Überschwemmungen

Über tausend Tote, ganze Regionen überflutet, Hunderttausende haben kein Dach mehr über dem Kopf: Die schwere Unwetterkatastrophe in Pakistan nimmt immer größere Ausmaße an - und es wird wohl noch schlimmer.

„Kolossale Katastrophe“ in Pakistan


Die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan haben schon mehr als 1.100 Menschen das Leben gekostet und etwa eine Million Häuser beschädigt – ein Ende der Katastrophe ist aber nicht in Sicht. Vielmehr werde sich die Lage wohl noch weiter zuspitzen, sagte Außenminister Bilawal Bhutto Zardari am Dienstag. In Gebieten, die schon seit zwei Monaten von Stürmen und Hochwasser heimgesucht würden, dauerten die schweren Monsun-Regenfälle an. In Genf stellten die UN und Pakistans Regierung einen ersten Hilfsplan für sechs Monate im Umfang von 116 Millionen Dollar (rund 116 Millionen Euro) vor.

„Die Katastrophe ist in ihrem Ausmaß und ihrer Verwüstung kolossal und hat sowohl unsere Ressourcen als auch unsere Kapazität überstiegen“, ergänzte der Außenminister. Ebenso wie zuvor Experten machte er den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich. „Pakistan ist zum „Ground Zero“ der größten existenziellen Bedrohung dieses Jahrhunderts geworden – der globalen Erwärmung“, sagte er. Die schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten seien für sein Land nichts minder als ein nationaler Notstand.

33 Millionen Menschen betroffen

Die südasiatische Atommacht mit ihren rund 220 Millionen Einwohnern leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen. Betroffen ist besonders die Region Belutschistan im Südwesten. Doch auch der Nordwesten Pakistans hat wegen der Fluten inzwischen mit großen Schäden zu kämpfen. Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Erdrutsche haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen.

Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sind unter den Todesopfern auch fast 400 Kinder. Nahezu 3.500 Kilometer Straßen seien zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt. Bauern hätten rund 700.000 Tiere verloren.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Regierung in Islamabad bereits den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe gebeten. Die Regierung selbst stellt nach eigenen Angaben 173 Millionen Dollar bereit. Insgesamt seien mehr als 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, hieß es. Nach Schätzungen des Planungsministeriums beläuft sich der Schaden für die pakistanische Wirtschaft auf rund zehn Milliarden Dollar (etwa zehn Milliarden Euro).

Wie der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke, in Genf erläuterte, sind etwa eine halbe Million Menschen obdachlos geworden. Viele seien von Verwandten und anderen aufgenommen worden, andere lebten in Camps. Es müssten schnell neue Behausungen gebaut werden.

Furcht vor Cholera

Der in Genf vorgestellte Hilfsplan sieht unter anderem medizinische Hilfe vor. Dabei geht es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um Verletzungen etwa durch von den Wassermassen mitgerissene Trümmer und Schutt, elektrische Schocks durch abgerissene Kabel sowie um Infektionen wie Cholera. Diese breiten sich aus, wenn mit Fäkalien verseuchtes Abwasser nicht richtig entsorgt wird. Auch chronisch Kranke wie Diabetiker und Schwangere müssten in der Notlage weiter versorgt werden.

Fast 900 Gesundheitseinrichtungen seien zerstört oder beschädigt worden. Pakistan habe schon vor den Überschwemmungen viele mangelernährte Kinder gehabt, berichtete das Kinderhilfswerk Unicef. Sie müssten jetzt besonders unterstützt werden.

Die Malteser stellen nach eigenen Angaben 100.000 Euro für erste Nothilfemaßnahmen bereit. „Die Situation in den Überschwemmungsgebieten, wie in der Provinz Sindh, ist verheerend. Nachdem die schweren Regenfälle bereits seit Juni anhalten, drohen nun Krankheiten wie Cholera auszubrechen“, sagt Cordula Wasser, Leiterin der Asienabteilung von Malteser International, in Köln. Über lokale Partner würden mobile medizinische Teams in die besonders betroffenen Regionen entsandt.

320°/dpa

Mehr zum Thema
Sachverständigenrat: Deutsches CO2-Budget ist aufgebraucht
Prognose: Verkehr verursacht Hälfte aller CO2-Emissionen
„Alarmstufe rot“: 2024 noch wärmer als 2023?