Klimaschutz

Inzwischen achten immer mehr Menschen darauf, dass ihre Lebensmittel möglichst wenig Klimafolgen verursachen. Doch worauf kommt es dabei an? Und ist Bio wirklich besser für das Klima?

Wie ernährt man sich möglichst klimafreundlich?


Für viele Menschen ist ihre Ernährung ein sehr persönliches Thema. Und doch hat es weltweiten Einfluss, was wir essen. Denn die Herstellung von Lebensmitteln ist ein Treiber der Klimaerwärmung. Wie also könnte eine klimafreundliche Ernährung aussehen? Klar ist: Fleisch verursacht in der Regel wesentlich höhere Emissionen als pflanzliche Produkte. Zudem können Lebensmittel von weit her schon durch ihren Transport mehr CO2 verursachen. In den Details sind sich Experten aber nicht immer einig. Ein Überblick zum Welternährungstag am 16. Oktober. 

  • Ist Bio besser fürs Klima?

Bio ist in vielerlei Hinsicht gut für die Umwelt. Doch Bio-Lebensmittel schonen das Klima nicht unbedingt, meint der Ernährungswissenschaftler und Buchautor Malte Rubach. „Die Produktivität der ökologischen Erzeugung ist nicht so hoch wie in der konventionellen Erzeugung“, sagt Rubach. Das liege daran, dass auf Kunstdünger, Kraftfutter und gentechnisch erzeugtes Futter verzichtet werden müsse. „Der Verzicht auf diese Dinge mindert die Produktivität.“ Pro Kilogramm Bio-Lebensmittel ergebe sich dadurch ein höherer CO2-Fußabdruck.

Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) verursacht beispielsweise ein Kilogramm Vollmilch im Schnitt etwa 1,4 Kilogramm CO2 – bei der Bio-Variante sind es 1,7 Kilogramm.

Das sei zu kurz gedacht, meint hingegen Silke Oppermann, Expertin der Umweltorganisation WWF. Durch den Einsatz von Mineralöldüngern und Pestiziden im konventionellen Bereich würden Bodenlebewesen sehr schnell absterben. „Mit dem Verlust der Bodenlebewesen geht auch die Speicherfähigkeit der Böden von CO2 und Kohlenstoff verloren“, sagt die Referentin für nachhaltige Ernährung und Klimaschutz. Böden seien der zweitgrößte Speicher von CO2 nach den Ozeanen.

  • Was ist besser: Milch von der Kuh oder aus Pflanzen?

Hafer-, Soja-, Reis- und Mandelmilch – es gibt viele Milchersatzprodukte. Laut einer groß angelegten Studie, die bei der Online-Publikation „Our World in Data“ veröffentlicht ist, schneidet die Kuhmilch in allen relevanten Umweltaspekten deutlich schlechter ab als die pflanzenbasierten Produkte. Auch das Umweltbundesamt (UBA) rät generell zum Konsum von pflanzlichen Alternativen.

WWF-Expertin Oppermann gibt zu bedenken, dass Reis- und Mandelmilch im Vergleich zur Hafermilch eine weniger gute Umweltbilanz haben. „Weil Reis auch aufgrund der Anbauweise einen relativ hohen CO2-Abdruck hat. Und bei Mandeln ist das Problem, dass die hauptsächlich in Spanien und Kalifornien angebaut werden und dort spielt Wasserknappheit und Dürre eine Rolle.“ Anne Klatt vom UBA sagt: „Wenn die Wasserknappheit in den Anbauregionen der pflanzlichen Rohstoffe berücksichtigt wird, kann die Kuhmilch gegenüber einigen Alternativen, zum Beispiel auf Basis Soja oder Mandeln, vorteilhafter sein.“

Ernährungswissenschaftler Rubach findet den Vergleich zwischen Kuhmilch und den Milchersatzprodukten irreführend. Letztere hätten deutlich weniger Nährstoffe und Proteine. Folglich müsse mehr davon getrunken werden, was auch wiederum den CO2-Fußabdruck erhöhe.

  • Käse oder Fleisch – was schadet dem Klima mehr?

Das hängt sehr von der Herstellungsweise des einzelnen Produkts ab. Ganz generell lässt sich aber sagen: Um ein Kilogramm Käse herzustellen, werden zwischen 4 und 13 Liter Milch gebraucht. Laut der Ifeu-Studie verursacht daher ein Kilogramm Käse – je nach Art – etwa 5,7 Kilogramm CO2 und mehr. Bei einem Kilogramm Hähnchen sind es durchschnittlich 5,5 Kilogramm. „Das liegt daran, dass Hühner eine sehr hohe Produktivität haben“, sagt Rubach.

Auch Schweinefleisch hat mit durchschnittlich 4,6 Kilogramm CO2 einen niedrigeren Wert. Anders sieht es beim Rindfleisch aus: Die Herstellung von einem Kilogramm Fleisch verursacht hier im Schnitt 13,6 Kilogramm Kohlendioxid.

  • Wie klimaschädlich sind Getränke?

„Von den gesamten Klimagasen, die unsere Ernährung verursacht, liegen die Getränke auf Platz zwei, direkt nach Fleisch und noch vor Getreide- und Milchprodukten“, sagt Rubach. „Getränke haben pro Liter zwar einen vergleichsweisen geringen Fußabdruck, aber in Summe trinken wir am Tag 2,5 Liter und das addiert sich dann hoch.“

Leitungs- und Mineralwasser haben die geringsten Auswirkungen auf das Klima, danach kommen abgefüllte und zubereitete Getränke wie Kaffee und Tee. „Beim Tee ist der größte Verursachungspunkt zum Beispiel das Kochen von Wasser, nicht der Tee selbst, beim Kaffee ist es die Röstung“, sagt Rubach.

320°/dpa

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