Verbraucherumfrage

Der Umweltschutz hat für die Mehrheit der Deutschen einen hohen Stellenwert - im direkten Vergleich sogar höher als das Wirtschaftswachstum. Das zeigt eine Umfrage. Ein weiteres Ergebnis: Mit Nachhaltigkeitslabels für Produkte können Verbraucher nur wenig anfangen.

Umweltschutz oder Wirtschaftswachstum?


Die Mehrheit der Menschen in Deutschland spricht sich dafür aus, dem Umweltschutz Vorrang einzuräumen – auch dann, wenn es zulasten des Wirtschaftswachstums geht. Das geht aus einer Umfrage der Bank ING Deutschland hervor. Demnach gaben 51 Prozent von rund 1.000 Befragten an, dass Umweltschutzes im Zweifelsfall wichtiger als das Wirtschaftswachstum wäre. Nur 14 Prozent der Befragten lehnten das ab. Der Rest äußerte keine Prioritäten.

Die Zustimmung zum Umweltschutz zieht sich durch alle Altersgruppen. Nach Angaben der Bank machen die Befürworter dieser Aussage über alle Altersgruppen und Geschlechter durchweg zwischen 47 und 57 Prozent aus, die Ablehnung bei lediglich 10 bis 19 Prozent.

Ein überraschendes Altersgefälle zeigt sich jedoch bei der Gegenfrage. Die öffentliche Diskussion zu Nachhaltigkeitsthemen erweckt oft den Eindruck, als seien es vor allem die älteren Mitglieder der Gesellschaft, die nicht bereit sind, für die Zukunft der jüngeren auf Wohlstand zu verzichten, und dafür von diesen an den Pranger gestellt werden. Vorrang für die Wirtschaft fordern aber vor allem die Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen sowie 25- bis 34-Jährigen. Bei ihnen ist die Zustimmung zu der Aussage „Das Wirtschaftswachstum sollte die höchste Priorität haben, auch wenn die Umwelt in gewissem Maße darunter leidet“ höher ist als die Ablehnung.

Produktlabels helfen nur begrenzt

Auch wenn insgesamt eine Mehrheit Vorrang für die Umwelt fordert, ist im Alltag offenbar noch Luft nach oben:

  • Laut den Ergebnissen der Umfrage haben bislang nur knapp über 40 Prozent nach eigenen Angaben ihre Kaufgewohnheiten auf mehr Nachhaltigkeit umgestellt.
  • Mehr als 30 Prozent können sich vorstellen, das noch zu tun.
  • Gut ein Viertel lehnt eine Umstellung ab oder erachtet das Thema nicht für relevant.

Nach Angaben der ING ist der Kauf von mehr nachhaltigen Produkten womöglich auch darauf zurückzuführen, dass einige der problematischsten Produkte aufgrund regulatorischer Vorgaben schlicht und einfach aus den Regalen verschwunden sind, wie zum Beispiel FCKW-Spraydosen, Glühlampen und ineffiziente Elektrogeräte. „Auch ohne auf Konsumentscheidungen zu achten, kauft man in diesen Fällen zwangsläufig nachhaltiger ein“, so die Bank.

Wie die Umfrage ebenfalls zeigt, sind drei von fünf Deutschen der Meinung, dass der Kauf nachhaltiger Produkte der Umwelt und dem Klima zugutekommt. Doch diverse Produktkennzeichnungen wie Energieeffizienzlabel, Bio-Siegel oder Angaben zu Tierhaltungsformen scheinen Verbraucherinnen und Verbrauchern bei der Entscheidung nicht unbedingt zu helfen. Mehr als die Hälfte der Befragten findet es schwierig, Produkte im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu beurteilen. Nur rund 14 Prozent sehen das anders.

Ein weiteres Kriterium, das dem Kauf nachhaltiger Produkte entgegensteht, ist der Preis. Fast zwei Drittel der Deutschen stimmen der Aussage zu, dass nachhaltige Produkte teurer sind. Für jeden Dritten sind die Produkte zu teuer.

320°/dpa/re

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