Ölverbrauch reduzieren

Es spart CO2-Emissionen, reduziert den Spritbedarf und gilt manchen als folgerichtig, wenn flächendeckend Strom und Gas eingespart werden soll: Das Tempolimit auf deutschen Autobahnen bleibt ein Dauerthema. Inzwischen können sich auch CDU-Politiker damit anfreunden. Ist jetzt die Zeit reif?

Kommt jetzt die Zeit für ein Tempolimit?


Deutschland ist das letzte europäische Land ohne generelles Tempolimit auf den Autobahnen. Doch wie lange hält sich diese Bastion noch? Angesichts der Energiekrise werden hierzulande immer mehr Stimmen laut, auch in der Bundesrepublik das spritintensive Fahren mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn flächendeckend zu beenden.

„Auch wenn es zum Gassparen nicht beiträgt: Ich glaube, dass die Gesellschaft nicht nur bereit ist, sondern sogar verpflichtet ist, jetzt konsequent ein Tempolimit auf Autobahnen einzuführen“, sagte etwa Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) am heutigen Donnerstag im Landtag. Es sei schwer zu erklären, dass man an jeder Ecke Strom und Gas sparen müsse, das Rasen auf der Autobahn aber weiterhin normal sein solle.

„Das ist sofort energiesparend“

Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat angesichts der drohenden Energiekrise und der hohen Kosten für Sprit ein Tempolimit gefordert. „Das hätte unmittelbar Wirkungen, das ist sofort einsparend“, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag bei einer Diskussionsveranstaltung der Süddeutschen Zeitung in München. „Da mal über den Schatten zu springen, wenigstens für zwei Jahre, wäre mal eine Diskussion wert“, sagte er an die Adresse des Koalitionspartners FDP im Bund, der sich gegen ein Tempolimit sperrt. „Wir Grünen springen ja wirklich jede Woche über irgendwelche ideologische Schatten. Das kann ich bei anderen Parteien noch nicht so feststellen.“

Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) widersprach seinem grünen Kollegen bei der SZ-Veranstaltung: „Das Tempolimit erzeugt überhaupt keinen Strom.“ Das sei keine Lösung für die drohenden Risiken im kommenden Winter. Er sprach sich erneut für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke aus, die eigentlich am Jahresende stillgelegt werden sollen.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Einige Söder-Kollegen in der CDU/CSU sehen das mittlerweile anders. So sagte etwa der niedersächsische CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende Dirk Toepffer laut Medienberichten kürzlich in Hannover: „Ein temporäres Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen darf nicht länger kategorisch ausgeschlossen werden.“

Auch der CDU-Politiker Jens Nacke, parlamentarischer Geschäftsführer in Niedersachsen, nannte Vorteile für Tempo-130: „Weil es einfach mehr Sprit spart und damit auch den Geldbeutel jedes Einzelnen schont.“ Sein Parteikollege Thomas Dörflinger, Chef des Arbeitskreises Verkehr in Nordrhein-Westfalen sagte der Welt: „In Krisenzeiten darf man grundsätzlich nichts ausschließen.“

Von der FDP hingegen kommt zu dem Thema bislang nichts Neues. Sie scheint bei ihrem harten Nein zu bleiben. So nannte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai die Limitforderungen vor zwei Wochen erneut Symbolpolitik und verwies auf den Tankrabatt als Entlastung für die Bürger.


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Befürwortet wird ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde hingegen auch von der Mehrheit der Menschen in Deutschland. In einer Befragung von YouGov äußerten sich 57 Prozent der Befragten zustimmend, 33 Prozent gaben an, gegen ein Tempolimit zu sein. 10 Prozent waren unschlüssig.

UBA-Berechnungen zum Einsparpotenzial

Das Umweltbundesamt (UBA) hatte vor drei Monaten verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, um deutlich sparsamer mit Energie umzugehen. Dazu gehörte auch, weniger und vor allem langsamer mit dem Auto zu fahren. Im Detail haben die Berechnungen des UBA ergeben, dass Tempo 130 auf Autobahnen 1,5 Millionen Tonnen an CO2 und damit 600 Millionen Liter Sprit einsparen würde. Während es sich beim CO2-Ausstoß um etwa fünf Prozent der Gesamtmenge handelt, sinkt der Kraftstoffgesamtverbrauch von Autos durch diese Maßnahme nur um knapp 1,5 Prozent.

Größere Potenziale zu Einsparungen gelingen nur mit drastischeren Tempolimits: Bei maximal Tempo 120 auf der Autobahn würden die Emissionen laut UBA um jährlich 2,0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert – umgerechnet sind das 800 Millionen Liter Kraftstoff. Bei einem Tempolimit von 100 km/h sind es 4,3 Millionen Tonnen CO2 – immerhin gut 1,7 Milliarden Liter Sprit, also etwa 4 Prozent des Gesamtverbrauchs von Autos.

320°/dpa/ek

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