Steigende Energiepreise
kostenpflichtigAuch das sind die Folgen hoher Energiepreise: Diebe transportieren inzwischen ganze Lkw-Ladungen Holz aus dem Wald. Der wirtschaftliche Schaden ist groß, und auch die Umwelt hat keinen Vorteil, wenn Scheitholz im Kamin verfeuert wird. Denn dafür gibt es eine bessere Alternative.
Holzklau in großem Stil
Die steigenden Preise für Strom und Gas verleiten immer mehr Menschen dazu, Holz aus den Wäldern zu stehlen. Die Diebe gingen teils streng organisiert vor, sagt Max Reger, Präsident von ForstBW, dem größten baden-württembergischen Forstbetrieb. „Das Holz wird nicht nur mit Pkw-Anhängern, sondern teilweise auch mit ganzen Lkw-Ladungen illegal abtransportiert“, sagt er. Aber auch kleinere Mengen würden aus den staatlichen Wäldern geklaut: „Neben ganzen Langholz-Stämmen stellen wir inzwischen immer häufiger fest, dass Holzdiebe es auch auf Brennholz abgesehen haben“, sagt Reger. Holzklau sei aber kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat.
Der Schaden durch die Brennholzdiebe sei erheblich, sagt der Landesforstpräsident. Nach der Tat werde das Holz keineswegs immer selbst benutzt, sondern auch illegal weiterverkauft.
Im Staatswald sind die Förster den Holzdieben schon seit Jahren mit Peilsendern auf der Spur. „Das werden wir nun verstärken“, kündigt ein ForstBW-Sprecher an. Mit den GPS-Trackern kann Holz markiert und über das Internet verfolgt werden. „Stellen unsere Mitarbeiter fest, dass sich die Stämme bewegen, obwohl keine Abfuhrfreigabe erteilt wurde, schalten wir direkt die Polizei ein“, sagt Reger. Die kleinen Geräte würden von den Forstwirten auch in Brennholz versteckt.
Kaminöfen mit zweifelhaftem Nutzen
Brennholz ist zuletzt deutlich teurer geworden. Kostete ein Festmeter im vergangenen Jahr dem Waldeigentümer-Verband AGDW (Berlin) zufolge noch zwischen 60 und 70 Euro, sind es mittlerweile 100 bis 200. „Wenn Brennholz überhaupt lieferbar ist, denn viele Händler beliefern nur noch ihre Stammkunden“, erklärt Verbandssprecher Jürgen Gaulke. Ein Massenproblem sei der Holzklau zwar noch nicht. In aller Regel würden kleinere Mengen gestohlen. Die Zahl der Fälle, in denen das nicht so sei, nehme allerdings zu.
In deutschen Haushalten gibt es mehr als elf Millionen Kaminöfen, sagt Energie-Fachmann Hans Weinreuter. Davon werden nach Einschätzung des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzprodukte (BBB) etwa sechs bis sieben Millionen aktiv genutzt. Der aktuelle „Kamin-Hype“ habe wenig mit Energiesparen zu tun. In der Regel könne nur ein Raum geheizt werden, und die Temperatur sei nicht gut steuerbar. „Den Wärmebedarf kann man damit nicht zu 100 Prozent decken“, sagt Weinreuter. Es gehe den meistens mehr um Atmosphäre und Wohlfühlen.
Auch die Auswirkungen auf die Umwelt sind offenbar nachteilig. „Aus den Schornsteinen kommt ja auch nicht nur heiße Luft, sondern auch Feinstaub und andere Schadstoffe.“ Daher seien Filter notwendig. Auch das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass selbst sachgerechtes Heizen mit Holz die Luft deutlich stärker verschmutzt als etwa Heizöl oder Erdgas.
Besser bauen statt verbrennen
Brennholz sei auch nur bedingt geeignet, um die aktuellen Energieprobleme zu lösen, meint die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder. Heizen mit Holz erfordere immer einen gewissen Vorlauf, erklärt sie. Der notwendige Trocknungsprozess an der Luft dauere in der Regel zwei Jahre. „Eine noch im laufenden Jahr wirksame Entlastung der Wärmeversorgung durch vermehrte Brennholzbereitstellung aus dem Wald findet damit ihre Grenzen.“
Holz darf nach gesetzlichen Bestimmungen erst verbrannt werden, wenn der Feuchtigkeitsanteil unter 20 Prozent liegt, erläutert ein Ministeriumssprecher. „Schornsteinfeger empfehlen sogar einen Wassergehalt möglichst unter 15 Prozent.“ Beim Verbrennen von zu feuchtem Holz entstünden hohe Schadstoffbelastungen und andere unerwünschte Folgewirkungen bis hin zum Kaminbrand.
Das Bauen mit Holz sei zudem aus Klimaschutzgesichtspunkten der Verbrennung vorzuziehen, betont Eder. „Hierdurch wird der im Holz enthaltene Kohlenstoff langfristig gebunden und somit einer atmosphärischen Freisetzung in Form des Treibhausgases Kohlendioxid entzogen.“ Zugleich könne es andere Materialien wie Beton, Stahl, Glas oder Ziegel ersetzen, die oft nur sehr energieaufwendig herzustellen seien.
Und was ist mit „Totholz“? Dieses abgestorbene Holz im Zersetzungsprozess ist wichtig für die Bildung von Humus, die Speicherung von Wasser sowie als Brut- und Lebensraum für viele Arten, heißt es im Ministerium. Sein Heizwert sei zudem viel niedriger als der von luftgetrocknetem Brennholz. Der ökologische Wert sei höher als dessen potenzieller Nutzen als Brennstoff. Das bei den zahlreichen Waldbränden bereits angekokelte Holz eigne sich schon gar nicht für die Verbrennung: „Es lässt sich nur sehr schwer wieder entzünden.“
Pellets besser als Scheitholz
Sehr viel besser geeignet als Scheitholz seien Pellets, also gepresste Holzreste aus Sägewerken. „Das ist gerade in Häusern sinnvoll, in denen der Einbau einer Wärmepumpe wegen mangelnder Möglichkeiten nicht sinnvoll ist“, sagt Umweltministerin Eder.
Pellets seien deshalb besser, weil sie ein Produkt mit definierter Qualität seien, meint auch Weinreuter. Die „Abgasqualität“ sei besser und der Betrieb sinnvoller zu steuern, weil er in der Regel vollautomatisch laufe. Wichtig sei es, dass die Pellets aus der Region stammten. So könne verhindert werden, dass sie doch Schadstoffe enthielten oder Bäume dafür gefällt würden.
Rund 600.000 Pelletheizungen und -öfen gibt es nach Branchenangaben in Deutschland. „Wurden Pelletzentralheizungen bislang eher als Ersatz für eine Ölheizung installiert, da ein Lagerraum vorhanden ist, ist die Nachfrage von Gaskunden sowohl nach Zentralheizungen als auch Pelletkaminöfen fürs Wohnzimmer seit dem Krieg in der Ukraine stark gestiegen“, sagt Anna Katharina Sievers, Sprecherin des Deutschen Pelletinstituts.
Im ersten Halbjahr seien rund 32.000 Pelletheizungen verkauft worden, zwölf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Auch der Absatz von Pelletkaminöfen liegt deutlich über dem Vorjahr“, berichtet Sievers. Der Preis für die Pellets steige rasant „in noch nie dagewesene Höhen“ und lag im August bei 638 Euro je Tonne – fast dreimal so hoch wie im August des Vorjahres.