und Deutschland erwartet werden, sind laut der WMO eher typisch für den Juli oder August.

In manchen Teilen Spaniens und Frankreichs sind die Thermometer dieser Tage mehr als zehn Grad über den Mittelwert für diese Jahreszeit geklettert, wie Nullis berichtete. Spanien, Portugal, Ungarn und Serbien seien von Trockenheit betroffen. Außerhalb Europas seien in den Vereinigten Staaten Mitte dieser Woche für fast ein Drittel der Bevölkerung Hitzewarnungen ausgesprochen worden.

„Als Folge des Klimawandels beginnen Hitzewellen früher, und sie werden häufiger und heftiger“, sagte Nullis. Schuld daran seien die rekordhohen Konzentrationen von Gasen in der Atmosphäre, die den Treibhauseffekt verursachten.

Hohe Waldbrandgefahr in Brandenburg

Für Deutschland erwarten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Temperaturen von knapp 40 Grad. Der Samstag soll mancherorts der bisher heißeste Tag des Jahres werden. Die Temperaturen sollen auf bis zu 35 Grad klettern, im Westen können es örtlich auch mal 38 Grad werden.

Zu den Kehrseiten der hohen Temperaturen zählt es, dass die Hitze gepaart mit einer vielerorts bereits lang anhaltenden Trockenheit die Waldbrandgefahr steigen lässt. Am Brocken im Oberharz brannte eine Fläche von etwa fünf Hektar – das entspricht einer Größe von etwa sieben Fußballfeldern. Seit Freitag gilt im Landkreis Harz die zweithöchste Waldbrandwarnstufe.

Brandenburg meldet die höchste Gefahrenstufe für Waldbrände. Es gibt ein Rauch- und Feuerverbot im Wald, aber bereits am Freitagmorgen brannte es in der Gemeinde Märkische Heide. Das Ausmaß des Feuers war noch unklar. Insgesamt sind seit Beginn der Waldbrandsaison über 200 Feuer registriert worden. Die Saison läuft in Brandenburg von März bis Ende September.

Verbot der Wasserentnahme

In Thüringen und Sachen-Anhalt etwa haben manche Städte und Landkreise ab der kommenden Woche ein Wasserentnahmeverbot ausgesprochen. In Baden-Württemberg gilt dieses Verbot örtlich schon. Demnach sollen alle nicht ausdrücklich erlaubten Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern wie Seen oder Flüssen als unzulässig erklärt werden. Grund: Die langanhaltende Trockenheit hat die Wasserstände vielerorts ungewöhnlich stark sinken lassen.

Der Klima-Vorstand des DWD, Tobias Fuchs, warnte, dass es schon in den nächsten Jahren durchschnittlich bis zu einem Grad wärmer werden könnte in Deutschland als in den vergangenen drei Jahrzehnten. Der Klimawandel werde Deutschland auch in den kommenden Jahren deutlich prägen, sagte er.

Laut DWD zeigt sich der Trend zu steigenden Durchschnittstemperaturen schon in diesem Sommer. Für alle Regionen Deutschlands wird ein Temperaturplus von bis zu einem Grad im Vergleich zum vieljährigen Durchschnitt von 17,6 Grad des Zeitraums 1991 bis 2020 prognostiziert.

320°/dpa/re

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